Hoeneß über Breno:"Wenn der Junge rauskommt, ist der fertig"

Sollte ein Kicker besser behandelt werden als ein Maurer? Bayern-Präsident Uli Hoeneß äußerte seine Meinung im Fall Breno, fühlt sich nun aber missverstanden. Auf Nachfrage der SZ erläutert er seine Position über den wegen Brandstiftung verurteilten Spieler.

Katja Riedel

Das Urteil ist gesprochen, drei Jahre und neun Monate muss Breno ins Gefängnis - doch für Uli Hoeneß, den Präsidenten des FC Bayern, ist der Fall noch lange nicht erledigt. Die Geschichte des 22-jährigen Brasilianers, der seine gemietete Villa in Grünwald angezündet hat, bewegt ihn auch deshalb so sehr, weil er seinen Verein als große Familie versteht. Die Geschichte von Breno passt da nicht ins Bild, zumal immer wieder zu lesen war, dass der FC Bayern sich nicht ausreichend um ihn kümmere - ein Vorwurf, den Hoeneß für sich nicht gelten lässt.

Fortsetzung im Prozess gegen Bayern-Fussballer Breno

Wegen Brandstiftung zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt: Ex-Bayernprofi Breno.

(Foto: dapd)

So will er den ehemaligen Profi des FC Bayern schon bald im Gefängnis besuchen, einen Besuchsantrag hat er bereits gestellt. Und der Bayern-Präsident hätte dies auch schon während der U-Haft getan - aber dann hätte Brenos Frau ihren Mann einmal weniger sehen können. Der Verein stehe zu Breno, sagte Hoeneß der Süddeutschen Zeitung: "Wir unterstützen die Familie. Die Kinder sind in Brasilien, der Frau haben wir ein Auto besorgt. Meine Sekretärin kümmert sich, sie kann jederzeit anrufen."

Immer wieder hatten Hoeneß und der FC Bayern zuletzt in der Kritik gestanden. Der Verein habe sich nicht sorgsam genug um den 22-jährigen Brasilianer gekümmert. Hat der FC Bayern etwas falsch gemacht bei der Betreuung von Breno, der laut Gutachten unter psychischen Problemen litt? Dazu will Uli Hoeneß sich nicht äußern. Insider sagen jedoch, einem Manager Hoeneß, der inzwischen als Präsident und Aufsichtsratschef nicht mehr das operative Geschäft verantwortet, wäre ein Spieler nicht derart entglitten wie dem neuen und inzwischen wieder abgelösten Sportdirektor Christian Nerlinger.

Hoeneß selber sagt nur, es sei schwer gewesen, Einfluss auf Breno zu nehmen. "Wenn der Junge allein gewesen wäre, wie in den ersten zwölf Monaten, als nur die Eltern mit ihm in München waren, dann hätten wir als FC Bayern mehr Einfluss auf ihn gehabt. Aber einem Familienvater mit drei Kindern, dem kann man nicht sagen: Mach endlich einen Deutschkurs, mach den Führerschein, wie wir das am Anfang gemacht haben."

"Die oder ich"

In der Familie habe es Streitigkeiten gegeben, die Frau, die der Brasilianer erst nach seiner Ankunft bei den Bayern kennengelernt habe, habe nicht mit den Eltern unter einem Dach wohnen wollen. Der FC Bayern habe nicht für beide eine Aufenthaltserlaubnis erwirken können, was ohnehin nur "mit größten Schwierigkeiten" möglich gewesen sei. "Und dann hat die Frau gesagt: Die oder ich."

Uli Hoeneß

Will Breno bald im Gefängnis besuchen: Uli Hoeneß.

(Foto: online.sdesport)

Den Bayern-Präsidenten beschäftigt der Fall Breno: Er hält das Strafmaß für zu hoch - und das hat er am Wochenende auch gesagt und damit für Wirbel gesorgt. Die Bild-Zeitung verdichtete die Justiz-Schelte von Hoeneß zu der Nachricht: "Der Bayern-Präsident stellt öffentlich die Frage, ob ein Fußballer so hart bestraft werden soll wie ein Maurer." Hoeneß dagegen betont im Gespräch mit der SZ, er habe keineswegs sagen wollen, dass ein Fußballspieler besser behandelt werden müsse als ein Maurer.

Sondern: Wenn ein Handwerker wieder aus dem Gefängnis entlassen werde, könne er am nächsten Tag weitermachen - Breno nicht: "Wenn der Junge nach drei Jahren und neun Monaten rauskommt, ist der fertig, der wird abgeschoben und hat im Gefängnis sämtliche Muskeln abgebaut. Ich bin gegen ein Urteil, das so ungewiss ist und den Aspekt der Resozialisierung so außer Acht lässt", sagte Hoeneß .

Wenn man ihm eine Bewährungsstrafe gegeben hätte, hätte die Möglichkeit bestanden, den entstandenen Schaden über den Vertrag bei Lazio Rom zu begleichen. Das alles gilt natürlich nur für den Fall, dass man der Meinung ist, dass er die Tat begangen hat, wovon ich nach wie vor nicht überzeugt bin." Hoeneß betont zudem, dass Breno in der Brandnacht betrunken gewesen sei, also von Absicht keine Rede sein könne.

Den ganz großen Knacks habe Breno aber nicht in München, sondern in Nürnberg bekommen, sagte Hoeneß der Süddeutschen Zeitung. Dorthin hatten ihn die Bayern ein halbes Jahr lang ausgeliehen. "Gerade, als er zurückkommen sollte, da kam der Kreuzbandriss. Wenn das nicht passiert wäre, dann wäre der jetzt Stammspieler beim FC Bayern." Aus Nürnberg erhielt Hoeneß am Sonntag heftigen Gegenwind: "Gott sei Dank", sagte Martin Bader, Manager des 1. FC Nürnberg, "macht die deutsche Justiz keinen Unterschied darin, welchen Beruf einer hat. Breno hat die Tat selbst verschuldet und zu verantworten."

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