Heilig-Kreuz-Kirche:Wie der renovierte "Giesinger Dom" aussieht

Seit 2012 war die Kirche wegen der Innenrenovierung geschlossen. Aus der ewigen Baustelle ist ein lichtdurchflutetes Gesamtkunstwerk geworden - das seinen Ursprung einer Lotterie verdankt.

Von Johannes Simon (Fotos) und Jakob Wetzel (Text)

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München: Renovierte Heilig-Kreuz-Kirche in Giesing

Quelle: Johannes Simon

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Vier Jahre lang war er gar nicht mehr zugänglich, noch viel länger hinter Baugerüsten versteckt, mal innen, mal außen. Seit dem 22. November sind die Pforten des "Giesinger Doms", der Heilig-Kreuz-Kirche, wieder geöffnet - und damit die Eingangstore zu einem der bedeutendsten neugotischen Kirchenbauten der Stadt, der noch dazu der einzige ist, dessen Ausstattung den Zweiten Weltkrieg und die Zeit danach zum größten Teil überstanden hat - abgesehen von den einst bunten Glasfenstern.

Der Maßwerk-Baldachin über dem Josefs-Altar im rechten Seitenschiff des Doms

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Angeregt hatte den Bau des Gotteshauses der damals bereits abgedankte bayerische König Ludwig I.; die bisherige Dorfkirche, ein spätromanischer Bau, war für das 1854 nach München eingemeindete und seit Jahren kontinuierlich wachsende Giesing längst zu klein geworden.

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Die Pläne für die neue Kirche zeichnete der Eisenbahn-Ingenieur Georg von Dollmann, der später unter anderem die Schlösser König Ludwigs II. baute. 1866 wurde auf dem Giesinger Berg, Münchens fortan höchstgelegenem Kirchplatz, der Grundstein für Heilig Kreuz gelegt.

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Es war damals eine gänzlich andere Zeit; so forderte die damalige Stadtbaukommission etwa, den Turm von Heilig Kreuz nicht niedriger, sondern um ganze 15 Meter höher zu bauen als geplant, nämlich 95 Meter hoch. Weil die Kirche insgesamt leicht erhöht steht, ragen die Turmspitzen sogar über die "welschen Hauben" der Frauenkirche hinaus. Tatsächlich war die Spitze von Heilig Kreuz bis zum Bau des Olympiaturms in den späten 60er Jahren Münchens höchstgelegener Punkt.

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Und als 1868 das Geld ausging und die Bauarbeiten deshalb vorübergehend eingestellt werden mussten, behalf man sich mit Lotterien, also mit Glücksspiel, um den Weiterbau zu finanzieren. Im Oktober 1886, wenige Monate nach dem Tod Ludwigs II., war Heilig Kreuz schließlich fertig.

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Nach vierjähriger Sanierungszeit präsentiert sich heute die renovierte Kirche den Besuchern als neugotisches Gesamtkunstwerk. Der Großteil der Innenausstattung - der Kreuzweg, die Apostel, die Kanzel, die Reliefs im Querschiff - stammt noch immer vom Tiroler Bildhauer Josef Beyrer, der bis zum Jahr 1898 ein florierendes Atelier in München betrieb.

Ein Kreuzweg-Relief von Bildhauer Joseph Beyrer

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Auch die beiden Altäre, der Marien- und der Josefsaltar, sind im Original aus der Erbauungszeit erhalten geblieben. Denn ganz blieb die Kirche in den vergangenen knapp 130 Jahren nicht unbehelligt: Während der Revolution 1919 wurde sie etwa von Granaten getroffen, und nach einem Bombenangriff 1944 brannte der komplette Dachstuhl ab; dabei wurden auch alle Glasgemälde zerstört.

Auch die liebevollen Details des Marienaltars strahlen wieder.

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Anders als in anderen Münchner Kirchen blieben jedoch die Altäre und der Figurenschmuck intakt.

München: Heilig-Kreuz-Kirche

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Was sich im Vergleich zur Zeit vor dem Krieg geändert hat, ist daher vor allem der Raumeindruck. Denn die 29 einst bunt gestalteten Fenster wurden nicht originalgetreu rekonstruiert, sondern durch helle, lediglich leicht getönte Scheiben ersetzt. So wirkt die Kirche freundlicher als zuvor. An die zerstörten Glasbilder erinnern nur kleine bunte Flächen in den Fensterspitzen.

Die Heilig-Kreuz-Kirche ist täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet.

© SZ vom 04.01.2016/mmo
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