Harlaching:Zwei auf einen Streich

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Die Stadt lotet aus, ob auf dem Areal der Harlachinger Klinik Platz für eine Schule und ein Senioren-Rehazentrum wäre

Von Julian Raff, Harlaching

Noch Ende 2016 hatte das Schulreferat (RBS) bestritten, dass die mit mehr als 700 Kindern überfüllte Grundschule an der Rotbuchenstraße eine Zweigstelle im übergroßen Sprengel braucht. Inzwischen gehen die Meinungen zwischen RBS und Bezirksausschuss (BA 18) nicht mehr über das "Ob" eines Neubaus auseinander, sondern höchstens noch über das "Wo". Der BA setzt nach wie vor Hoffnungen auf das staatliche Grundstück an der Harthauser Straße 48, während die Schulbehörde eher freie Restflächen auf dem künftig umgestalteten Harlachinger Klinik-Campus im Blick hat.

Diese Richtung könnte an diesem Mittwoch, 27. Juni, der Stadtrat einschlagen, indem er ein Nachnutzungskonzept beschließt, das die CSU-Stadträte Reinhold Babor und Hans Theiss bereits im April angestoßen haben. Der CSU-Antrag zielt dabei gar nicht auf eine Schule, sondern auf ein "wohnortnahes integriertes Versorgungszentrum" für Senioren, bestehend aus ambulanter Versorgung und Reha-Klinik. Derzeit existieren nämlich in München 320 Betten für die geriatrische Akutversorgung, aber nur zwei kleine Reha-Einrichtungen mit insgesamt 40 Betten für die Nachsorge.

In der Zwischenzeit hat das RBS unter dem Druck wachsender Schülerzahlen ebenfalls Bedarf angemeldet. Gymnasium oder Realschule scheiden platzhalber von vornherein aus, die akuteste Not herrscht ohnehin an der Rotbuchenstraße, wo die mit 28 Klassen größte Grundschule Bayerns aus allen Nähten platzt. Ein "Ja" des Stadtrats vorausgesetzt, will das Kommunalreferat ein Nebeneinander beider Optionen bis Jahresende per Machbarkeitsstudie prüfen. Das bestehende Baurecht ließe nach dem geplanten Abbruch und Neubau des Klinik-Haupttrakts, also frühestens ab 2024, rund 26 000 der insgesamt 96 000 Quadratmeter Geschossfläche übrig.

Für Schule und/oder Seniorenzentrum stünde also ein gutes Viertel der Gesamtfläche zur Verfügung - zu wenig für eine dreizügige Schule plus Doppelsporthalle mit 7500 Quadratmetern und eine geriatrische Rehaklinik mit 200 Betten und Schwimmbad, die rund 20 000 Quadratmeter Nutzfläche bräuchte. Das Kommunalreferat empfiehlt, das Baurecht bis 2023 zu erweitern und die Festlegung auf "medizinnahe Nutzung" aufzugeben. Auch dann bleibt der Platz knapp, am ehesten kommen der Bereich um die beiden knapp 100 Jahre alten, denkmalgeschützten Gebäude im Nordteil und die Besucherparkplätze an der Seybothstraße in Frage.

In einer großen Lösung bekäme die Rehaklinik das südliche historische Gebäude und die Flächen des westlichen Parkplatzes, während die Schule den nördlichen, kleineren Altbau und den angrenzenden, ebenfalls kleineren Parkplatz nutzen könnte. Eine kleinere Lösung sähe den nördlichen Altbau und den West-Parkplatz für die Altersmedizin vor und lediglich den östlichen Parkplatz als Schulstandort. Auf jeden Fall müsste zumindest ein Großteil der momentan 365 Parkplätze in einer Tiefgarage unterkommen. Diese sollte eigentlich aber neue Kapazitäten schaffen, denn die Parkplatznot treibt motorisierte Klinikbesucher längst schon in die Nebenstraßen. Der BA spricht sich (ohne offizielles Anhörungsrecht) für ein zweigleisiges Vorgehen aus: Die Stadt solle weiterhin nach einem Tauschgrundstück suchen, um so in den Besitz des staatlichen Geländes an der Harthauser Straße 48 zu gelangen. An der Harlachinger Hochleite, wo zuletzt das Ensemble des Gärtnerplatztheaters probte, wäre eine Schulfiliale für den südlichen Sprengel aus BA-Sicht gut aufgehoben. Bernhard Schuder, Liegenschaftsverwalter im RBS, sieht hier zumindest eine "theoretische Option", zieht aber die Kliniklösung vor. Um diese möglichst rasch zu realisieren, könnte sich BA-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) auch einen Stelzenbau über dem östlichen Parkplatz vorstellen. Keine akute, aber baldige Abhilfe an der Rotbuchenstraße verspricht unterdessen die Erneuerung und Aufstockung der Container auf der westlich angrenzenden Wiese. Ab dem Schuljahr 2019/20 entstehen hier immerhin fünf neue Klassenzimmer und zwei Räume für die Mittagsbetreuung. Weiter beklagenswert, aus Sicht von Eltern und BA, bleibt unterdessen der Zustand einiger Toiletten im 82 Jahre alten Schulbau.

© SZ vom 27.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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