Homosexuellen-Treff:Das Kapuzinerhölzl als Kontakthof

Im Kapuzinerhölzl hat sich ein Homosexuellen-Treff etabliert. Die Anwohner haben Angst um ihre Kinder, die Polizei will verstärkt Präsenz zeigen.

Andreas Flessa

Die Beschwerden über das Kapuzinerhölzl als öffentlicher Treffpunkt homosexueller Männer reißen nicht ab. In der Februar-Sitzung wurde eine Bürgerin erneut beim Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing vorstellig und berichtete über die Sorgen der Anwohner des Tannenwegs. "Im Herbst und Winter ist die Situation etwas besser geworden, aber sobald es wieder wärmer wird, wird dort auch wieder mehr los sein."

Immer wieder hätten Kinder beim Spielen am Hartmannshofer Bach Männer beobachtet, die sich dort treffen würden. Über das, was dort passiere, geben ihre Hinterlassenschaften einschlägig Auskunft. Zahlreiche Kondome und Taschentücher waren im Wald verstreut, Pornohefte wurden gefunden und auch mal eine an einen Baum gebundene Damenstrumpfhose.

Für die Anwohnerin, die sich Sorgen um ihre Kinder macht, ist die derzeitige Situation jedenfalls nicht hinnehmbar. Sie habe nichts gegen Schwule, dass deren Treffpunkt allerdings in einem Wäldchen mitten in einem Wohngebiet liege, findet sie nicht akzeptabel.

Man könnte doch eine Fläche am Stadtrand außerhalb der Wohngebiete dafür ausweisen, wie dies beispielsweise an der Ingolstädter Straße der Fall sei, meint die Bürgerin. Mit ihrer Beschwerde hat sie sich nun auch an das Kreisverwaltungsreferat, die Münchner Polizei und Oberbürgermeister Christian Ude gewandt.

Dass das Kapuzinerhölzl ein Treffpunkt für homosexuelle Männer ist, weiß auch die für das Gebiet zuständige Polizei. Im Sommer und Herbst habe sich die Situation durch Streifenkontrollen des Areals verbessert, informiert Klaus Kellerer, Leiter der Polizeiinspektion Moosach. "Wir sind tätig, und das spricht sich in der Szene auch rum." Es sei schon ein Bußgeld- und ein strafrechtliches Verfahren eingeleitet worden. Der konkrete Nachweis, dass dort Straftaten begangen würden - wie beispielsweise die Erregung öffentlichen Ärgernisses - sei im Einzelfall oft schwierig zu führen. "Niemand kann Männern verbieten, dort spazieren zu gehen."

Wenn die Öffentlichkeit nichts davon mitbekomme, was dort passiere, könne man kaum etwas machen. Anders stelle sich der Fall selbstverständlich dar, wenn Kinder auf das Treiben aufmerksam würden. In diesem Zusammenhang weist Kellerer darauf hin, dass es wichtig sei, bei entsprechenden Beobachtungen sofort die Polizei zu informieren. Für die Zukunft kündigte der Inspektionsleiter weitere Streifengänge an. Sollte zudem wieder eine Vermüllung des Gebiets beobachtet werden, würden die Forstverwaltung und das Amt für Abfallwirtschaft informiert.

Auch Stadtrat Thomas Niederbühl (Rosa Liste) ist das Thema Kapuzinerhölzl bekannt: "Solche Konflikte wie dort gibt es an vielen Orten." Sogenannte Cruising Areas, in denen sexuelle Kontakte angebahnt und teilweise auch praktiziert würden, hätten in homosexuellen Kreisen eine lange Tradition. Dass es am Nachmittag in der Öffentlichkeit zu "härtestem Sex" komme, könne er nicht gutheißen. "Aber permanente Kontrolle, Diskriminierung und Vertreibung kann es auch nicht sein", gibt Niederbühl zu bedenken.

Das würde nur zu einer Verlagerung an andere Orte führen. Er schlägt einen gemeinsamen Runden Tisch unter Federführung der städtischen Koordinierungstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen vor, an dem unter anderem Anwohner, Polizei und das Kreisverwaltungsreferat teilnehmen könnten, um die Situation zu erörtern und nach Lösungen zu suchen.

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