Hochhäuser in München:Luft nach oben

Münchens neue Hochhäuser sollen vor allem am Stadtrand und in Neubauvierteln architektonische Akzente setzen. Doch wirklich hoch hinaus wagen sich die Bauherren nicht.

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Kap West: Gestutzte Vision

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Quelle: SZ

Die Vision war großartig: Ein neues Stadtquartier entlang der Bahnachse Hauptbahnhof - Laim - Pasing, das auch geprägt wird durch Hochhäuser, die diesen Namen wirklich verdienen. Aber das spektakuläre Projekt, an der Friedenheimer Brücke und am Eingang zum Viertel Am Hirschgarten ein Ensemble mit fünf mächtigen Türmen zu errichten, war politisch nicht durchsetzbar. Mit dem Namen Kap West (Wiel Arets Architects, Amsterdam), für den die Bauarbeiten im vergangenen Jahr begonnen haben, entsteht nun immerhin ein 80 Meter hoher Komplex, der die Stadteinfahrt markiert. Der Turm erhebt sich leicht versetzt über dem Sockelbau und scheint damit über der Basis zu schweben. Investor ist die OFB Projektentwicklung aus Frankfurt, eine Tochter der Landesbank Hessen-Thüringen. Kap West ist gerade an die Allianz Real Estate verkauft worden. Simulation: Architekturbüro WAA

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Bavaria Towers: Großstädtischer Charakter

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Quelle: SZ

Ein etwas vernachlässigt wirkendes Gewerbegebiet mit höheren Gebäuden am Vogelweideplatz wandelt sich zu einem modernen Hochhaus-Ensemble. Die vier Bavaria Towers, die gerade im Bau sind, wollen einen ganz neuen Eindruck an der Einmündung von Prinzregenten- und Einsteinstraße in die Autobahn A 94 schaffen. Nach den Entwürfen des spanischen Büros Nieto Sobejano Arquitectos entstehen Türme mit unterschiedlichen Höhen zwischen 46 und 83 Metern. Die Bayern Projekt GmbH entwickelt für 380 Millionen Euro das Ensemble. Bei den Turmhöhen spielt eine wichtige Rolle, dass Sichtachsenbeziehungen im Gefüge der Altstadt mit ihren historisch geprägten Prachtstraßen unbeeinträchtigt bleiben. Eine Manhattan-Anmutung stellt sich durch die Hochhausgruppe damit zwar nicht ein, aber großstädtischen Charakter wird das Ensemble vermitteln. Simulation: Nieto Sobejano Arquitectos

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Hauptbahnhof: Umstrittenes Wagnis

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Quelle: SZ

Reichlich Zündstoff im Hinblick auf eine mögliche Beeinträchtigung der historischen Stadtsilhouette gibt es beim geplanten 75-Meter-Hochhaus auf dem Areal des Starnberger Flügelbahnhofs an der Arnulfstraße (Büro Auer Weber). Dieses soll beim Neubau des Hauptbahnhofs entstehen. Anders als der relativ weit vom Stadtkern entfernte Vogelweideplatz beeinflusst das Bahnhofsprojekt durch seine Nähe viel unmittelbarer das Bild der Altstadt mit ihren typischen Kuppeln und Türmen. Es gibt unterschiedliche Meinungen bei Politikern und Experten. Zu den prominentesten Kritikern des Projekts zählt Minister und Münchner CSU-Chef Ludwig Spaenle. Auch die Denkmalschützer wehren sich. Andere, wie zum Beispiel Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), plädieren dafür, "auch einmal etwas Neues zu wagen". Der Stadtrat sieht das genauso. Simulation: Auer Weber

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Neo: Schwung in Berg am Laim

NEO baumkirchen-mitte - bei dämmerung; Neo

Quelle: Bünck + Fehse

Auch beim neuen Viertel "Baumkirchen Mitte" in Berg am Laim geht es um ein ehemaliges Betriebsgelände der Bahn. 525 Wohnungen und 350 Arbeitsplätze entstehen dort. Als architektonisches Ausrufezeichen und markanter baulicher Auftakt für das Quartier gilt das gerade begonnene Projekt Neo des Amsterdamer Büros "UNStudio". Über einem Basisbau mit 55 Eigentumswohnungen erhebt sich der 60 Meter hohe Turm. In dessen erste sechs Geschosse soll ein Hotel der Marke Hampton by Hilton mit 143 Zimmern kommen. In den darüberliegenden Etagen sind Büros geplant. Eigentümer ist CA Immo Deutschland. "Baumkirchen Mitte" will sich mit abwechslungsreicher und buchstäblich schwungvoller Architektur von der oft sterilen Gestaltung von Neubauvierteln unterscheiden. Dazu gehört es auch, dass ein "Hochpunkt" das entsprechend Ausrufezeichen setzt. Simulation: CA Immo Deutschland

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Atlas: Verwandlung im Werksviertel

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Quelle: SZ

Interessant an diesem Projekt ist, dass hier gewissermaßen ein bestehendes größeres Gebäude recycelt wird. Das 62 Meter hohe Bauwerk an der Rosenheimer Straße mit seiner weithin sichtbaren orangefarbenen Kugel auf dem Dach prägte lange Zeit das Erscheinungsbild des Werksviertels. Der Komplex wurde vollständig auf sein bauliches Skelett zurückgeführt. Nun erhält er moderne Innenräume und ein vollständig neues Aussehen (OSA Ochs Schmidhuber Architekten). Übrig bleibt die riesige Kugel auf dem Dach, die einst ein Werbesymbol für das Haus war. Jetzt deutet man dieses Zeichen um: Der neue alte Bau heißt Atlas, weil in der griechischen Mythologie der Titan Atlas die Himmelskugel trägt. Für die Architekten und den Investor, das Unternehmen Art-Invest, ist die Auseinandersetzung mit dem Bestand auch ein Beispiel für eine "nachhaltige Bauweise". Simulation: OSA Ochs Schmidhuber Architekten

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Friends: Hülle in Falten

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Quelle: Catherina Hess

Ein zweites Projekt gibt es im Neubauquartier Am Hirschgarten. Die beiden jeweils 53 Meter hohen Wohntürme namens Friends der Landesbank Baden-Württemberg sind bereits fertig. Ungewöhnlich sind die Fassaden: In den mittleren und oberen Stockwerken falten sich die Gebäudehüllen in freien Variationen zu Erkern, die mit ihren Ausbuchtungen den Fassaden eine ganz spezielle Struktur geben (Architekten Allmann Sattler Wappner). Höhere Wohnhäuser haben in München Tradition. Die sogenannten Siemens-Sternhäuser in Obersendling sind in der unmittelbaren Nachkriegszeit entstanden und gelten bis heute als architektonisch bemerkenswert. Aber auch die modernen Nachfolger dieser Bauform können sich sehen lassen. Ebenfalls in Obersendling ist ein ganzes Viertel mit Wohntürmen entstanden - Leben mit Hochgefühl, sozusagen. Foto: Catherina Hess

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L 438: Große Geste

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Quelle: Simulation: Auer Weber

An der Kreuzung Landsberger Straße, Nordumgehung Pasing und der Straße Am Knie soll ein 60-Meter-Haus mit Büros, Wohnungen und Geschäften entstehen. Wer sich heute von diesem Ort aus mit dem Auto in Richtung Pasing-Zentrum bewegt, hat keine großen architektonischen Erlebnisse. Das dürfte sich ändern. Diese unscheinbare Stelle soll durch eine großzügige städtebauliche Geste geprägt werden. Stephan Suxdorf aus dem Münchner Architekturbüro Auer Weber integriert die Trafostation der Stadtwerke in den künftigen Komplex. Der bestehende Technikbau bekommt eine zweite Haut aus einem kupfernen Netz. Dieses Gestaltungselement dürfte einen ganz speziellen Blickfang ergeben. Zum Gebäude, das in Anlehnung an die Adresse den Namen L 438 trägt, gehört ein flacher Anbau. Dessen Dach, das man über eine Freitreppe erreicht, ist begrünt. Simulation: Auer Weber

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Arabellastraße 26: Grüner wohnen

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Quelle: SZ

Höhere Häuser mit begrünten Fassaden erregen in einigen Städten der Welt Aufmerksamkeit. Im Sommer vor zwei Jahren überraschte die Arabella 26 Liegenschaftsverwaltung mit den Plänen für ein solches Projekt in München. Im Arabellapark soll in den kommenden Jahren auf einem Areal, auf dem ein Postgebäude stand, ein rund 52 Meter hoher Wohnturm entstehen. In den unteren Etagen werden Büros liegen, darüber Eigentumswohnungen. Alle Stockwerke bekommen vor den Fenstern fast schon gartenartige Bepflanzungen (Aika Schluchtmann Architekten). Unter Fachleuten hatte das Projekt eine kontroverse Debatte ausgelöst. Zweifel wurden geäußert, ob diese Form des "natürlichen Bauens" überhaupt funktionieren könne. Bauherr und Architektin sind jedoch von ihrem Projekt überzeugt: Der Versuch werde gelingen.

Simulation: Aika Schluchtmann Architekten

Texte: Alfred Dürr

© SZ vom 13.3.2017/vewo
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