Wohnungsnot:Können Hochhäuser das Wohnungsproblem lösen?

Wohnungsnot: Hochhäuser schaffen Wohnraum - aber sie sind sehr teuer in Bau und Unterhalt.

Hochhäuser schaffen Wohnraum - aber sie sind sehr teuer in Bau und Unterhalt.

(Foto: Claus Schunk)
  • Im Jahr 2030 werden rund 1,8 Millionen Menschen in München leben, knapp 300 000 mehr als heute.
  • Wohnraum ist schon jetzt Mangelware. Darum wollen Politiker, dass wieder über Hochhäuser diskutiert wird.
  • Allerdings sind die Kosten für die Türme sehr hoch - und das schreckt Investoren ab.

Von Dominik Hutter

Muss man wirklich die Lösungen der Vergangenheit verteufeln? "Die Neuperlacher finden ihren Stadtteil geil", betont Oberbürgermeister Dieter Reiter etwas salopp. Und trotzdem gilt es in der aktuellen Wohnungsbaudebatte als völlig ausgeschlossen, neue Hochhäuser oder gar eine neue Trabantenstadt zu errichten.

Dabei könnte eine Abkehr von den weit verbreiteten Vorbehalten gegenüber Großbauten den Mietmarkt deutlich entlasten. Viertel wie Neuperlach seien sehr effektiv, betont Reiter. Eine "schnelle Art und Weise, Wohnraum zu schaffen". Der SPD-Politiker will sich damit noch nicht festlegen. Aber abklären will er schon, ob sich der Stadtrat auch solche Ideen vorstellen könnte, für den zweiten Bauabschnitt in Freiham etwa.

Vor allem für den Bau von Hochhäusern fände Reiter eine politische Initiative hilfreich. "Wir werden nie ein Angebot für ein Hochhausprojekt bekommen, wenn wir kein Signal senden, dass wir uns das vorstellen können." Aktuell gilt noch immer das Votum des Hochhaus-Bürgerentscheids von 2004: kein Haus höher als 100 Meter. Rein juristisch ist die Bindung des Entscheids längst abgelaufen, ein Jahr nach der Abstimmung schon. Dennoch ist seit damals kein Bauherr mit hochfliegenden Hochhausplänen mehr bei der Verwaltung vorstellig geworden.

Auch der CSU-Planungsexperte Zöller wünscht sich deshalb ein deutliches Zeichen aus dem Stadtrat, dass man offen sei für Hochhäuser. Zöller ärgert sich darüber, dass ein 13 Jahre alter Bürgerentscheid von vielen immer noch als bindend wahrgenommen wird, wo doch die Spielregel laute: ein Jahr.

Das Problem ist nur: Hochhäuser werden schnell teuer und damit unwirtschaftlich - vor allem, wenn Wohnungen darin sind. Für höhere Häuser gelten verschärfte Brandschutzvorschriften, sie benötigen eine spezielle Statik und viel Platz für Aufzüge, Versorgungsleitungen und Nottreppenhäuser. Oberhalb von 60 bis 80 Metern, das weiß auch Zöller, wird es finanziell schwierig. Im Stadtrat ist man sich weitgehend einig, dass Wohnhochhäuser allein das Münchner Mietenproblem nicht lösen können - weil sie eher hochpreisig sind und wegen der notwendigen Abstandsflächen gar nicht so viel Dichte ermöglichen, wie man es sich wünschen würde. Nur: Wenn jemand in ein solches Projekt investieren will, warum sollte er es nicht dürfen?

Selbst Herbert Danner von den Grünen, der fürs Festhalten am Bürgervotum plädiert, sieht unterhalb der 100-Meter-Marke noch Platz für höhere Häuser. Zöllers Traum geht da weiter: eine "richtig schöne Hochhaus-Trabantenstadt, die nicht in einer Sichtachse steht". Das architektonische Problem von Hochhäusern werde am O₂-Turm am Georg-Brauchle-Ring deutlich: Die Kolosse dürften nicht allein auf weiter Flur stehen, sie brauchten Gesellschaft.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: