Innenansicht:Die Stadt und ihre Rechnungen

Die Zahlungsmoral der Stadt gilt als recht problematisch. Beruhigend, dass sich die Ämter mögliche eigene Vorteile nicht entgehen lassen

Von Dominik Hutter

Wer früh überweist, zahlt weniger - das gilt nicht nur im Privatleben passionierter Sparfüchse, sondern auch für offizielle Großüberweiser wie die Stadt München. Zwei bis drei Prozent Skonto sind oft drin, wenn beim Begleichen von Rechnungen nicht alles auf den letzten Drücker läuft. Und offensichtlich herrscht in den Büros der Kommunalverwaltung der erklärte Wille, die öffentlichen Kassen zu schonen. Nur in 5,5 Prozent aller Fälle, in denen ein Nachlass möglich war, haben die Mitarbeiter geschlampt, berichtet nun die Stadtkämmerei auf eine Anfrage der Bayernpartei hin. Geprüft wurde zuletzt stichprobenartig in den ersten sechs Monaten 2014. Schlampen heißt: zu spät zahlen, den gewährten Nachlass nicht vollständig ausschöpfen oder aber trotz Skonto die volle Summe überweisen. Der dadurch entstandene Schaden liegt bei exakt 5911 Euro und 63 Cent.

Chapeau! In einem Sechs-Milliarden-Haushalt sind das geradezu Erdnüsse. Allerdings scheint sich die Zahl der Rechnungen, bei denen überhaupt ein Nachlass möglich ist, in Grenzen zu halten. Denn eigentlich genießt die Zahlungsmoral der Stadt notorisch einen eher zweifelhaften Ruf. Insgesamt wurde, so ergab die Prüfung, ein ganzes Fünftel der Rechnungen zu spät bezahlt. Beim Kommunalreferat war es sogar fast die Hälfte, was sich allerdings inzwischen verbessert haben soll. Auf Rang zwei der Schlafmützenskala landet das Bildungsreferat, das mit seinen vielen Außenstellen in Form von Schulen und Kitas eine eher unübersichtliche Struktur aufweist.

Seit damals hat offenbar keiner mehr nachgeprüft - obwohl es sich möglicherweise lohnen könnte. Denn ebenfalls 2014 hatte das Revisionsamt maßlose Schlampereien bei der Buchführung aufgedeckt. Von 147 stichprobenartig ausgewählten Zahlungsanweisungen wurden nur bei 21 sämtliche internen Regeln beachtet. Zwei Jahre davor hatte die städtische Prüfbehörde bereits festgestellt, dass die Stadt bei einem Versorgungsunternehmen mit 187 526,51 Euro in der Kreide stand - einfach, weil nicht gezahlt wurde. Das Problem blieb allerdings in der kommunalen Familie: Der Gläubiger waren die Stadtwerke München.

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