Holzschädlinge aus Asien:Killer-Käfer mit Faible für Bäume

Asiatische Laubholzbockkaefer bedroht den Bestand der Ahornbaeume in Bonn

Der Asiatische Laubholzbockkäfer frisst sich in Laubbäume und nistet darin. Wenn seine Larven schlüpfen, bedeutet das den sicheren Tod der Bäume.

(Foto: dapd)

Im Münchner Osten ist ein gefräßiger Käfer aus Asien eingefallen. Womöglich ist der Exot schon seit Jahren dort zu Hause. Das Tier höhlt sich mit Vorliebe durch Laubbäume und nistet darin. Nun haben die Behörden eine Sperrzone für mindestens vier Jahre eingerichtet, um die Bäume zu schützen.

Von Bernhard Lohr

Er ist faul, gefräßig und tötet Bäume ab. Wo der Exot aus Asien auftaucht, werden Biologen und Forstwirte nervös. Und so zögerten die Fachleute vom Institut für Pflanzenschutz an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) nicht lange, als sie feststellten, was sie vor sich auf ihrem Tisch liegen hatten: Ein Anwohner des Fasanwegs in Feldkirchen hatte einen Asiatischen Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis) im Garten gefunden und diesen per Post an das Amt geschickt.

Die Landesanstalt hat deshalb eine Quarantänezone mit einem Radius von 2,5 Kilometern ausgewiesen. Zu der Zone zählen Feldkirchen sowie Teile von Aschheim, Haar, Kirchheim und Vaterstetten und einige Viertel im östlichen München. Für mindestens vier Jahre sind Garten- und Waldbesitzer in diesem Sperrgebiet verpflichtet, Laubbäume zu kontrollieren und Verdachtsfälle zu melden. Schnittholz darf erst nach Kontrolle durch LfL-Mitarbeiter aus dem Gebiet herausgebracht werden. Den Mitarbeitern ist Zutritt zu Grundstücken zu gewähren.

Denn der bis zu vier Zentimeter große Käfer gilt als einer der gefährlichsten Holzschädlinge weltweit. Er ist nicht wählerisch und nistet sich in jungen wie alten Laubbäumen ein, in deren Rinde er zur Eiablage bis zu ein Zentimeter große Gruben gräbt. Nach zwei Wochen schlüpfen Larven, die sich in den Stamm hineinbohren und den Saftstrom unterbrechen. Innerhalb weniger Jahre stirbt der Baum ab. Rettung ist bei einem Befall praktisch nicht mehr möglich.

In Deutschland wurde der schwere Käfer, der nur wenige Hundert Meter weit fliegen kann, erst an einer Handvoll Orte entdeckt. Meist kam er als blinder Passagier in Kisten und Paletten an. So passt ins Bild, dass er nahe dem Güterumschlagbahnhof Feldkirchen-Riem aufgetaucht ist. Carolin Bögel, Amtsrätin am LfL, kann sich gut vorstellen, dass er von dort eingeschleppt wurde. Doch geklärt ist das ebenso wenig wie das Ausmaß des angerichteten Schadens. Was Bögel bisher mitgekriegt hat, beruhigt nicht. Man habe in einem Umkreis von 500 Metern um den Fasanweg viele stark geschädigte Bäume entdeckt, sagt sie. Dabei hätten die Untersuchungen erst begonnen.

Der Zustand des Ahorns, an dem der Laubholzbockkäfer als Erstes entdeckt wurde, war so kritisch, dass Bögel davon ausgeht, dass der Käfer womöglich bereits seit Jahren im Münchner Osten zu Hause ist. Entsprechend groß sind die Sorgen. Gefährdet seien fast alle Laubbäume, sagt Bögel. Nur Eichen und Walnussbäume nimmt er mit gewissen Einschränkungen aus. Bei der Suche nach weiteren kranken Bäumen setzt das LfL auf Mithilfe der Bürger.

Der Käferexperte Heinz Bußler arbeitet an der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft und ist dort für Biodiversität zuständig. Er beobachtet seit Jahren, wie fremde Arten hier heimisch werden. Bei florierendem Welthandel sei die Ausbreitung über Kontinente hinweg unvermeidbar. Die Ankunft des Laubholzbockkäfers und anderer Schädlinge in Bayern ist für ihn der "Fluch der Globalisierung".

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