Hohe Verluste:Münchner "Abendzeitung" meldet Insolvenz an

Die traditionsreiche Münchner "Abendzeitung" steht vor dem Aus: Die Eigentümer des Boulevardblatts haben beim Amtsgericht München Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt.

Der Geschäftsführer der Münchner Abendzeitung hat am Mittwoch beim Amtsgericht München Antrag auf Insolvenz gestellt. Die Verluste hatten sich nach Verlagsangaben seit 2001 auf etwa 70 Millionen Euro summiert. Das Jahr 2013 endete mit einem Verlust von zehn Millionen.

Da keine Besserung in Aussicht sei, hätten sich die Eigentümer des Hauses, die Familie Friedmann, nicht mehr in der Lage gesehen, weitere Mittel zur Verfügung zu stellen, hieß es in einer Mitteilung. Die Geschäftsführung bedauere diesen Schritt - auch deswegen, weil sich zum Beispiel bei der notwendigen Verzahnung von Print und Online durchaus Erfolge abgezeichnet hätten.

Erscheinen zunächst weiter gesichert

Die Gesellschafter und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abendzeitung hofften, dass im Insolvenzverfahren ein Investor gefunden werde, damit der traditionsreiche Titel weiter erscheinen könne, so die Mitteilung weiter. Vorläufiger Insolvenzverwalter sei Axel W. Bierbach. Das weitere Erscheinen der Zeitung sei zunächst gesichert.

Wie die Kanzlei des Insolvenzverwalters nach ersten Gesprächen mit der Verlagsleitung, der Gesellschafterfamilie und im Anschluss an eine Mitarbeiterversammlung mitteilte, würden die derzeit rund 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Verlags bis einschließlich Mai Löhne und Gehälter durch das Insolvenzgeld erhalten. Gebuchte Anzeigenschaltungen würden "wie geplant" erfolgen und "neue Anzeigenaufträge ohne Einschränkung entgegengenommen". Der Verlag habe "rechtzeitig den Insolvenzantrag gestellt und damit gute Voraussetzungen für eine Fortführung geschaffen".

Die Boulevardzeitung erschien erstmals 1948 mit US-amerikanischer Lizenz, gegründet vom 1969 verstorbenen Publizisten und Verleger Werner Friedmann. Sie hat derzeit eine Auflage von rund 100 000 Exemplaren. Zum Verlag gehörte früher auch die Abendzeitung Nürnberg, die 2010 vom Telefonbuch-Verleger Gunther Oschmann gekauft wurde und 2012 nach 93 Jahren eingestellt wurde.

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