Immobilienprojekte:Die Party fällt aus

Palais an der Oper und Quartier Hofstatt an der Sendlinger Straße: Die Grundsteinlegung für zwei spektakuläre Innenstadt-Projekte wurde abgesagt - aus "organisatorischen Gründen".

Alfred Dürr

Die Einladungen zu zwei großen Feiern waren bereits gedruckt und an die Gäste abgeschickt. Jetzt folgt überraschend ein Rückzieher - und das mit einer äußerst spärlichen und unbefriedigenden Begründung. Da es um zwei spektakuläre Münchner Immobilienprojekte geht, wuchern die Spekulationen. Was ist wohl passiert - hat die Finanzkrise nun auch die Vorzeigequartiere in der Innenstadt mit voller Wucht getroffen?

Immobilienprojekte: Ende Juni sollte eigentlich der Grundstein für den Umbau der ehemaligen Residenzpost mit den schönen Arkaden am Max-Joseph-Platz gelegt werden.

Ende Juni sollte eigentlich der Grundstein für den Umbau der ehemaligen Residenzpost mit den schönen Arkaden am Max-Joseph-Platz gelegt werden.

(Foto: Foto: Haas)

Ende Juni sollte der Grundstein für den Umbau der ehemaligen Residenzpost mit den schönen Arkaden am Max-Joseph-Platz gelegt werden. Der Komplex heißt künftig Palais an der Oper und vereint Luxusgeschäfte, edle Büros und teure Wohnungen unter seinem Dach.

Zu den geladenen Ehrengästen beim geplanten feierlichen Umbaubeginn zählten Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil und Münchens OB Christian Ude. Letzterer wollte auch beim Quartier Hofstatt an der Sendlinger Straße, dem früheren Areal der Süddeutschen Zeitung, als Festredner auftreten. Dort sollte die Grundsteinlegung am 1. Juli stattfinden. Aber auch diese kann man nun aus dem Terminkalender streichen.

Beide Veranstaltungen wurden mit jeweils drei lapidaren Sätzen aus "organisatorischen" Gründen "verschoben". An beiden Projekten ist die Landesbank Baden-Württemberg LBBW mit ihrer Immobilien-Tochter und verschiedenen Partnergesellschaften beteiligt. Doch in Stuttgart schweigt man beharrlich über die Gründe der Grundsteinverlegung und verweist lediglich auf die knappe Mitteilung.

Risiken seien unterschätzt worden

In der Münchner Immobilienszene haben die abgesagten Ereignisse freilich für Aufsehen gesorgt. Spekuliert wird, dass die personellen Änderungen an der Spitze der krisengeschüttelten Landesbank Baden-Württemberg eine Rolle spielen könnten. Der umstrittene Vorstandschef Siegfried Jaschinski musste gehen. Ihm folgte der als erfahrener Sanierer bekannte Chef der Landesbank Berlin, Hans-Jörg Vetter, nach. Auch an der Spitze der LBBW Immobilien GmbH gibt es Veränderungen. Der Vorsitzende der Geschäftsführung, Hans Strudel, scheidet zum 30. Juni 2009 aus. Sein Nachfolger wird Markus Pflitsch.

Nach einem Bericht der Stuttgarter Zeitung habe die Bank diverse Projekte kritisch unter die Lupe genommen. Viele Annahmen seien zu positiv, die Risiken unterschätzt und die Ertragserwartungen entsprechend überhöht. Es heißt, alle Projekte würden in den kommenden Monaten streng eingeteilt: Weiterführung, Sanierung oder Einstellung.

Vor einigen Jahren schien es, als wollte die LBBW München geradezu im Handstreich erobern. Erstaunt beobachtete man, wie die Baden-Württemberger ein Renommierprojekt nach dem anderen übernahmen, darunter zum Beispiel auch die aufwendige Sanierung des Stachus-Untergeschosses. Dass nun die beiden Projekte, die jeweils ein Investitionsvolumen von Hunderten Millionen Euro haben, eingestellt werden, ist nicht zu erwarten. Beide seien wirtschaftlich tragfähig, sagen Experten. Auch wenn Grundsteinlegungen vorerst ausbleiben - auf beiden Baustellen wurde gestern fleißig weiter gearbeitet.

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