Immobilien in München:Millionen-Deal in der Fußgängerzone

Immobilien in München: Die Alte Akademie in der Münchner Fußgängerzone

Die Alte Akademie in der Münchner Fußgängerzone

(Foto: Robert Haas)

Jesuiten, Statistiker und Klamotten hat die Alte Akademie in der Fußgängerzone schon beheimatet. Nun bekommt die österreichische Signa Holding wohl den Zuschlag für das Gebäude im Renaissancestil. Was plant das Unternehmen, dem auch das Berliner KaDeWe gehört?

Von Alfred Dürr

Der Umbau der nächsten Traditions-Immobilie in der Altstadt steht bevor. Offiziell ist zwar noch keine Entscheidung gefallen, welcher Investor vom Freistaat Bayern den Zuschlag für das im Renaissancestil erbaute, ehemalige Jesuitenkolleg ("Alte Akademie") an der Neuhauser Straße mitten in der Fußgängerzone erhält. Dem Vernehmen nach soll aber das österreichische Unternehmen Signa Holding das Rennen gemacht haben. Wie die Modernisierung des historischen Gebäudes aussehen könnte, ist noch unklar. Das bayerische Finanzministerium vergibt das staatseigene Grundstück im Erbbaurecht auf 65 Jahre. Es soll also nicht für immer veräußert werden.

Diese Entscheidung für das Erbaurecht zeigt deutlich, welchen besonderen Stellenwert das unter Denkmalschutz stehende Projekt hat. Im Krieg wurde es schwer zerstört und Mitte der 1950er Jahre originalgetreu wiederaufgebaut. Zuletzt war dort das Landesamt für Statistik untergebracht. In dem nach vorne in die Fußgängerzone versetzten Flügel mit den Arkaden befand sich bis zur Geschäftsaufgabe vor einem Jahr das Bekleidungshaus Hettlage.

Die Geschichte der Alten Akademie reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Die Jesuiten nutzten das Areal mit seinen Kirchen, Klöstern und Kollegiumsbauten bis zur Auflösung des Ordens im Jahr 1773. Im Lauf der Zeit waren in den Bauten verschiedene bedeutende Institutionen untergebracht - unter anderem die Bayerische Akademie der Wissenschaften, die Hofbibliothek, die Akademie der Bildenden Künste und die Universität. Die katholische Kirche kaufte 2006 den rückwärtigen Teil der Alten Akademie und gestaltet die Gebäude gegenwärtig zu ihrer neuen Verwaltungszentrale um. Wie viel Kommerz mit Geschäften, Wohnungen und Gastronomie darf im vorderen Teil sein?

Klare Vorgaben für Investor

Dass die Statistiker einmal ausziehen würden, ist schon seit vielen Jahren abzusehen. Der Stadtrat, der für die Baugenehmigung zuständig ist, legte klare Vorgaben fest, an die sich der Investor zu halten hat. Demnach muss auf die besonderen denkmalrechtlichen und historischen Belange Rücksicht genommen werden. Zum Beispiel können die teilweise begrünten Innenhöfe nicht einfach mit einem Dach zu einer Einkaufspassage überbaut werden.

Unvorstellbar ist auch, dass die Fassade etwa mit Schaufenstern geöffnet wird. Eine spannende Frage ist, wie der Investor im Innern mit der weiten Eingangshalle, dem Mosaikboden und der Treppe zur Galerie umgeht. Die damals neu gebauten Bereiche im Innern gelten als herausragende Zeugnisse der Nachkriegsarchitektur.

An dieses Projekt müsse man mit größtem Fingerspitzengefühl herangehen, heißt es in Fachkreisen. Dem Österreicher René Benko, Geschäftsführer und Gründer der seit dem Jahr 2000 bestehenden Signa Unternehmensgruppe, wird das zugetraut. Er gilt als der Shooting Star der europäischen Immobilienszene. Zahlreiche Objekte in innerstädtischen Top-Lagen hat er mit hoher architektonischer Qualität umgestaltet. Dazu gehört etwa der Umbau der prächtigen Länderbank-Zentrale in der Wiener Altstadt zu einem Luxushotel.

Auch in München ist René Benko schon präsent. Das Kaufhaus Oberpollinger und das benachbarte Karstadt Sporthaus gehören zum Immobilienvermögen. Bekannt wurde die Signa auch durch den Kauf von 17 Karstadt Kaufhäusern - das KaDeWe in Berlin inklusive. Die Alte Akademie dürfte nun eine der größten Herausforderungen für Benko werden.

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