Il Piccolo Principe:Plötzlich Prinzessin

Italienischer Feinkostladen in München, 2010

Gäste, die italienische Edelküche auf weißen Tischdecken erwarten, sind bei Toni und seiner Frau Francesca fehl am Platz.

(Foto: Catherina Hess)

Das Restaurant Il Piccolo Principe ist nach der Erzählung von Antoine de Saint-Exupéry benannt. Wie in dem Buch gibt es auch in dem Lokal so einiges zum Staunen.

Ulrike Bretz

Man könnte viel Bedeutungsschwangeres hineininterpretieren in den Namen dieses Restaurants: Will das Il Piccolo Principe, benannt nach der Erzählung "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry, uns wie die Hauptfigur ein Gefühl von Menschlichkeit und Freundschaft vermitteln? Uns zum Staunen bringen? Uns gar eine Lehre in Bescheidenheit erteilen?

Fest steht: Wirt Toni Gaudino, der das Piccolo Principe seit fast 20 Jahren betreibt, ist an diesem Abend unser Geschichtenerzähler. In seinem kleinen Fürstentum in der Kapuzinerstraße 48 ist es ein bisschen eng und unaufgeräumt. Auf dem Weg vom vorderen Raum mit Stehtischen zum Nebenraum, in dem man an vier Tischen Platz nehmen kann, muss man sich an alten Weinkisten und Regalen voller Kochbücher vorbeiquetschen. Das tut man gerne - denn es gibt viel zu entdecken.

Gäste, die italienische Edelküche auf weißen Tischdecken erwarten, sind bei Toni und seiner Frau Francesca fehl am Platz. Auch der Service ist mit dem des Edel-Italieners nicht zu vergleichen. Der Wirt betreut die Gäste zwar persönlich und sehr aufmerksam, er merkt sich unsere Namen, die wir beim Reservieren am Telefon genannt hatten, den ganzen Abend lang. Aber er verzichtet auf unnötige Schmeicheleien. Stattdessen bringt er uns immer wieder zum Lachen. Er behandelt uns wie Freunde - und wir fühlen uns plötzlich wie im Schlaraffenland.

Das liegt auch an der Vitrine im vorderen Raum. Schon der Blick auf die Antipasti -eingelegte Karotten, Artischocken, Auberginen, Zucchini, außerdem italienische Wurst- und Käsespezialitäten, macht Appetit. Wir bestellen den Vorspeisenteller, auf dem das Beste aus der Vitrine vereint ist (7,90 Euro), außerdem Bruschetta mit Tomaten und Basilikum (3,60 Euro).

Die Antipasti halten, was sie versprechen, und die Bruschetta ist klassisch schlicht und lecker, frische Tomaten auf dick geschnittenem Bauernbrot. Wir möchten noch mehr Vorspeisen probieren und entscheiden uns für die frische Salsiccia vom Grill auf Tomate und Zwiebeln (8,50 Euro). Kaum steht die Portion auf unserem Stehtisch, läuft uns beim Duft das Wasser im Mund zusammen. An manchen Tagen findet man die gegrillte Salsiccia in einer anderen Variante auf der Karte - mit Polenta und Gorgonzola. Diese gelungene Kombination ist eine Geschmacksexplosion, die einen überwältigen kann. Manchem Gast dürfte sie eine Spur zu deftig sein. Nach einer solchen Portion als Vorspeise ist man eigentlich schon satt und zufrieden.

Wir aber hatten die frischere Variante mit Tomanten, da können wir uns noch den Hauptgang erlauben: hausgemachte Ravioli mit einer Steinpilzfüllung in Butter (7,90 Euro) und Rinderfilet mit Gemüse (15,90 Euro). Dazu wählen wir den sehr dunklen Nero D'Avola aus Sizilien (3,80 Euro) und einen Vermentino aus Sardinien (3,40 Euro).

Wir staunen wie der kleine Prinz und bestellen den italienschen Dessert-Klassiker. Das Tiramisu (3,90 Euro) ist genauso wie es sein sollte. Frisch, cremig, saftig durchgezogen. Zum Abschluss serviert uns Toni einen Grappa auf's Haus. Das steht uns zu, wir sind schließlich Prinzessinnen. Zumindest in diesem Fürstentum.

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