Harlaching:Wir müssen draußen bleiben

Vollmarpark in München,. 2010

Spaziergänger und Jogger können den Vollmarpark unbeschwert genießen. Hunde hingegen finden hier keinen artgerechten freien Auslauf.

(Foto: Robert Haas)

Hundehalter reagieren verärgert auf Neuregelung im Bereich zwischen Giesinger Waldhaus und Eichthalstraße

Von Julian Raff, Harlaching

Vor vier Jahren hatte eine Bissattacke am Athener Platz Hundebesitzer und Eltern in Harlaching gegeneinander aufgebracht. Nun muss der örtliche Bezirksausschuss (BA) erneut in einem Interessenkonflikt vermitteln: In der jüngsten Sitzung des Gremiums machte eine Gruppe von Hundehaltern ihrem Ärger über eine Neuregelung im Bereich zwischen Giesinger Waldhaus und Eichthalstraße Luft.

Hundefreunde schätzen den Wiesenstreifen zwischen Perlacher Forst und Münchner-Kindl-Heim als Auslauffläche. Im mittleren Teil befinden sich zugleich ein kleiner Schlittenberg, ein Bolzplatz und ein Beachvolleyballfeld. Am 28. April sahen sich die Gassi-Geher hier nun überraschend durch grüne Poller ausgesperrt, die kurz darauf wieder verschwunden waren. Nach aktueller Rechtslage herrscht innerhalb der so markierten Zonen auf den Wegen Leinenzwang, außerhalb gilt ein Betretungsverbot für Hunde.

Wie sich später herausstellte, wurden die Poller offenbar illegal entfernt, was natürlich nichts an einer Entscheidung ändert, die Anwohner Wolfgang Tochtermann als unverhältnismäßig kritisiert. Der Jurist trat im BA als Sprecher der Hundehalter auf und brachte deren Argumente, wie die Stadtteilvertreter samt BA-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) anerkannten, schlüssig und detailliert vor. Dennoch sieht sich der BA auch jenen Harlachingern verpflichtet, die das Hundeverbot auf einer Bürgerversammlung beantragt hatten. Dass sich der mittlere Bereich um die Sportflächen und den Schlittenhang kaum als Hundewiese eignet, leuchtet auch den Haltern ein. Die Sperrung auf ganzer Breite verstößt laut Tochtermann aber schon deshalb gegen die Münchner Hundeverordnung wie auch gegen den Tierschutz, weil die nördlich angrenzenden Grünflächen im Vollmarpark, am Hollerbusch und am Tiroler Berg bereits als hundefreie beziehungsweise als Leinenzone gekennzeichnet sind. Artgerechter Auslauf sei somit im gesamten Münchner Südosten nicht möglich, wenn sich Tierfreunde verantwortlich verhalten und ihre Hunde im Perlacher Forst anleinen. Tochtermann hält es dabei für "falsch, einen Gegensatz zwischen den Nutzungsinteressen zu konstruieren". Er habe beispielsweise vorsichtshalber immer einen Bogen um einen an seiner Route gelegenen Waldkindergarten gemacht. Schließlich sei er aber von den Betreuerinnen darum gebeten worden, den Kindern, zwecks beiderseitiger Gewöhnung, Kontakt zu seinem Tier zu ermöglichen.

Zum Thema Verunreinigung hatte eine Anwohnerin der Eichthalstraße unschöne Beobachtungen beizusteuern. Auf der angrenzenden Liegewiese sei stets die gleiche Handvoll Leute anzutreffen, von denen einige ihr großes Geschäft am Waldrand verrichten würden. Anstatt das Thema nun "zu sehr auf das Fäkalproblem einzudampfen", sprach sich Baumgärtner für einen Ortstermin mit Vertretern der Interessengruppen und der Behörden aus. Mit diesem Beschluss verbindet der BA den Appell ans Baureferat, die Poller so lange nicht zu ersetzen, bis ein Kompromiss gefunden ist.

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