Helge Schneider in München:Ach, Oppa

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Von erstaunlich tiefsinnig bis grotesk kindisch - Helge Schneider hat alles drauf, vor allem gute Musik. (Foto: Kaka Dopulus)

Den "Sinn im Unsinn" finden: Helge Schneider beglückt seine Fans an vier Abenden im Circus Krone in München.

Von Oliver Hochkeppel

Will man ein neues Programm von Helge Schneider ankündigen, muss man machen, was auch das Leitmotiv seiner Auftritte ist: Improvisieren. Denn die Pressetexte sind nur ein einziger Jux - diesmal in dem grandiosen Satz verdichtet: "Der Zeitzeuge (Unterschrift Salt II-Verträge / 18. 6. 1979 Breschnew/Carter) erinnert sich: Ich habe von all dem nichts mitbekommen!"

"Ene, mene, mopel!" lautet nun der neueste Programmtitel nach so schönen Vorgängern wie "Akopalüze Nau" oder "I brake Together". Wie aber sollte der Mann auch mehr verraten können, wo er doch meist selbst bis kurz vor dem Auftritt nur ansatzweise weiß, was er machen wird. Schneider hat wohl am konsequentesten von allen sogenannten Kleinkünstlern den Geist und Gestus des Jazzmusikers, also das Prinzip der Improvisation, in seinen Bühnenmix aus Musik, Komik, Kabarett, Entertainment, Parodie, Theater und extremem Unfug übertragen und daraus eine eigene Kunstform kreiert.

Die Freiheit des augenblicklichen Einfalls in einem grob vorgegebenen Rahmen ist das Erfolgsgeheimnis des musikalisch wie sprachlich hochbegabten Schul- und Studiumabbrechers aus dem Ruhrpott. Die Zeit, in der er sich als Landschaftsgärtner, Tierpfleger, Polsterer und Studiomusiker durchschlug, war seine Schule, sein "Eduscho-Studium". Ist doch die Beobachtung der "Oppas im Stehcafé", die Aneignung ihrer Argumentationen und Ausdrucksweisen wohl die zweitwichtigste Basis seines Treibens.

Damit beglückt er seine Fans nun an gleich vier Abenden im Circus Krone, wird sie überraschen mit multiinstrumental begleiteten Szenen. Mal als einzeiliger Aphorismus, mal als ausufernde Geschichte, mal gesprochen, mal gesungen, mal erstaunlich tiefsinnig, mal grotesk kindisch. Aber immer alle Erwartungen konterkarierend und den "Sinn im Unsinn" findend.

Helge Schneider, Donnerstag bis Sonntag, 3. bis 6. Mai, 20 Uhr, Circus Krone, Marsstraße 43, 089/21837300

© SZ EXTRA vom 03.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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