8. Januar, KZ-Gedenkstätte Dachau
Dachau im Ausnahmezustand: US-Vizepräsident Joe Biden besuchte mit seiner Enkelin Finnegan am Sonntagnachmittag die KZ-Gedenkstätte Dachau. Mehr als 100 Beamte der Polizeiinspektion Dachau, der Kripo Fürstenfeldbruck und der Bayerischen Bereitschaftspolizei sicherten das Gelände, schon eine Stunde, bevor der prominente Gast eintraf. Bis zuletzt war unklar, ob Biden im Anschluss an die Münchner Sicherheitskonferenz kommt, oder der Besuch doch noch kurzfristig absagt wird.
Kurz vor 16 Uhr kreiste ein Polizeihubschrauber über der Gedenkstätte, zehn Minuten später traf der US-Vizepräsident mit einem Konvoi aus 30 Fahrzeugen ein. Der Besuch war der Verwaltung der Gedenkstätte zuvor als "ganz privat" angekündigt worden.
Der Auschwitz-Überlebende Max Mannheimer, Präsident der Lagergemeinschaft Dachau, und Gabriele Hammermann, Leiterin der KZ-Gedenkstätte, empfingen Joe Biden und sein hundertköpfiges Gefolge vor dem historischen Jourhaus. Anfang November war die Eingangstür gestohlen worden. Von den Tätern und der Eisentür fehlt jede Spur. Hammermann zeigte dem US-Vizepräsidenten eine Fotografie des Eingangstores mit der verschwundenen Tür.
Fast schüchtern reichte die 16-jährige Finnegan Max Mannheimer, der am Sonntag im Karmel-Kloster an der Gedenkstätte seinen 95. Geburtstag feierte, die Hand. Mehrere Dutzend Security-Leute schirmten den Vizepräsidenten und seine Enkelin von den Schaulustigen und anderen Gedenkstättenbesuchern ab. Nach der Begrüßung besichtigte der Politiker das Museum der Gedenkstätte.
Schon als Junge hat er das "Nie wieder" gehört
In der Pater-Roth-Straße vor dem Besucherzentrum hatten sich Gruppen von Dachauern versammelt, die Straße war für den Verkehr gesperrt. Es war nicht der erste Besuch Bidens in Dachau: Mit jedem seiner drei Kinder - und zwar mit jedem der zwei Söhne und seiner Tochter einzeln - hat der 72-Jährige die Gedenkstätte schon besucht. Es sei für alle drei jeweils der erste Ort gewesen, den sie von Europa sahen. So hat es Biden einmal in einer Rede vor der Lobby-Organisation American Israel Public Affairs Committee erzählt. Das erste Mal habe er die Worte "Nie wieder" als Junge am Tisch seines Vaters gehört.
Biden, der erste katholische Vizepräsident der USA, hat sich während seiner jahrzehntelangen politischen Karriere immer vehement für die Interessen des Staates Israel eingesetzt.