Geldanlagen:München ist die Aktienhauptstadt Deutschlands

  • Der Anteil der Einwohner, die Aktien besitzen, ist in München fast doppelt so hoch wie im deutschen Durchschnitt - nämlich 17,8 Prozent gegenüber neun Prozent.
  • Die höchsten Werte innerhalb Münchens ergeben sich für das Hackenviertel in der Innenstadt.
  • Am Stadtrand scheuen die Menschen das Risiko eher.

Von Katja Riedel

München steht häufig an der Spitze von Rankings. Zu Kaufkraft, Lebensgefühl oder Immobilienpreisen hat die bayerische Landeshauptstadt jeweils Spitzenwerte zu bieten, nicht immer ist das nur zum Vorteil der Münchner.

Nun steht fest, dass München auch Deutschlands Aktienhauptstadt ist: Der Anteil der Einwohner, die Aktien besitzen, ist in München fast doppelt so hoch wie im deutschen Durchschnitt - nämlich 17,8 gegenüber neun Prozent. Fast die Hälfte der Münchner hält Aktien offenbar für eine sinnvolle Wertanlage. Und das ist durchaus ein Vorteil, wie zumindest Arno Walter, Vorstandsvorsitzender der Comdirect Bank, betont.

Walters Haus hat aus Daten der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) und des Marketinginstituts Acxiom eine Vergleichsanalyse erstellt, den "Deutschland-Atlas Anlageverhalten". Demnach legen in München so viele Menschen wie nirgendwo sonst in Deutschland ihr Geld in Aktien an.

München liegt deutlich über den Werten, die für andere große deutsche Städte herauskamen - und das auch in Stadtvierteln, in denen die niedrigsten Werte ermittelt wurden. Sie liegen dennoch vor der Bankenmetropole Frankfurt (11,8 Prozent), vor Hamburg (9,4 Prozent), Berlin (8,3 Prozent) und Düsseldorf (12 Prozent). So haben im Hasenbergl und in der Messestadt Riem immerhin noch 13 Prozent der Münchner in Wertpapiere investiert - so viele wie in Köln.

Aktien für die Altersvorsorge bekommen eine immer größere Bedeutung

Die höchsten Werte innerhalb Münchens ergeben sich für das Hackenviertel in der Innenstadt: Hier hat ein Viertel der Bewohner Aktien in den Depots - was aufgrund der Sozialstruktur von wenigen, eher wohlhabenden Bewohnern nicht gerade verwundert. Eine relativ hohe Aktiendichte herrsche auch entlang des Isarufers und im Süden Münchens.

Insgesamt ist das Anlageniveau in Deutschland allerdings mäßig, das gilt auch immer noch für München, so sieht es zumindest Comdirect-Chef Walter. "Die Deutschen müssen aufwachen", ist der Bankenchef überzeugt. Aufgrund der Nullzins-Politik, die die Europäische Zentralbank zuletzt bekräftigte, komme Aktien für die Altersvorsorge eine immer größere Bedeutung zu.

Warum Münchner mehr Aktien besitzen

Die Deutschen tendierten dennoch dazu, ihre Ersparnisse auf das Konto zu legen und zu warten, dass es wieder Zinsen gibt. Doch das sei unwahrscheinlich. Der scheidende Chef des Rückversicherers Munich Re, Nikolaus von Bomhard, hatte vergangene Woche scharfe Kritik geübt. Die Bundesregierung sehe tatenlos zu, wie das Vermögen den Deutschen durch die Hände rinne, gerade Älteren. Dies besorge ihn "in höchstem Maße".

Dass in München immerhin jeder Fünfte Aktien besitzt, liege wohl auch daran, dass es in der Stadt sieben Dax-Unternehmen gebe, darunter Traditionskonzerne wie BMW oder die Allianz. Diese hätten eine "Strahlkraft", die dazu führe, dass die Münchner auch deren Aktien erwerben.

Bei der Risikobereitschaft liegt München ebenfalls an der deutschen Spitze

Zudem dürften viele Beschäftigte Aktienpakete der Konzerne erworben oder als Teil der Vergütung bekommen haben - auch dies könnte den hohen Wert erklären. Eine Anlage in diese eher stabilen Werte zeigt zudem, dass Aktien nicht immer ein hohes Risiko bedeuten müssen, wenn man zudem langfristig plant. Die BMW-Aktie beispielsweise ist trotz Kursschwankungen innerhalb der vergangenen fünf Jahre um 47 Prozent gestiegen.

Bei der Risikobereitschaft liegt München ebenfalls an der deutschen Spitze, hat der Deutschland-Atlas der Comdirect Bank ergeben. Drei Viertel der Münchner, die Aktien und Fonds besitzen, bekundeten dabei eine hohe Risikobereitschaft. Vor allem im Stadtzentrum ist die Risiko-Neigung sehr stark ausgeprägt.

Am Stadtrand scheuen die Menschen das Risiko eher. Doch auch das ist keine goldene Regel: Der Spitzenwert kommt ausgerechnet aus der Messestadt Riem, wo die Quote der Münchner Wertpapierbesitzer eigentlich am niedrigsten ist. Erklärbar ist dies damit, dass die Messestadt eine sehr differenzierte Sozialstruktur aufweist.

Dort gibt es viele Eigenheimbesitzer. Und Vermögensberater fordern dazu auf, die Anlageformen breit zu streuen. Weil das sogenannte Betongold als besonders sicher gilt, können Münchner Immobilienbesitzer diese Sicherheit nutzen und bei Aktien ein größeres Risiko eingehen.

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