Hommage:Ein wunderbarer Sommer mit dem Stummfilm-Regisseur

Hommage: Visuelles Genie: Mit Filmen wie "Tabu" aus dem Jahr 1930 brachte Friedrich Wilhelm Murnau die Stummfilmkunst zur Perfektion.

Visuelles Genie: Mit Filmen wie "Tabu" aus dem Jahr 1930 brachte Friedrich Wilhelm Murnau die Stummfilmkunst zur Perfektion.

(Foto: Deutsche Kinemathek, Berlin; Sammlung Friedrich Wilhelm Murnau)

Mit "Nosferatu" schrieb Friedrich Wilhelm Murnau Geschichte. Das Lenbachhaus ehrt den Regisseur mit einer Retrospektive und umfangreichem Rahmenprogramm.

Von Jürgen Moises

Mit Filmen wie Nosferatu, Der letzte Mann oder Sunrise brachte Friedrich Wilhelm Murnau die Stummfilmkunst zur Perfektion. Zusammen mit dem Kameramann Karl Freund "entfesselte" der deutsche Regisseur die Kamera, machte sie mit Tricks wie einem Fahrrad oder einer Feuerleiter beweglich und schuf damit ganze neue, künstlerische Ausdrucksformen. Für seinen Vampirfilm Nosferatu von 1922 ließ er sich vom Expressionismus inspirieren. Und mit dem Stummfilm-Drama Der letzte Mann von 1924 über einen alten Hotelportier gelang es ihm, dessen Geschichte bis auf einen einzigen Zwischentitel ausschließlich mit bildsprachlichen Mitteln zu erzählen.

Wie ein visuelles Genie wie Murnau mit dem Medium Tonfilm umgegangen wäre, diese Frage lässt sich leider nie mehr lösen, weil der Regisseur 1931 mit 42 Jahren bei einem Autounfall starb. Auch die Ausstellung "Friedrich Wilhelm Murnau. Eine Hommage" im Lenbachhaus kann das nicht klären, der es ansonsten darum geht, den Regisseur für seine innovative Filmsprache zu ehren.

Dass diese unter anderem mit dem Blauen Reiter ihre Berührungspunkte hat, auch das will die Schau in Form von Zeichnungen, Fotografien und Dokumenten zeigen. Tauchte der als Friedrich Wilhelm Plumpe geborene Filmemacher, als er 1910 einen glücklichen Sommer in der Stadt Murnau verbrachte, neben der freien Theaterszene doch dort auch in die ansässige Künstlerszene ein.

Eine rein historische Ausstellung soll die Hommage aber nicht sein, auch eine "Devotionalien-Schau" wollte man bewusst vermeiden. Deswegen zeigt das Lenbachhaus nun "Film mit Film". Das heißt, es hat aktuelle Regisseure und Regisseurinnen gebeten, filmische Essays über Murnau und sein Schaffen zu erstellen. Alexander Kluge hat sich Murnaus Faust-Film vorgenommen, Ulrike Ottinger dessen Südsee-Film Tabu.

Guy Maddin und Evan Johnson haben sich über das verschollene Frühwerk Der Januskopf ihren Experimentalfilm-Reim gemacht und die vier HFF-Studenten Narges Kalhor, Jonas Neumann, Friedrich Backwitz und Felicitas Sonvilla setzen sich mit der Schlussszene aus Nosferatu auseinander. Dieser darf genauso wie alle anderen Murnau-Filme natürlich nicht fehlen. Vom 8. Januar an zeigt das Filmmuseum deshalb eine umfassende Retrospektive.

Friedrich Wilhelm Murnau. Eine Hommage, Di., 25. Okt. bis 26. Feb., Di., 10-20 Uhr, Mi. bis So., 10-18 Uhr, Lenbachhaus, Luisenstr. 33, 23 33 20 00

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