Was man als braver Staatsbürger nicht alles erledigen muss. Gerade erst ist der aus den Achtzigern stammende Privatbunker wieder auf Vordermann gebracht worden. Ausgestattet mit einer Notration, die selbst dem kritischen Blick Thomas de Maizières standhalten würde. Teure Rotweine sind darunter und Hummerschwänze in der Dose - damit die Moral auch bei Hochwasser erhalten bleibt. Und jetzt kommt auch noch die Stadt München mit Extrawünschen daher: Man soll doch bitte gekühlten Fußbalsam auftragen sowie Rücken und Beine mit Franzbranntwein einreiben. Na gut, wenn es hilft. Aber ist es wirklich notwendig, auch noch Schläfen, Hals und die Stelle hinter den Ohren mit kaltem Wasser oder einem Eisstift zu betupfen?
Oh, fürsorglicher Staat! Gäbe es ihn nicht, müsste man sich auf Verhaltenstipps wie den der Satire-Webseite Postillon verlassen. Die empfahl mit Verweis auf den ADAC, nur dann Tiere im heißen Auto zurückzulassen, wenn man Backpapier untergelegt hat. Die Stadt München, die am Donnerstag pünktlich zur späten Hitzewelle ihre lange Liste bislang zurückgehaltener Verhaltenstipps veröffentlich hat, rät hingegen, Kinder und gesundheitlich angeschlagene Menschen überhaupt nicht in parkenden Fahrzeugen aufzubewahren. Wobei man sich eigentlich schon den Weg zum Auto ersparen sollte. Das Gesundheitsreferat hält es für ideal, stark besonnte Sommertage in einem kühlen und abgedunkelten Raum zu verbringen. Und wenn man nicht ohnehin gerade kühl duscht oder badet, sollte zumindest kaltes Wasser über die Handgelenke laufen. Die Flüssigkeit, die in den Mund läuft, darf zwar reichlich bemessen, aber nicht allzu eisig oder alkoholhaltig sein.
Was wohl echte Südländer über die hiesige Hitzewelle sagen würden? Zögen sie am Ende kurz ihre Jacke aus, um das von der Stadt empfohlene Thermalwasserspray bequemer auf Arme und Dekolleté auftragen zu können? Legen sie im Auto eine Heizdecke unter, wenn die nächtlichen 14 Grad des Münchner Mördersommers durch die Türritzen kriechen? Am sichersten ist es, einen klimatisierten Schutzraum aufzusuchen. Dort winkt Rotwein statt Wasser - und lecker Hummer aus der Dose.