Historisches München:"Ein malerisches Überbleibsel von früher"

Der Fotograf Peter A. Schindler hatte ein Gespür für Momente und Blickwinkel. Das zeigt sich auch an seinen Bildern aus dem München der frühen Fünfzigerjahren.

Von Wolfgang Görl

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(Foto: Schindler/szphoto)

In seiner Freizeit pirschte Peter A. Schindler Anfang der Fünfzigerjahre gerne durch die Au und andere Viertel, um Bildmotive für seine Kamera zu entdecken. Schindler, geboren 1934 in Berlin, war mit seinen Eltern 1949 nach München gezogen, wo die Familie in einem Mietshaus in der Asamstraße wohnte. Schon als Schüler hatte er sich für die Fotografie interessiert, oder - besser gesagt - sie sollte Ersatz sein für eine Kunst, zu der es ihm an Talent fehlte. "Eigentlich wollte ich zeichnen", sagt Schindler heute, gut sechzig Jahre später. "Aber ich konnte es nicht." Also griff er zur Kamera. (Im Bild: Ein Haus in der Quellenstraße.)

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(Foto: Schindler/szphoto)

Es war eine gute Entscheidung. Man sieht das an den wunderbaren Fotos, die Schindler an Timeline-Images, die Fotocommunity der Süddeutschen Zeitung, gesandt hat. Er war damit, wie viele andere SZ-Leser auch, dem Aufruf gefolgt, Bilder vom Leben in Bayern der Nachkriegsjahre einzuschicken. (In der Quellenstraße befand sich damals auch ein Brunnen.)

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(Foto: Schindler/szphoto)

Die Fotos, die Schindler eingereicht hat, sind Momentaufnahmen aus dem München der Jahre von 1951 bis 1953. Zu dieser Zeit waren die Kriegsschäden noch beinahe an jeder Ecke sichtbar, doch hatte der Wiederaufbau längst begonnen. Oberbürgermeister war der Sozialdemokrat Thomas Wimmer, der sich gemäß der Pläne des Stadtbaurats Karl Meitinger dafür stark machte, das historische Stadtbild wieder zu rekonstruieren, so gut es halt geht. Gleichzeitig aber war der Blick der Münchner nach vorne gerichtet, die Stadt schickte sich an, zur süddeutschen Industriemetropole zu werden. (Nonnen beim winterlichen Spaziergang im Park.)

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(Foto: Günther Faul)

In diesen frühen Fünfzigerjahren begann Schindlers Ausbildung zum Fotografen. Zunächst lernte er in der privaten Münchner Fotoschule Reiser, dann fand er eine Lehrstelle bei Willy Müller in Waldperlach. Später arbeitete Schindler als Fotograf in Passau, Helsinki oder Hamburg, ehe er 1965 sein eigenes Studio eröffnete - in Bielefeld, wo er heute noch lebt. Vor allem für die Werbe- und Modebranche hat er fotografiert, er hat etliche Bücher illustriert, Preise gewonnen und seine Fotos in Ausstellungen präsentiert.

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(Foto: Schindler/szphoto)

Die Anfänge dieser Karriere aber spielten in München. Mit seiner Primaflex-Kamera zog der junge Schindler durch die Stadt, mit einem Gespür für den richtigen Moment und den richtigen Blickwinkel. Vor allem die Au, die damals noch den rauen Charme des alten Herbergsviertels ausstrahlte, hatte es ihm angetan. "Mein Blick war eher rückwärtsgewandt, die Au war für mich ein malerisches Überbleibsel von früher." (Ein Mann überquert die Asamstraße.)

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(Foto: Schindler/szphoto)

Originell fand er aber auch die Münchner Zeitungsverkäufer, die wie lebende Litfaßsäulen ihre Blätter ausstellten...

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(Foto: Schindler/szphoto)

... oder die Freiluftmaler an der Isar.

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(Foto: Schindler/szphoto)

Zu Hause, in der Dreieinhalbzimmer-Wohnung in der Asamstraße, gab es im Badezimmer eine Dunkelkammer, die er mit seinem Vater, der auch fotografierte, eingerichtet hatte. Dort entwickelte er die Fotos, die noch immer faszinieren. Mal, weil sie das versunkene München zeigen, aber dann auch, weil sie Szenen schildern, die sich genauso gut heute abspielen könnten. (Mode, Jahrgang 1954)

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(Foto: Frank Freihofer)

Peter A. Schindler ist noch heute mit der Kamera unterwegs, allerdings lebt er schon nicht mehr in München.

© SZ vom 24.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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