Hugendubel am Marienplatz:Ein Mehrwert für die Altstadt

Hugendubel am Marienplatz: Ende Januar 2016 zieht Hugendubel aus, dann wird das Haus am Marienplatz eineinhalb Jahre lang umgebaut und modernisiert.

Ende Januar 2016 zieht Hugendubel aus, dann wird das Haus am Marienplatz eineinhalb Jahre lang umgebaut und modernisiert.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

In München geht es Gewerbetreibenden nicht besser als Privatleuten: Wer nicht richtig viel Geld hat, kann sich gute Lagen nicht leisten. Dass Hugendubel nun doch auf dem Marienplatz bleiben kann ist eine gute Nachricht - und eine Aufforderung an die Politik.

Kommentar von Nina Bovensiepen

Als im März vor einem Jahr bekannt wurde, dass der Hugendubel am Marienplatz dichtmachen soll, war die Betroffenheit groß. Das erklärte sich aus der Symbolhaftigkeit, die der Verkündung innewohnte, dass das Buch-Kaufhaus der Telekom weichen sollte. Hugendubel stand auf einmal für so viel: für ein Stück Münchner Tradition; für ein Familienunternehmen; für das sinnliche Produkt Buch; und mit seinen Leseecken auch für einen der wenigen Plätze, an dem es mitten in der Innenstadt gelingen kann, in eine andere Welt als die des Konsums abzutauchen.

Natürlich spielte in diese Betrachtung Verklärung hinein. Natürlich ist Hugendubel nicht einer jener kleinen Händler, die täglich um ihre Existenz kämpfen. Doch bei aller Sentimentalität: Es ist schön, wenn nun am Marienplatz einer anscheinend nicht aufzuhaltenden Entwicklung doch ein wenig Einhalt geboten wird und im Telekom-Store von 2017 an auch wieder Hugendubel Platz findet.

Die Stadt muss die kleinen Läden erhalten helfen

Diese Nachricht sollte zugleich Mahnung sein. Denn wenn es auch künftig größere oder kleinere Einzelhändler im Zentrum geben soll, müssen Geschäftsleute wie Stadtpolitiker ihre Anstrengungen dafür deutlich verstärken. Der Kampf um Platz, um bezahlbare Mieten, stellt sich für Gewerbetreibende ähnlich dar wie für Privatleute auf dem überhitzten Wohnungs- und Häusermarkt: Wer nicht richtig viel Geld hat, kann attraktive Lagen nicht bezahlen. Die Stadt tut hier insofern etwas, weil sie dort, wo sie Vermieterin ist, etwa in den Rathaus-Läden, niedrigere Mieten verlangt als private Eigentümer und Investoren rundum. Das ist das Mindeste. Ein anderer Weg könnte sein, dass eingesessene Unternehmer oder die Stadt verstärkt Immobilien erwerben. Oder warum nicht darüber nachdenken, ob die Stadt vorschreiben kann, dass es einen bestimmten Prozentsatz an Nicht-Filialisten in der Altstadt geben muss?

Es ist schwierig, den Immobilienpreiswahnsinn zu bremsen. Es ist aber jede Mühe wert, wenn die Münchner Altstadt auch in einigen Jahren mehr bieten will als Filialisten wie in jeder europäischen Stadt - oder im Internet.

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