Hotel am Flughafen München:Fliegender Wechsel

Hotel am Flughafen München: Dagmar Mühle leitet vom 1. Januar 2015 an das Hilton am Airport.

Dagmar Mühle leitet vom 1. Januar 2015 an das Hilton am Airport.

(Foto: Hilton/oh)
  • Aus dem Hotel Kempinski am Münchner Flughafen wird am 1. Januar ein "Hilton Munich Airport".
  • 20 Jahre lang hatte die Kempinski-Kette das Fünf-Sterne-Hotel betrieben. Dann lief der Mietvertrag aus.
  • Der Hilton-Konzern lässt sich die Verwandlung des Hotels 1,6 Millionen Euro kosten.

Von Marco Völklein

Wundern soll sich möglichst keiner der Übernachtungsgäste am Morgen des 1. Januar 2015. Deshalb hat Dagmar Mühle schon einen "Willkommensbrief" vorbereitet, den all die bekommen werden, die vor der Silvesternacht im Kempinski-Airporthotel am Flughafen einchecken. Und sich am Neujahrsmorgen fragen dürften, warum sie plötzlich in einem Hilton-Hotel das Frühstück einnehmen. "Das hat nichts mit übermäßigem Alkoholgenuss zu tun", sagt die künftige Hoteldirektorin Mühle. Sondern vielmehr mit einem schnöden Betreiberwechsel.

20 Jahre lang, also seit dem Umzug des Flughafens von Riem ins Erdinger Moos, hatte die Kempinski-Kette das Fünf-Sterne-Hotel direkt neben dem Terminal 2 betrieben. Dann lief der Mietvertrag für das 389-Betten-Haus aus und die Betreibergesellschaft des Flughafens entschied, einen neuen Betreiber zum Zuge kommen zu lassen. Von 1. Januar 2015 an hat der US-amerikanische Hotelriese Hilton das Sagen im neuen "Hilton Munich Airport", wie das Hotel künftig heißt. Und damit auch Dagmar Mühle, die neue Chefin.

Das Hilton-Logo steht schon bereit

Die ist eine erfahrene Hotelfrau. Gelernt hat Dagmar Mühle bereits bei Hilton, im Haus im Tucherpark neben dem Englischen Garten. Dann ging sie für die US-Kette nach Belfast, leitete das Flughafenhotel in London-Heathrow, managte für Hilton diverse Hotels in Asien und sorgte dafür, dass ein Haus im schottischen Edinburgh, das "Caledonian Hilton", von einem anderen Betreiber auf die Hilton-Gruppe überging. "Rebranding" nennen das die Fachleute in der Hotelbranche.

Genau das müssen Mühle und ihre Mitarbeiter in diesen Tagen auch mit dem Kempinski-Hotel im Erdinger Moos machen. Konkret bedeutet das: Alles, auf dem derzeit noch ein Kempinski-Schriftzug steht, muss raus - und ersetzt werden durch neues Material mit Hilton-Logo. So wurde das Kempinski-Signet an der Hotelfassade bereits vor einigen Tagen entfernt, die Hilton-Lettern liegen bereits auf dem Dach. "Die werden am 1. Januar nur noch hochgeklappt", sagt Mühle. Zudem gibt es Hunderte Aufkleber und Hinweisschilder auf dem gesamten Flughafenareal, die ausgetauscht werden müssen. Auf ihren Rundgängen "entdecke ich immer wieder etwas, an das wir noch nicht gedacht haben", sagt die Hotelchefin.

Die Mitarbeiter müssen sogar das Duschgel austauschen

1,6 Millionen Euro lässt sich der Konzern die Verwandlung des Hotels kosten. Nicht nur die Hinweisschilder müssen ausgetauscht werden. Vielmehr müssen die Hilton-Leute nahezu alles im Blick haben. Noch liegen überall Kempinski-Broschüren und -Flyer herum. Die müssen weg. In den Zimmern seifen sich die Gäste noch mit Kempinski-Duschgel ein. Auch das wird sich ändern. Briefpapier, Speisekarten, die Schreibutensilien auf den Zimmern - all das mussten Mühle und ihre Mitarbeiter neu drucken lassen. 150 verschiedene Artikel habe man bestellt, sagt die Hoteldirektorin. Und: Die meisten der 280 Mitarbeiter wird Hilton übernehmen.

Ebenso die TV-Übertragungen des Fernsehsenders "Sport 1", bei dem sich sonntags während der Fußballsaison Journalisten, Trainer und Funktionäre über das Neueste aus der Bundesliga austauschen - und die in der rundum-verglasten Lobby des Hotels produziert werden. "Das werden wir auf jeden Fall beibehalten", sagt Mühle. Auch am Sonntagsbrunch im Restaurant oder dem Fisch-Buffet, das einmal in der Woche stattfindet, soll sich nichts ändern, sagt Mühle.

Das Hotel soll größer werden

Größere Veränderungen allerdings stehen Mitte 2015 an. Dann wird eine Vielzahl von Bauarbeitern anrücken und im Ostteil des Flughafens einen Anbau mit gut 160 zusätzlichen Zimmern errichten. Bis 2017 soll der Erweiterungsbau fertig sein, den die Flughafengesellschaft nach eigenen Angaben für etwa 30 Millionen Euro errichtet und nach Fertigstellung an Hilton verpachtet. Der Vertrag läuft über 20 Jahre, sagt Mühle. Zudem sei eine Option zur Verlängerung vereinbart worden.

In den nächsten Tagen allerdings muss nun erst einmal der Übergang von Kempinski zu Hilton organisiert werden. Beide Unternehmen arbeiteten dabei gut zusammen, sagt die künftige Hotelchefin. In der Silvesternacht zum Beispiel werde es nicht so sein, dass um Punkt Mitternacht der Kempinski-Kellner abkassiert - um anschließend als Hilton-Mitarbeiter den Gästen den nächsten Drink zu bringen. "Wir haben vereinbart", sagt Mühle, "dass die Umsätze dieser Nacht noch Kempinski gehören." Der Gast soll vom ganzen Rebranding-Aufwand eben möglichst wenig mitbekommen.

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