In 56 Metern Höhe:Rechtes Plakat am Liebfrauendom

"Identitäre" brüsten sich mit der Aktion, der Staatsschutz ermittelt

An der Frauenkirche hat die Polizei am Samstagmorgen in 56 Metern Höhe ein großes Plakat entfernt, das ausweislich des Textes und der Farbgebung ein Werbebanner der rechtsgerichteten und vom Verfassungsschutz beobachteten "Identitären Bewegung" war. Wie lange das zwölf mal zwölf Meter große Plakat an dem Baugerüst dort hing, hat die Polizei bisher ebenso wenig herausgefunden wie die Urheber. Fest steht nur, dass um acht Uhr über den Notruf die Meldung einging, dass ein großes Plakat am Liebfrauendom hänge. Inzwischen ermittelt der Staatsschutz gegen unbekannt und sucht Zeugenhinweise.

Dass ein Plakat der "Identitären Bewegung" an einer katholischen Kirche nichts verloren hat, steht für die Polizei außer Frage. Nur ist bislang noch nicht definiert, wegen welcher Delikte da konkret ermittelt wird. "Im Raum steht Hausfriedensbruch", heißt es aus dem Polizeipräsidium. Aber das sei ein "Antragsdelikt", bei dem der Staatsanwalt erst tätig werde, wenn die Hausherrin des Liebfrauendoms Strafantrag stelle. Ein Sprecher des Erzbischöflichen Ordinariats ließ wissen, man prüfe "geeignete juristische Schritte", und sagte: "Wir wollen grundsätzlich keine politischen Aktionen an Kirchen - aber insbesondere nicht diese Aktion, da sie von Kräften verübt wird, die außerhalb des Spektrums unserer Grundordnung stehen." Die "Identitäre Bewegung Bayern" selbst postete in sozialen Netzwerken unter dem Hashtag #Lederhosenrevolte ein Foto des Banners. Offenbar ging es ihr mit der Aktion darum, Spenden bei Sympathisanten lockerzumachen. Der frühere Dortmunder Neonazi Lukas Bals begrüßte die Aktion auf Twitter. Er trat im Herbst als Hauptmoderator bei Pegida München auf. Mit ähnlichen Aktionen haben die Identitären bereits öfters versucht, Aufmerksamkeit zu bekommen. Im August hängten sie etwa ein Banner ans Brandenburger Tor in Berlin. Die "Identitäre Bewegung" in Bayern wird seit Anfang 2016 vom Verfassungsschutz beobachtet. Ihre Aktivisten arbeiten auch mit Pegida München und der als rechtsextremistisch eingestuften Aktivitas der Studentenschaft Danubia zusammen, die beide ebenfalls vom Verfassungsschutz beobachtet werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: