Hochzeitsmesse in München:Jahreshauptversammlung der Jasager

Vom Junggesellenabschied in einer Piratenherberge bis zum Ehering aus fair gehandeltem Gold: Die Messe "Trau Dich!" versammelt alles, was irgendwie zum Thema Hochzeit passt - und lässt die 6000 Besucher glauben: wenn man ganz viel sparen will, dann muss man unbedingt heiraten.

Franz Kotteder

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Quelle: Stephan Rumpf

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Vom Junggesellenabschied in einer Piratenherberge bis zum Ehering aus fair gehandeltem Gold: Die Messe "Trau Dich!" versammelt alles, was irgendwie zum Thema Hochzeit passt - und lässt die 6000 Besucher glauben: wenn man ganz viel sparen will, dann muss man unbedingt heiraten.

Eines ist schon nach wenigen Minuten klar: Wenn man ganz viel sparen will und obendrein eine Menge Geld geschenkt kriegen möchte, dann muss man unbedingt heiraten. Im Grasbrunner Hof etwa gibt es zu diesem Anlass "alle Hotelzimmer geschenkt". 100 Euro steuert das Trauringhaus Wieland bei, und immerhin noch zehn Prozent Nachlass gibt es bei Call-a-cocktail. Derart reich beschenkt ist man schon nach wenigen Metern auf der Hochzeitsmesse "Trau Dich! 2012" in der Event-Arena des Olympiaparks.

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Rund 6000 Besucher an einem Wochenende, gut 180 Aussteller aus 30 verschiedenen Branchen: Die "Trau Dich!" war auch heuer wieder ein schöner Erfolg für das Stuttgarter Unternehmen, das seit 20 Jahren Hochzeitsmessen in neun deutschen Städten veranstaltet. Die Grundidee ist so einfach wie effektiv: Man versammele kleine und große Firmen, die alle irgendetwas mit dem Thema Hochzeit zu tun haben. Das reicht vom Brautmodengeschäft übers Luxushotel bis hin zur Showband. Die Besucher sind garantiert: Wer heiraten will, muss hier nicht mühsam eine ganze Stadt abklappern, sondern findet eine Menge Angebote auf engstem Raum.

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Unschlagbar effektiv sind an diesem Sonntag Daniel Stangl und Sandra Raiger. Daniel ist Pianist bei der Hochzeitsband Flat Out, die einen eigenen Stand direkt am Eingang hat und kurze Kostproben ihres Programms aus Oldies und Party-Rock gibt, in der Hoffnung auf Engagements bei Hochzeitsfeiern. Dazwischen sind Daniel und Sandra aber auch Messebesucher, denn das junge Paar heiratet am 9. März 2013. "Das meiste haben wir schon geregelt", sagt Daniel, "aber ein paar Kleinigkeiten fehlen noch. Und da schauen wir uns eben um." Fehlt eigentlich nur noch, dass er mit Flat Out auf seiner eigenen Hochzeit spielt. "Geht nicht", sagt er, "mein Vater und mein Bruder spielen auch in der Band, da wäre die Familie zu sehr eingespannt." Paare sind überraschenderweise gar nicht so häufig an den Messeständen zu finden. Es herrscht vielmehr ein gewisser Frauenüberschuss an diesem Sonntagvormittag; angehende Bräute kommen offenbar gerne im Pulk mit mehreren Freundinnen oder aber allein mit der Brautmutter.

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Weshalb die Stände der Eventagenturen, die Junggesellenabschiede in Barcelona oder in einer "Piratenherberge" anbieten, kaum gefragt sind. Aber alle nehmen sich der Besucher wahrhaft fürsorglich an. Eigentlich kann man keine drei Meter gehen, ohne von jemandem freundlich begrüßt und in ein gepflegtes Verkaufsgespräch verwickelt zu werden. In der Paarbildung würde man das vielleicht unter "Torschlusspanik" einordnen, hier aber ist es ganz normaler Messebrauch. Wobei es Unterschiede gibt. Juweliere und Brautmodenverkäufer sind zurückhaltender, Showbands, Party-DJs, und Gasthöfe, die Hochzeitskomplettpakete anbieten, hingegen etwas offensiver.

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Beim Schlosshotel Mondsee etwa sieht man dem reiferen Mann sofort an, dass er gar nicht zu heiraten gedenkt: "Na, wie wär's denn mal mit einer Romantik-Übernachtung?" Nein, danke, wir wollen lieber wissen, was ein Brautkleid so kostet. "Bei uns ist das gar nicht so schlimm", sagt Gabi Forster von Gabi's Brautmoden aus Ismaning, "das geht bei 299 Euro los und geht rauf bis etwa 2000 Euro". Damit liege sie sehr günstig, sagt Forster. Sie sei eben ein Familienbetrieb und habe ihre Geschäftsräume im eigenen Haus, deshalb könne sie knapp kalkulieren. In der Tat fangen die Preise an anderen Ständen bei 1200 Euro gerade mal an, es sind aber zum Teil auch aufwendige Prachtexemplare, die an Opulenz einem festlich geschmückten Brauereiwagen auf dem Oktoberfest in nichts nachstehen.

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Ja, da ist vieles möglich. Einen guten Überblick über alles zum Thema Hochzeit hat Andrea Hinterberger schon von Berufs wegen. Sie leitet die "Agentur Traumhochzeit" im Großraum München und Augsburg und organisiert Hochzeitsfeiern. Sie hat die "Rundum-sorglos-Planung" im Angebot, bei der man nur noch "Ja" sagen muss, ebenso wie die "Traumhochzeit auf Mallorca", kümmert sich aber auch nur um einzelne Details, wenn gewünscht. "Für eine Komplettplanung haben wir einen Festpreis von 79,90 Euro pro Person", sagt sie, 80 Gäste sollen es dann aber schon mindestens sein. Im Schnitt kommt man mit einer Hochzeitsagentur auf Gesamtkosten zwischen 13.000 und 16.000 Euro, sagt Hinterberger. Und das ist eher eine untere Grenze, hat man den Eindruck, wenn man so durch die Gänge schlendert.

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Kein Wunder also, dass auch die Landesbausparkasse mit einem Stand zum Thema Finanzierung vertreten ist und ein gewisser Trend zum Selbermachen zu beobachten ist. So gibt es zum Beispiel Goldschmiede, die Ehepaaren helfen, ihre Trauringe selbst zu schmieden, auf Wunsch auch "mit fair gehandeltem Gold, ohne umweltschädliches Quecksilber". Auch die beiden großen Kirchen sind kostenbewusst und haben sich auf der Hochzeitsmesse einen winzig kleinen Stand ökumenisch geteilt. Dabei gehören Hochzeiten doch sozusagen mit zu ihrem Kerngeschäft. Pastoralreferent Meinrad Niggl findet ja, dass der Konsum eine etwas zu große Rolle spielt bei so einer Hochzeitsmesse, sagt aber auch: "Es ist natürlich gut, wenn man das alles an einem Ort hat, das spart schon Zeit."

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Und das ist ja auch etwas. Sieht man sich all die übrigen Sparangebote auf der Hochzeitsmesse genauer an, stellt man meistens nämlich doch fest, dass da nur eines wirklich hilft: reich heiraten.

© SZ vom 12.11.2012/afis
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