Hellabrunn:"Bei vielen Tieren merkt man, dass sie wieder mehr Lebensfreude haben"

Hellabrunn: Nur zwei von 23: Die kleinen Zicklein wirken trotz des Wintereinbruchs ganz agil und halten die älteren Ziegen ziemlich auf Trab.

Nur zwei von 23: Die kleinen Zicklein wirken trotz des Wintereinbruchs ganz agil und halten die älteren Ziegen ziemlich auf Trab.

(Foto: Claus Schunk)

Der Frühling hebt die Stimmung auch bei den Tieren im Zoo. Nur die Ziegen haben sich von den frostigen Temperaturen nicht beeindrucken lassen - und schon 23 Zicklein zur Welt gebracht.

Von Christina Rebhahn-Roither

Im Tierpark Hellabrunn liegt Schnee, das ist nicht zu leugnen. Aber dass dort trotzdem schon Frühling ist, das ist ganz eindeutig zu hören, am fröhlichen Meckern der 23 Babyziegen, die in diesem Jahr schon auf die Welt gekommen sind. Von den winterlichen Bodenverhältnissen lassen sie sich nicht beeindrucken. Im Gegenteil, sie üben schon erste Schritte im Matsch.

Heuer haben im Münchner Zoo bereits drei verschiedene Ziegenarten Nachwuchs bekommen, wie die Tierpfleger berichten. Sechs der Zicklein sind schwarz-weiß gescheckt und erst ein paar Wochen alt. Sie tollen in ihrem Freilaufgehege herum und suchen zwischendurch immer wieder die Zitzen ihrer Mütter unter dem langen Fell. Wenn sie sich gestärkt haben, versuchen die nicht mal kniehohen Tiere schon kleine Baumstämme zu erklimmen, die sternförmig zu einer Art Klettermöglichkeit aufgebaut sind.

Laufen können sie praktisch von Geburt an, berichtet der Tierpfleger Thomas Ulsperger, als er eines der kleinen Bulgarenzicklein hochhebt und streichelt. Er sieht sich durch den zahlreichen Nachwuchs auch in seiner Arbeit bestätigt: "Es ist ja auch ein Zeichen, dass sich die Tiere bei uns wohlfühlen und es ist natürlich immer nett, so kleine Ziegen hier zu haben."

Dann geht es los zu einem Spaziergang durch den Park, vorbei an Auerochse und Mähnenwolf. Wer nur ein bisschen hinhört, kann auch schon kräftiges Gezwitscher und Gesang wahrnehmen. Viele Vögel sind gerade aus den Überwinterungsgebieten zurückgekehrt, widmen sich nun ihren Balzgesängen oder brüten schon ihre Eier aus.

Doch nicht nur die Vögel haben den Münchner Winter vermieden - auch Braunbär Olga und die Murmeltiere haben davon nichts mitbekommen und waren bis vor Kurzem in einen dornröschenartigen Schlaf versunken. Seit Kurzem sind alle wieder munter, wenn auch im Wortsinne noch nicht ganz aus dem Häuschen in Anbetracht der aktuellen Temperaturen. Wer Geduld hat und während einer Sonnenstunde auf die Murmeltiere wartet, könnte belohnt werden, aktuell verbringen die Tiere aber noch viel Zeit in ihren Erdlöchern. Wie viele Murmeltiere letztendlich herauskommen, ist jedes Jahr wieder eine Überraschung, denn Anfang Juni kommt auch der Nachwuchs mit, sofern es welchen gibt.

Während der Zeit des Winterschlafs fahren die Tiere ihre Körpertemperatur von 38 auf sieben Grad Celsius hinunter, atmen nur noch einmal pro Stunde und auch ihr Herzschlag verlangsamt sich auf zwei Schläge pro Minute. Wachen die Murmeltiere wieder auf, beginnt das zunächst mit einem großen, allgemeinen Zittern. Dadurch, dass sie in der Gruppe zusammenliegen, wärmen sich die Murmeltiere gegenseitig und ihre Körpertemperatur erhöht sich langsam wieder. Würde man sie während des Winterschlafs wecken, könnte das tödlich enden.

Anders macht es Braunbärin Olga. Sie schläft nicht so tief, sondern hält lediglich eine Winterruhe, während der sie sich in den kalten Monaten auch gerne mal die Pfoten vertritt. Trotzdem haben Braunbären bis zu 40 Prozent ihres Körpergewichts verloren, wenn sie meist im März oder April wieder so richtig erwachen. Weil Olga mit ihren 41 Jahren schon eine betagte Bärin ist, sei es "jedes Jahr eine Freude, wenn sie wieder erwacht", sagt Lisa Reininger, Pressereferentin des Tierparks. Wenn man Bärenjahre mit Lebensjahren von Menschen vergleichen will, dann ist Olga etwa so alt wie eine Hundertjährige.

Aber auch bei Tieren, die keinen Winterschlaf halten, hebt der Frühling die Stimmung, erzählt Ulsperger: "Bei vielen Tieren merkt man, dass sie jetzt wieder mehr Lebensfreude haben, weil sie im Winter viel in ihren Häusern sind und dadurch ein bisschen missmutiger werden." Das kann er zum Beispiel bei Nashörnern und Elefanten beobachten. Unter den schlecht gelaunten Dickhäutern gebe es im Lauf des Winters mehr Spannungen, Kleinigkeiten würden öfter im Streit enden. Sobald sie ins Freie können, seien die Tiere wieder viel ausgeglichener, erzählt der Tierpfleger.

Die kleinen quirligen Bulgarenzicklein sind aufgrund von Umbauarbeiten derzeit in einem Ausweichgehege untergebracht und vorerst nicht für Zoobesucher sichtbar. Die 17 Sprösslinge der Girgentana- und der Zwergziegen können aber schon im Zoo besucht werden. Der Frühling ist also ganz deutlich in Hellabrunn angekommen. Aber kalt ist es halt schon noch. Und da finden manche Tiere kreative Lösungen, wie sich Zoosprecherin Reininger erinnert: "Neulich saß ein Pfau bei der Abluft vom Hauptrestaurant, um sich zu wärmen."

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