Heimtiermesse:Waldi tanzt Walzer

Heimtiermesse

Sascha springt über das Bein seines Frauchens - als Teil eines Turniertanzes, der Preisrichter überzeugen soll.

(Foto: Barth)

Beim Dogdance zeigen Hunde eingeübte Choreografien

Von Wiebke Harms

Sascha gibt an. Gelingt ihm eine Pose, bellt der Hund. Er sitzt auf der blauen Tanzfläche, reckt die Vorderbeine in die Luft und kläfft. Die Preisrichter ziehen ihm dafür Punkte ab, beim Dogdance sollen die Hunde nicht bellen. Das Publikum auf der Münchner Heimtiermesse aber hat Sascha am Samstag mit seiner lautstarken Pose zum Lachen gebracht. Dogdance, auf Deutsch Hundetanz, war am vergangenen Wochenende eine der Attraktionen auf der dreitägigen Heimtiermesse in der MTC World of Fashion, neben Kaninhop und einem Casting für Möpse. Am Samstag und Sonntag traten mehr als 70 Tanzpaare in verschiedenen Schwierigkeitsstufen an.

"Sascha ist ein richtiger Showboy", sagt die Preisrichterin zu seiner Besitzerin Sigrid Borghoff. Der Hund mit den kecken Luchsohren war nicht immer so freundlich, früher hat Sascha gebissen. Borghoff holte ihn 2009 aus dem Tierheim in Rosenheim. Er galt als nicht vermittelbar. "Ich wollte so einen schwierigen Hund", sagt Borghoff. Sie besuchte mit Sascha eine Hundeschule, dort lernte sie auch Dogdance kennen. Auf der Münchner Heimtiermesse läuft Sascha im Slalom zwischen Borghoffs Beinen durch, umtänzelt sie rückwärts und steppt mit ihr seitwärts im Takt der Rock 'n' Roll-Musik. Am Ende des Auftritts legt sich Borghoff in ihrem roten Kleid mit den weißen Punkten auf die Seite, Sascha springt über sie.

Ein bis zwei Mal in der Woche trainieren Hund und Frauchen. Die 48 Jahre alte Vertriebskauffrau denkt sich die Choreografien selbst aus. Sie sucht Musik, zählt den Takt und stellt die Figuren zusammen. Bis eine Choreografie sitzt, dauert es drei bis vier Monate. Die Hunde lernen das Tanzen durch Belohnungen: Machen sie einen Trick richtig, gibt es ein Leckerli oder ein Spielzeug, dazu erzeugt der Trainer einen klickenden Ton. Die Hunde merken sich das Geräusch, so werden sie konditioniert. Denn in den Profiklassen ist es verboten, sie auf der Tanzfläche zu füttern.

Neben Messeständen mit Hundefutter, nietenbesetzten Halsbändern und neuen Staubsaugermodellen, die Hundehaare von Anzügen einsaugen, gibt es bei der Heimtiermesse auch eine Rassekatzenschau - mit der größten Haustierkatzenrasse der Welt. Edith Treml betrachtet eine dieser Maine-Coon-Katzen, die vor ihr auf dem Tisch hockt. "Der Schwanz ist gut", sagt die Preisrichterin. Bei den Katzen, die bis zu 1,20 Meter lang werden, achten die Preisrichter besonders auf den Schwanz. Er soll fast so lang sein wie der Katzenkörper. Kater wiegen bis zu 15 Kilo, Weibchen wie die Katze vor Treml erreichen immerhin zehn Kilo. Das Tier schmiegt sich an den Arm der Preisrichterin. Treml, 66 Jahre, Katzenarmband, Katzenohrringe und Katzenkette, lacht. "Die Richter beschmusen ist immer gut. Das haben sie dir toll beigebracht."

Treml betrachtet gelassen Katze für Katze, befühlt Schwänze, streicht über Katzenrücken. Es gibt auf der Heimtiermesse mehrere Wertungen von Katzenschauen, am Freitag etwa siegte eine Siam-Katze mit dem ungewöhnlichen Namen Olichny Macho Chrysolite. "Wenn man als Züchter Blut geleckt hat, hört man nicht mehr auf", sagt Treml. So ähnlich geht es Sigrid Borghoff mit ihrem ungewöhnlichen Hobby, dem Dogdance, auch.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: