Immobilien:In der Maxvorstadt soll ein neues Stadtquartier entstehen

Die alte, denkmalgeschützte Kriegsakademie an der Pappenheimstraße 14. Die Telekom will das Gebäude und etwa 10000 Quadratmeter Fläche verkaufen; das Areal soll mit Neubauten zu dem Neubauquartier "Artists" entwickelt werden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die frühere Kriegsakademie ein Krankenhaus. dann die Zentralvermittlungsstelle der Bundespost.

(Foto: Corpus Sireo)
  • Die frühere Kriegsakademie in der Maxvorstadt steht offenbar kurz vor dem Verkauf.
  • Das Gebäude gehört seit 1994 der Telekom.
  • Aus dem Areal an der Ecke Blutenburg- und Pappenheimstraße soll ein neues Wohn- und Gewerbeensemble werden.

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Dieser Prachtbau auf dem Marsfeld hat eine beachtliche Geschichte, nun könnte bald ein neues Kapitel aufgeschlagen werden. Das Areal der ehemaligen Kriegsakademie an der Ecke Blutenburg- und Pappenheimstraße steht offenbar vor dem Verkauf - damit wäre der Weg frei für den Bau eines neuen Stadtquartiers auf dem knapp drei Hektar großen Gelände.

"Der Verkaufsprozess ist noch nicht abgeschlossen", sagt Martina Brügger, Sprecherin von Corpus Sireo Asset Management GmbH, einer Kölner Firma, welche die Vermarktung des Immobilienbestands des Eigentümers, der Deutschen Telekom, übernommen hat. Brügger mag einen Abschluss nicht bestätigen, sie teilt nur mit: "Wir stehen bereits in Verkaufsverhandlungen mit diversen Interessenten." Indes trägt das Projekt schon einen Namen: "Artists" soll das Quartier heißen.

Damit könnte bald ein Investor bereit stehen, dieses Filetgrundstück zum neuen Stadtquartier umzugestalten. Bereits vor zwei Jahren hat die Stadt die Konturen für ein Bebauungsplanverfahren skizziert; mit einem Beschluss soll der Stadtrat im ersten Halbjahr 2017 das Verfahren ins Rollen bringen, wie das Planungsreferat bestätigt.

Es geht dabei um die Bebauung eines der letzten freien Flecken in der Maxvorstadt. Östlich des bestehenden Telekom-Komplexes sollen auf der Fläche Neubauten entstehen, die sich mit dem denkmalgeschützten Monumentalbau zu einem Wohn- und Gewerbeensemble fügen - womit auch der Niedergang dieses prächtigen Hauses gestoppt würde.

Das Haus machte zusehends einen maroden Eindruck

Erbaut wurde der dreigeschossige Backstein-Riegel von 1889 bis 1890 von Gustav Freiherr von Schacky "mit reicher Sandsteingliederung in Formen der Neurenaissance", wie es im Bayerischen Denkmal-Atlas heißt. Die Fenster im Erdgeschoss sind mit Quadern gerahmt; die der Obergeschosse mit antikisierten Ausschmückungen, so genannten Ädikulen, eingefasst.

In das Bauwerk an der heutigen Adresse Pappenheimstraße 14 zog zunächst die Kriegsakademie als Teil der Kriegsschulen auf dem Marsfeld. 1949 wurde das Gebäude zu einem Krankenhaus umgebaut, bis es unter Verfügung der Bundespost kam, die auf dem Areal die "Zentralvermittlungsstelle München" für den internationalen Fernsprechverkehr einrichtete.

Seit der Postreform 1994 ist die Telekom AG Eigentümerin, die das ehrwürdige Haus gut 13 Jahre später vermietete: Ein Boardinghouse übernahm drei Etagen - und es schien, als sei der Komplex dem Verfall preisgegeben. Das Haus machte zusehends einen maroden Eindruck, Rollläden und Fensterstöcke verrotteten, Bewohner klagten über Müll in den Fluren, verdreckte Toiletten. Unterdessen ist seit Längerem im Erdgeschoss ein Telekom-Betriebskindergarten untergebracht, "ansonsten steht das Gebäude zu großen Teilen leer", heißt es in der Stadtratsvorlage.

Immobilien: Marsfeld-Monument: Der Komplex wurde von 1889 bis 1890 erbaut.

Marsfeld-Monument: Der Komplex wurde von 1889 bis 1890 erbaut.

(Foto: Matthias Döring)

Mit dem Bebauungsplan nutzt die Stadt die Konversion zum Wohnquartier, um das Gebiet klar zu strukturieren - und dem Bauträger Vorgaben zu machen. So wird festgesetzt, dass 48 der 74 teils uralten Bäume auf dem parkartigen Grundstück nicht gefällt werden dürfen. Die Planungsziele gehen aus dem Papier nur in Umrissen hervor. So ist in der Vorlage von insgesamt 150 Wohneinheiten sowie 90 Arbeitsplätzen die Rede. "Das bestehende Denkmal Pappenheimstraße 14 soll in die Planungen integriert und umgenutzt werden", heißt es in dem Papier.

Das dürfte heißen: In der alten Kriegsakademie werden Wohnungen entstehen. Südlich davon soll nach dem Konzept ein sechsgeschossiger Baukörper an der Pappenheimstraße entstehen; entlang der Blutenburgstraße soll sich ein langer, ebenfalls sechsgeschossiger Gebäuderiegel erstrecken, in dem neben Gewerbe im Erdgeschoss auch der Betriebskindergarten unterkommen soll; insgesamt soll die Einrichtung zwei Kindergarten- und vier Krippengruppen umfassen. Direkt angrenzend ist eine 980 Quadratmeter große Spielfläche vorgesehen.

Durch die Anordnung der Gebäude soll ein "ruhiger Innenbereich" entstehen, wie es in der Vorlage heißt, wobei die Neubauten das Baudenkmal "sinnvoll ergänzen" sollen. Die Gesamtgeschossfläche wird mit 19 100 Quadratmetern angegeben, die überbaute Fläche mit 11 155 Quadratmetern. Festgesetzt wird zudem, dass der neue Eigentümer einen Realisierungswettbewerb durchzuführen hat.

Außerdem muss der Käufer die Grundsätze der sozialgerechten Bodennutzung (Sobon) beherzigen, welche einen Anteil geförderter Wohnungen verlangt. Der Bezirksausschuss Maxvorstadt zeigte sich mit diesen Vorgaben sehr zufrieden. "Das lässt hoffen, dass hier auch bezahlbare Wohnungen entstehen", sagt die Planungssprecherin der SPD-Fraktion, Gesche Hoffmann-Weiss.

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