Im Münchner Zenith:Pink, die Weihnachtsfrau

Bekannt geworden ist sie durch ihre wunderbar rotzigen Lieder. Nun war sie wieder einmal in München: Die Rockgöre Pink.

Egbert Tholl

Wer gegen das Musikgeschäft rebelliert, wer die vielen "Stupid girls" anklagt, die ihr letztes bisschen Hirn nur noch für die Lektüre von Kalorientabellen aufwenden, der muss vielleicht ein bisschen mehr bieten als ein buntes Weihnachtsgeschenk, tituliert als Dankeschönkonzert, aber natürlich auch dafür da, um noch einmal (sicherlich berechtigt) Geld zu verdienen. Pink war wieder in München, im Zenith diesmal, das genauso ausverkauft war wie die Olympiahalle im Oktober des vergangenen Jahres. Und nach 75 Minuten war sie wieder verschwunden. War sie überhaupt da gewesen?

Im Münchner Zenith: In Aktion: Pink im Münchner Zenith.

In Aktion: Pink im Münchner Zenith.

(Foto: Foto: Johannes Simon)

Was da war, war ein in Routine festgefahrener Auftritt, bei dem sich die Persönlichkeit der inzwischen dunkelhaarigen Sängerin in ganz entzückenden Ansagen äußerte. Ach, das Publikum sei ja so süß - und Luftballons kann sie fangen und auch eine Weihnachtsmann-Mütze aufsetzen. Ein lustig hüpfendes kleines Mädchen war da zu bestaunen, das nach einem ziemlich fulminanten Beginn ("Trouble") und einem einzigen, der Musik geschuldeten, wirklich schönen Theatermoment - wenn sie zu "Just like a pill" das Schlagzeugpodest erklimmt - hilflos in den partiellen Niederungen des eigenen Repertoire herumfuhrwerkt.

Pink hat wunderbar rotzige, selbstbewusste Lieder geschrieben - und nimmt deren (textlichen) Gehalt im Konzert zurück. "Dear Mr. President" kündigt sie mit "und jetzt kommt meine Politik" an. Und dann kommt Mainstream, nichts als perfekt wiedergegebener, niemanden erschreckender, kalkuliert kritischer, aseptischer Mainstream.

Den scheint sie mit einem Medley mit Hits von Janis Joplin, das ausgerechnet "Summertime" enthält, zu durchbrechen. Doch macht sie sich diese Musik nicht zu eigen, sie kopiert eine Oberfläche. Der Höhepunkt, ohne alle Ironie: "What's up" von den 4 Non Blondes. War auch schon der Höhepunkt vor 14 Monaten.

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