Hochschule für Musik und Theater:Umfrage zu sexuellen Übergriffen: Keine Stellungnahme der Hochschule

Hochschule für Musik und Theater: In einer anonymen Umfrage der Münchner Hochschule für Musik und Theater kamen erzwungene sexuelle Handlungen ans Tageslicht.

In einer anonymen Umfrage der Münchner Hochschule für Musik und Theater kamen erzwungene sexuelle Handlungen ans Tageslicht.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • In einer anonymen Umfrage unter den Studierenden und Beschäftigten der Münchner Hochschule für Musik und Theater kamen mehrere erzwungene sexuelle Handlungen ans Tageslicht.
  • Die Hochschule selbst äußerte sich bisher nicht, kündigte aber eine Stellungnahme für kommende Woche an.

Von Rita Argauer

Zwei Prozesse um Machtmissbrauch, Übergriffe und sexuelle Nötigung an höchster Stelle - die Münchner Hochschule für Musik und Theater hatte in den vergangenen zwei Jahren einiges zu bewältigen. Im ersten Prozess wurde ihr früherer Präsident wegen sexueller Nötigung verurteilt, dieses Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig; im zweiten soll am Mittwoch ein Urteil fallen. Nachdem die Vorwürfe bekannt geworden waren, beschloss die neue Hochschulleitung diverse Maßnahmen, die das Vertrauensverhältnis zwischen Studierenden und Dozenten wieder herstellen sollten. Eine Arbeitsgruppe gab zudem im Oktober 2016 eine anonyme Umfrage unter Studierenden und Beschäftigten in Auftrag. Mehr als 50 Prozent der Hochschulangehörigen nahmen daran teil.

Die Ergebnisse dieser Umfrage liegen der Süddeutschen Zeitung vor. Demnach gaben 79 von 819 Befragten an, selbst taxierende Blicke erlebt zu haben, 22 haben "sichtbares Anbringen von Pornografie" erlebt. 89 Teilnehmer gaben an, unnötigen und unangebrachten Körperkontakt erlebt zu haben, acht sogar erzwungene sexuelle Handlungen oder Nötigung. Neun berichteten von Fällen von Exhibitionismus ihnen gegenüber.

Das sind alarmierende Zahlen, zu denen sich die Hochschule am Freitag nicht geäußert hat. Eine Stellungnahme ist für kommende Woche angekündigt. Die Umfrage ist in den Formulierungen indes nicht eindeutig. So geht aus den Fragen nicht hervor, in welchem Zeitraum und wo die Vorfälle stattfanden. Die Zahlen besagen deshalb auch nicht, dass die Übergriffe zwangsläufig in den Räumlichkeiten oder im weiteren Kontext der Musikhochschule geschehen sind.

Die Hochschulleitung hat im Juli 2016 nicht nur Richtlinien gegen Machtmissbrauch, Diskriminierung, sexuelle Belästigung und Gewalt erlassen, sondern im Zuge der Ergebnisse der Umfrage die Maßnahmen zum Schutz vor sexuellen Übergriffen auch noch einmal konkretisiert. So solle sich unter anderem eine der drei Frauenbeauftragten noch expliziter als bisher für Beratungen bei Vorfällen sexueller Belästigung qualifizieren; auch soll es eine externe Anlaufstelle mit psychologischer Kompetenz geben. Wichtig ist dabei auch ein vereinfachtes Verfahren zum Lehrerwechsel. Denn das Verhältnis zwischen Dozent und Student ist an einer Musikhochschule, in der es viel Einzelunterricht gibt, intensiver als an gewöhnlichen Universitäten.

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