Harlaching:"Planerische Gigantomanie"

Harlaching: Meistens ausreichend: die Parkplätze beim Tierpark Hellabrunn.

Meistens ausreichend: die Parkplätze beim Tierpark Hellabrunn.

(Foto: Claus Schunk)

Der Kreisverband München des Bayerischen Roten Kreuzes hält nichts von einem Parkhaus beim Tierpark Hellabrunn

Von Jürgen Wolfram, Harlaching

Mit einer klaren Absage an alle Parkhaus-Lösungen hat sich das Bayerische Rote Kreuz (BRK) in die kulminierende Debatte um die Kfz-Stellplätze beim Tierpark Hellabrunn eingeschaltet. "Die Situation ist bei weitem nicht so dramatisch wie vielfach dargestellt", sagte Peter Behrbohm, Pressesprecher des BRK-Kreisverbands München am Montag, "die planerische Gigantomanie können wir deshalb nicht nachvollziehen." Selbst in einem Jahr mit Besucherrekord wie 2014 sei die Lage rund um den Zoo lediglich an etwa 30 Tagen "prekär" und an 30 weiteren belebt gewesen, ergänzte Abteilungsleiter Fritz Kloiber. Es würde daher vollkommen ausreichen, die bestehenden Parkplätze geringfügig zu erweitern.

Das Münchner Rote Kreuz bewirtschaftet seit den 1950er-Jahren mit eigenem Personal diese Flächen und hofft, dass der Vertrag demnächst von der Stadt für zunächst fünf weitere Jahre verlängert wird. An diesem Dienstag befasst sich ausführlich der Bezirksausschuss 18 Untergiesing-Harlaching mit dem Reizthema. In diesem Gremium gehen die Meinungen zur Parkplatzproblematik weit auseinander.

Genaue Angaben macht der BRK-Kreisverband hierzu nicht, aber die Einnahmen aus der Parkraumbewirtschaftung beim Tierpark dürften bei gut 300 000 Euro pro Jahr liegen. Was davon nach Abzug der Kosten für Parkwächter und Instandhaltung übrig bleibt, steckt die Hilfsorganisation in die Ausbildung und Ausrüstung ihrer 3300 Münchner Ehrenamtlichen, die in den so genannten Gemeinschaften (Wasserwacht, Jugendrotkreuz, Bereitschaften bei Großveranstaltungen, Wohlfahrts- und Sozialarbeit, Bergwacht) mitarbeiten.

Ob Parkplatz oder Parkhaus - die Hilfsorganisation geht davon aus, dass weiterhin sie es sein wird, der die Stadt die Betreuung überantwortet. Andernfalls müsste die Stadt Zuschüsse locker machen, um die Rot-Kreuz-Gemeinschaften am Leben zu erhalten. "Dann wären wir ganz auf die Spendenbereitschaft der Bevölkerung angewiesen oder gezwungen, die Leistungen unserer Dienste herunterzufahren", sagte Behrbohm. Hintergrund seiner alarmierenden Betrachtung: Die Tierpark-Gesellschaft erwägt offenbar, das Parkhaus, so es denn gebaut wird, selber zu betreiben.

Von einem Parkhaus zur Lösung seltener Engpässe hält man beim BRK-Kreisverband gleich aus mehreren Gründen wenig. Ein derartiges, mindestens vier Stockwerke hohes Gebäude, ob an der Siebenbrunner Straße oder auf dem Gelände des jetzigen Parkplatzes am westlichen Ende der Alemannenstraße, wie unlängst von der Münchner Architektengemeinschaft DAI vorgeschlagen, passe noch weniger ins Landschaftsschutzgebiet als oberirdische Stellflächen, finden Behrbohm und Kloiber. Überdies stelle man sich die Frage, wo die Millionen für ein solches Projekt herkommen sollen. Lege man sie auf die Parkgebühren um, dürfte ein Zoobesuch unverhältnismäßig teuer werden. Verzichte man hingegen auf diesen Schritt und schaffe massenweise subventionierte Parkplätze, sei mit einem anderen unerwünschten Effekt zu rechnen: "In diesem Fall kommen auch noch diejenigen mit dem Auto, die sonst mit der U-Bahn oder dem Bus gefahren wären." Schließlich sei ein Parkhaus auch deshalb "kein Königsweg", weil es überwiegend leer stünde, hohe Kosten durch Vandalismus verursachen und an einem Grundübel des Parksuchverkehrs in den tierparknahen Bereichen Harlachings, Sendlings und Thalkirchens nichts ändern würde: Viele Zoobesucher dürften weiterhin versuchen, in die Anwohnerstraßen auszuweichen, um sich die Parkgebühr von derzeit vier Euro zu sparen. Ein "effizienter Ausweg" aus dem Dilemma wäre am ehesten noch die Arrondierung der bestehenden oberirdischen Parkplätze um zusätzliches Gelände. Das sei durchaus vorhanden, ohne dass man "der Natur zu sehr auf den Pelz rücken müsste", glauben die BRK-Sprecher.

Wofür der BRK-Kreisverband durchaus zu haben wäre, ist eine Optimierung der Verkehrslenkung rund um Hellabrunn. "Man könnte zum Beispiel die Zufahrt zur Thalkirchner Brücke verbreitern und die Alemannenstraße weiter öffnen", meint Kloiber. Um in der Hauptverkehrszeit zwischen 8 und 10 Uhr die üblichen Staus auf der Tierparkstraße und der Siebenbrunner Straße aufzulösen, genüge möglicherweise schon ein wenig mehr Polizeipräsenz. An der Parkplatzbewirtschaftung gebe es indes nicht viel zu verbessern. "Das machen unsere Leute professionell und nutzen jeden Quadratmeter optimal", so Behrbohm. Und wenn der als Schlaglochpiste verrufene Parkplatz beim Haupteingang noch immer unbefestigt, unbeleuchtet und ohne Toiletten sei, so liege das nicht am Roten Kreuz, sondern an den Behörden, die solche Verbesserungen nicht wünschten.

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