Hohenbrunn:Liberale Hochburg

München, Hofbräukeller, Bundestagswahl, FDP-Wahlparty

Nicht mit dem Klammerbeutel gepudert: Bei der Wahlparty der FDP am Sonntag im Hofbräukeller ist Jimmy Schulz (links) ein gefragter Mann.

(Foto: Angelika Bardehle)

Mit gut 15 Prozent der Zweitstimmen ist die FDP im Landkreis München wie 2009 wieder zweitstärkste Kraft

Von Martin Mühlfenzl, Hohenbrunn

Jimmy Schulz ist seit Montagvormittag in Berlin und tourt durch die Sitzungen im Hans-Dietrich-Genscher-Haus. Und er ist in Erklärungsnot - allerdings ganz anders als nach der Wahl 2013. Wie kann es sein, dass Schulz' Erststimmenanteil von 3,9 Prozent auf 9,3 schnellte, und die Partei im Landkreis diesmal mit 15,3 Prozent der Zweitstimmen deutschlandweit auf Platz 13 der liberalen Hochburgen liegt? Nur in Düsseldorf, dem Main-Taunus-Kreis und im niederbergischen Mettmann erzielten die Liberalen noch bessere Ergebnisse.

Vor vier Jahren war die FDP mit Ansage und Karacho erst aus dem Landtag und eine Woche später aus dem Bundestag geflogen, und auch Jimmy Schulz hatte sein Mandat verloren. Jetzt ist die Partei auch im Landkreis München zurück und das mit teilweise herausragenden Ergebnissen - sogar als zweitstärkste Kraft vor den abgestraften Sozialdemokraten.

"2013 war ein Ausrutscher", sagt FDP-Kreisrat Tobias Thalhammer aus Neubiberg, der 2018 wieder in den Landtag einziehen will. Allerdings ein selbst verursachter, wie Jimmy Schulz bei jeder sich bietenden Gelegenheit betont. Die Liberalen hätten in der Zwischenzeit gelernt, Demut zu zeigen. "Wir sind gut beraten, jetzt in aller Ruhe weiter zu arbeiten", empfiehlt Thalhammer.

Die Freude über das starke Abschneiden aber kann der Neubiberger Thalhammer kaum verbergen. Dass die Partei in Grünwald (27,5 Prozent der Zweitstimmen) und Pullach (24,3) Rekordergebnisse eingefahren hat, beeindruckt den Kreisrat weniger: "Das ist für uns nichts Neues." Ihn freut vielmehr das Neubiberger Ergebnis mit 18 Prozent. Auch im Würmtal erzielte die Partei diesmal neue Spitzenwerte: In Gräfelfing kam sie auf 20,6 der Zweitstimmen - in Planegg auf 15,1. "Gerade das Neubiberger Ergebnis ist so erstaunlich, weil das keine typische FDP-Gemeinde ist." Anders als die Kommunen im Isartal. "Aber wir sind diesmal mit unseren Themen durchgedrungen. Das war wahlentscheidend."

Der Landkreis ist tatsächlich traditionell ein äußerst gutes Pflaster für die Liberalen. Bei der Bundestagswahl 2009 holte die FDP nahezu 20 Prozent der Zweitstimmen. Mit derartigen Ergebnissen war sie damals eine Art kleiner Volkspartei. Allerdings keine, die auf kommunaler Ebene allzu viele Volksvertreter entsenden kann: 2014 kamen die Liberalen bei der Kreistagswahl nur auf 4,9 Prozent und vier Kreisräte. Sechs Jahre zuvor waren es noch 7,9 Prozent gewesen. Auch in den Stadt- und Gemeinderäten sind Liberale selten. In Unterschleißheim, der einwohnerstärksten Kommune, sitzt gerade ein FDP-Mann im Stadtrat. In Ottobrunn sind es zwei, ebenso in Unterhaching. Selbst in der Fast-28-Prozent-Gemeinde Grünwald hat die FDP aktuell nur zwei Gemeinderäte, in Pullach immerhin drei.

Wie Thalhammer ist auch Jimmy Schulz kommunalpolitisch aktiv. Der Hohenbrunner Bundestagsrückkehrer wird sein Kreistagsmandat vorerst behalten, das hat er lange vor der Wahl angekündigt. Dem Internet-Experten wird zugetraut, in der Bundespolitik eine gewichtige Rolle zu spielen. Über Ämter und Posten will in der Landkreis-FDP noch niemand spekulieren; dort wissen alle, dass der Weg weit ist zu einer Jamaika-Koalition mit Grünen und CDU/CSU. "Jimmy kann aber beim Thema Digitalisierung im Bund eine entscheidende Rolle spielen", sagt Parteifreund Thalhammer. "Wenn man eine Fachexpertise im Parlament in diesem Bereich haben will, kommt man an ihm nicht vorbei." Schließlich, da ist sich Thalhammer sicher, habe die Konzentration auf dieses Leib-und-Magen-Thema der Liberalen auch zum Erfolg im Landkreis geführt. "Wir haben viele Junge damit erreicht, die Zukunft wieder gestalten wollen."

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