Höhere Heizkosten:Die Zeche des Winters

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Frost bis in den April - und die Heizung bleibt an, das Heizöl geht aus. Den Münchnern drohen zehn bis 15 Prozent höhere Heizkosten als noch im vergangenen Jahr. Schuld ist aber nicht nur der lange Winter.

Von Christina Schönstetter

"Notlieferung" heißt es dieser Tage häufig auf dem Dienstplan der Heizöllieferanten. Winterliche Temperaturen im April sorgen dafür, dass die Heizung an bleibt - und das Heizöl ausgeht. Etwa ein Drittel mehr Bestellungen im ersten Quartal 2013 verzeichnet Michael Thurner, der im Familienbetrieb seit 25 Jahren in München Heizöl ausfährt. "Oft sind Familien dabei, da muss man dann natürlich schnell liefern", sagt Thurner. Eine organisatorische Herausforderung für den Heizöllieferanten: "Bei uns sind sieben bis acht Fahrzeuge im Moment permanent im Einsatz."

Der März ist in diesem Jahr deutlich kälter ausgefallen als im Vorjahr, und die Münchner müssen sich auf unangenehm hohe Heizkosten einstellen. "Man kann mit einem Energiemehrverbrauch von fünf bis zehn Prozent rechnen", gibt Ulrich Ropertz, Sprecher des Deutschen Mieterbunds, eine vorsichtige Vorhersage über die ersten drei Monate 2013. Die Heizkosten werden also nochmals steigen, nachdem bereits der Winter 2012 um mindestens 15 Prozent teurer war als 2011.

Der Verein der Haus- und Grundbesitzer München macht es deutlich: "Wir erwarten etwa zehn bis 15 Prozent mehr Heizkosten als im vergangenen Jahr", berichtet Geschäftsführer Rudolf Stürzer. Bei Heizkosten von 1 bis 1,50 Euro pro Quadratmeter kommt auf Mieter einer 70-Quadratmeter-Wohnung eine Heizkostenerhöhung von bis zu etwa 150 Euro in diesem Jahr zu. Erfahrungswerte hätten gezeigt, dass in strengen Wintern die Heizkosten um etwa zehn Prozent steigen, in diesem Jahr habe es zusätzlich kaum Sonnentage gegeben.

"Wenn die Sonne ins Fenster scheint, dann macht das Thermostat zu", erklärt Stürzer. Dieser Effekt sei in diesem Jahr hinfällig. "Das erste Quartal 2013 ist laut Wetterdienst das trübste seit Jahrzehnten gewesen." Auch der Mieterverein München sieht höhere Heizkosten auf die Münchner zukommen. "Es ist einfach etwas anderes, ob man vier oder sechs Monate lang heizen muss", sagt Sprecherin Anja Franz.

Wichtiger noch als die Heizdauer sind allerdings die Kosten für die Brennstoffe, warnt Ropertz vom Mieterbund. "Das ist der eigentliche Schlüssel zu der Frage, wie teuer der Winter wird." Und dabei gelte leider: "Energie wird immer teurer."

Immerhin: Für Haushalte mit Ölheizung sieht Heizöllieferant Michael Thurner derzeit eine leichte Entspannung. Nach einem Preisanstieg im März sei der Literpreis aktuell wieder gesunken. Dennoch bleibt der Ölpreis auf einem hohen Niveau und liegt derzeit bei etwa 0,87 Euro pro Liter. Für Kunden der Stadtwerke ist der Gas- und Fernwärmepreis relevant. "Auf den Eigentümerversammlungen sind die Heizkosten in diesem Jahr ein Hauptthema", berichtet der Hausverwalter und CSU-Stadtrat Marian Offman. Denn auch die Stadtwerke haben kräftig aufgeschlagen: Strom ist seit 1. März um durchschnittlich 12,9 Prozent teurer. Beim Gas (plus durchschnittlich 3,9 Prozent) haben die Stadtwerke "wie versprochen" extra bis zum 1. April gewartet. Weil dann ja die Heizperiode vorüber ist. Normalerweise.

Betrachte man allein die Kosten und lasse Faktoren wie Umweltverträglichkeit außer Acht, seien Heizöl und Gas im Moment die günstigsten Heizmethoden, sagt Stürzer vom Grundbesitzerverein. Fernwärme und Strom seien vergleichsweise teuer, wobei gerade bei der Fernwärme andere Vorteile wie die Versorgungssicherheit eine große Rolle spielten. Die Mieter selbst hätten aber ohnehin kaum Einfluss auf die Art der Energieversorgung, erinnert Offman. Da der Hauseigentümer die Heizkosten an den Mieter weitergebe, könne diesem der Preis gleichgültig sein. "Die Mieter sind die Verlierer", sagt Offman. Bei einer Gasheizung beispielsweise könnten die Mieter allenfalls selbst einen günstigeren Anbieter suchen und mit dem Vermieter über einen Wechsel reden.

Die Kosten hängen aber auch davon ab, wie gelüftet wird - wer stundenlang bei gekipptem Fenster heizt, muss sich nicht über horrende Rechnungen wundern. Thurner hat einen weiteren Tipp: "Rechtzeitig tanken." Wenn abends um acht ein Anruf kommt, das Heizöl sei ausgegangen, dann könne er nur noch empfehlen: Heizstrahler aufstellen. Oder in die Disko gehen.

© SZ vom 08.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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