Höhere Kosten:Stadtwerke erhöhen die Strompreise

Die Kunden der Stadtwerke München müssen zum 1. April durchschnittlich 3,5 Prozent mehr bezahlen. Die CSU-Fraktion im Stadtrat ist schockiert.

Michael Tibudd

Die Stadtwerke München (SWM) erhöhen zum 1. April ihre Strompreise. Wie das städtische Unternehmen mitteilte, steigen die Kosten für Privatkunden um durchschnittlich 3,5 Prozent. Mit der Erhöhung reagiere man auch auf die gestiegene Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz. Seit dem Jahreswechsel stiegen die Kosten dafür pro Kilowattstunde von 2,4 auf 4,2 Cent. Mit der Erhöhung erst im April werde man diese Mehrkosten wesentlich länger selbst getragen haben als viele Konkurrenten.

Nach Angaben des Vergleichsportals Check24.de schraubten seit Anfang Januar deutschlandweit 621 Stromanbieter die Preise nach oben, um durchschnittlich gut sieben Prozent. Betroffen davon sind dem unabhängigen Portal zufolge 72 Prozent aller Haushalte in Deutschland.

Der Schritt bedeutet nun freilich auch Mehrkosten für die Münchner SWM-Kunden, die je nach Verbrauch unterschiedlich ausfallen. Ein Ein-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 1500 Kilowattstunden zahlt im am weitesten verbreiteten Tarif M-Strom Kompakt in Zukunft 32,48 Euro im Monat - 95 Cent mehr als bisher. Ein Zwei-Personen-Haushalt (2500 Kilowattstunden) kommt auf 50,54 Euro, ein Plus von 1,73 Euro im Monat. Die Abschlagszahlung eines durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalts (Verbrauch 4000 Kilowattstunden) steigt um 2,90 Euro auf dann 77,62 Euro.

Bei Abnehmern mit starkem Konsum ist auch der prozentuale Anstieg am höchsten. Das hat mit der Zweiteilung des Strompreises in einen Arbeitspreis und einen verbrauchsunabhängigen Grundpreis zu tun. Der Arbeitspreis steigt um 4,5 Prozent, wohingegen der Grundpreis um fast das gleiche Maß sinkt. Die SWM erklären das mit "Effizienzsteigerungen".

Die bisher letzte allgemeine Preiserhöhung gab es bei den Stadtwerken im März 2010. Im Dezember 2010 sorgte eine Erhöhung der Preise für Wärmestrom für Aufregung. Die Kosten für Nachtspeicheröfen und Wärmepumpen stiegen damals um bis zu zwölf Prozent.

Die aktuelle Steigerung für alle Stromkunden empörte am Dienstag insbesondere die CSU-Fraktion im Stadtrat. Im Wirtschaftsausschuss hatte die SPD noch festgestellt, die SWM seien im bayernweiten Vergleich "der mit Abstand günstigste Anbieter". Das aber, hieß es aus der CSU-Fraktion, gelte nur beim Blick auf die jeweiligen lokalen Grundversorger. "Wichtig sind die Konkurrenten am Münchner Markt, und da landen die Stadtwerke weit hinten."

In der Tat bieten die SWM in München keineswegs die günstigsten Tarife. Das Portal Check24 weist aktuell 55 Tarife von Anbietern aus, die günstiger sind als M-Kompakt der Stadtwerke. Bei den Angeboten müssen freilich stets die Vertragsdetails jenseits des Preises beachtet werden.

Druck auf die Preisgestaltung der Stadtwerke könnte wohl nur eine höhere Wechselbereitschaft der Stromkunden ausüben. Die ist aber offenbar nicht vorhanden - jüngsten Angaben des Unternehmens zufolge liegt der Marktanteil der SWM trotz Wettbewerbs noch bei 95 Prozent.

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