Hasenbergl:Der Mix macht's

Zwei Bauträger sollen im Hasenbergl von der Auflage befreit werden, anteilig preiswerte Wohnungen zu bauen. Begründet wird der CSU-Vorstoß damit, dass die Stadt in der Nachbarschaft bereits sozialen Wohnungsbau betreibt

Von Simon Schramm, Hasenbergl

Mit der "Münchner Mischung" hat die Stadt ein Instrument geschaffen, das verhindern soll, dass sich in einzelnen Stadtviertel nur bestimmte soziale Bevölkerungsschichten ballen. Bei Neubaugebieten sollen Wohnungen deshalb immer drei Kategorien zugeordnet werden: ein Drittel soll freifinanziert sein, ein Drittel gilt mittleren Einkommen, ein Drittel steht für sozial geförderten Bau zur Verfügung. So will man erreichen, dass in einem neu entstehenden Quartier Menschen mit unterschiedlichen Einkommen miteinander leben.

Das Hasenbergl ist in diesem Zusammenhang ein spezieller Fall. Seit Bestehen gab es im Viertel überdurchschnittlich viele Sozialwohnungen, offen ist aber, wie viele davon in den vergangenen Jahren aus dieser Bindung herausgefallen sind. Ein Antrag der CSU-Fraktion des Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl hat nun die Diskussion entfacht, wie die Sachlage im Hasenbergl eigentlich aussieht, ob und wie die soziale Mischung im Viertel gesteuert werden soll. Der Antrag hängt mit mehreren Neubauprojekten im nördlichen Hasenbergl zusammen.

Ladenzeile Stanigplatz, neues Alten- und Service-Zentrum, Hasenbergl

Beim Nachverdichtungsprojekt am Stanigplatz sollen die Bauträger von der Pflicht der Drittelung entlastet werden.

(Foto: Florian Peljak)

Die CSU-Fraktion will erreichen, dass bei zwei Nachverdichtungsprojekten im Hasenbergl die Bauträger von der Pflicht der Drittelung entlastet werden: Gemeint sind die Projekte am Stanigplatz, wo der Wohnungs- und Siedlungsbau (WSB) Wohnungen auf das angestrebte Alten- und Servicezentrum (ASZ) setzen will, und an der Link- und Harpprechtstraße - dort soll ein größerer Teil an freifinanzierten Wohnungen für Personen und Familien mit mittlerem Einkommen ausgewiesen werden.

Die Wohnungsbaugesellschaft GBW, die an der Linkstraße nachverdichtet, habe bereits Interesse gezeigt, sagt Lokalpolitiker Rainer Großmann (CSU), der den Antrag eingebracht hat. Das Unternehmen könnte für frei finanzierte Wohnungen mehr Miete verlangen, damit käme auch eine andere Klientel ins Viertel.

Nach Argumentation der CSU-Feldmoching gleicht die Stadt München die dann verzerrte Quote in Bezug auf die "Münchner Mischung" selber aus: mit zwei Projekten im Zuge von "Wohnen für alle", dem Wohnbauprogramm für Flüchtlinge und Geringverdiener. An der Grohmannstraße entstehen etwa 70 Wohnungen des Förderprogramms, an der Fortnerstraße sind nach Plänen im Anfangsstadium etwa 30 geplant; in beiden Fällen ist die städtische Wohnungsbaugesellschaft GWG Bauträger. Das Kontingent der geförderten Wohnungen aus "Wohnen für alle" solle bei den beiden Verdichtungsvorhaben angerechnet werden, verlangt die CSU.

Hasenbergl: Eine weitere Adresse, die im Fokus steht: die Bebauung an der Grohmannstraße.

Eine weitere Adresse, die im Fokus steht: die Bebauung an der Grohmannstraße.

(Foto: Robert Haas)

Zusammengefasst bedeutet das: Großmann will zwei private Bauträger im Hasenbergl von der exakten Umsetzung der Münchner Auflage befreien, da eine städtische Wohnungsbaugesellschaft in Nachbarschaft bereits eine Art von sozialen Wohnungsbau betreibt.

Der Bezirksausschussvorsitzender Markus Auerbach (SPD) stellte in der jüngsten Sitzung des Gremiums in Frage, ob die Idee tatsächlich umgesetzt werden kann: "Wie will die GBW der Verpflichtung nachkommen, freifinanzierte Wohnungen zu schaffen?" Laut Großmann seien im Fall des ASZ etwa 40 Prozent Sozialwohnungen eingeplant; er vermutet, dass die Verhandlungen zwischen Bauträger und Stadt über diesen Anteil ein Grund sind, wieso das Zentrum seit längerem nicht realisiert wird. Und er hofft, dass das seit Langem in der Planung befindliche Sozialzentrum rascher gebaut wird, wenn der Antrag beschlossen wird.

Großmann begründet den Antrag damit, dass das Hasenbergl aufgrund des hohen Anteils an Sozialwohnungen und Unterkünften vor allem im nördlichen Teil einen "überproportionalen Anteil" bei der Unterbringung von Wohnungslosen und Flüchtlingen leistet. Eine vernünftige Mischung im Viertel soll entstehen, sagt Großmann; es solle mehr Möglichkeiten geben, dass Bürger mit mittleren Einkommen preisgünstige Wohnungen im Hasenbergl erhalten, etwa Mitarbeiter von BMW. An dieser Stelle stellten viele Ausschussmitglieder aber eine Unklarheit fest: Bei wie vielen Sozialwohnungen ist die Bindung im Laufe der Zeit weggefallen? Lokalpolitiker Großmann meinte, der letzte Stand seien 52 Prozent.

Nun sollen die GWG, die viele Unterkünfte im nördlichen Hasenbergl betreibt, und das Planungsreferat dem Bürgergremium im Unterausschuss Soziales darlegen, wie die Belegungspraxis derzeit aussieht und wie viele Wohnungen noch in sozialer Bindung sind. Auch soll mit Stadt und der GWG untersucht werden, wie der Antrag umgesetzt werden könnte. Danach soll der Antrag der CSU erneut im Bezirksausschuss besprochen werden.

Natürlich stellt sich auch die Frage, wie die Bewohner des Hasenbergl die Entwicklung des Viertels begleiten. In Bezug auf die Nachverdichtungspläne der GBW an der Linkstraße hat sich nach mehreren Anläufen nun eine Mietergemeinschaft gebildet; manche Bewohner begegnen dem Projekt mit Unbehagen und fürchten höhere Mieten, die sie sich nicht mehr leisten könnten. Lokalpolitikerin Manuela Massaquoi (SPD) berichtet von einer Infoveranstaltung der GBW für die Mieter: "Mein Eindruck ist, dass die Mieter tatsächlich informiert und in die Diskussion einbezogen werden." Der Plan ist, im kommenden Jahr oder 2018 mit dem Umbau zu beginnen. Davor wird es noch einen Architektenwettbewerb geben.

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