Harlaching:Interessen-Konflikt

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Platz für alle: Neben den Bahnen parken die Autos derzeit kostenlos. (Foto: Bardehle)

Zukunft der Parkfläche an der Tram-Wendeschleife Großhesseloher Brücke ist zwischen Lokalpolitikern und MVG umstritten

Von Julian Raff, Harlaching

Noch können Pendler, Wanderer und Kiosk-Kunden an der Tram-Wendeschleife Großhesseloher Brücke bequem und gratis ihre Autos abstellen. Eine fehlende Baugenehmigung und unerwartet hohe Kosten haben die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) bisher davon abgehalten, den halbwilden Parkplatz zu schließen und vollendete Tatsachen zu schaffen. Die Anwohner und der Bezirksausschuss (BA) 18 sehen darin eine Chance, die Parkplätze doch noch zu erhalten - zumindest nahm der Vorsitzende Clemens Baumgärtner (CSU) den für die Angebotsplanung zuständigen MVG-Mitarbeiter Bernd Fichtl nachdrücklich ins Gebet. Man sei nicht länger bereit, "einfach abzuwinken, was uns die MVG zum Fraß vorwirft", ermahnte er den Verkehrsplaner. Zudem solle die MVG den Bürger- und damit den Kundenwillen zur Kenntnis zu nehmen.

Auf kollegialen Rückhalt für die Standpauke konnte Baumgärtner auch deshalb zählen, weil die Verkehrsbetriebe noch vor einem Jahr in Aussicht gestellt hatten, den ungeregelten, in Spitzenzeiten mit bis zu 80 Fahrzeugen belegten Platz durch eine kostenpflichtige Park & Ride-Anlage mit 40 Plätzen zu ersetzen. Erst auf den Protest des BA hin hatte der Verkehrsbetrieb schließlich mit der kompletten Schließung reagiert, was BA-Politiker damals wie jüngst als "Trotzreaktion" werteten. Fichtl versuchte hingegen, die Anwesenden davon zu überzeugen, dass die Fläche aus Sicherheitsgründen fast autofrei werden müsse. Der Ein- und Ausfahrtsverkehr müsse per Signal geregelt werden, sobald mehr als 100 Fahrzeuge pro Tag die Gleise kreuzen, weshalb für die zunächst angedachte Park & Ride-Anlage auch eine Ampel geplant war.

Die Rückkehr zur alten Planung schloss Fichtl vorerst aus, da die MVG keine Parkplätze für Wanderer und Geschäftskunden subventionieren könne. Parkgebühren würden die Investition jedenfalls nicht decken, schon gar nicht den "erheblichen sechsstelligen Betrag" für die Ampelanlage, wie Fichtl sagte. Bleibt also nach Logik der Verkehrsbetriebe nur eine Reduzierung des Verkehrs auf weniger als 100 Fahrten. Zudem, so Fichtl, benötige die MVG mehr Fläche als Wendeplatz für Busse, sei es temporär im Schienenersatzverkehr oder dauerhaft für einen geplanten Nachtbus nach Grünwald. Um beides zu erreichen, sollen nun 2016 bis zu fünf Kurzzeit-Stellplätze für den Kiosk sowie vier bis fünf Taxiplätze angelegt werden.

Völlig verkannt haben die Planer dabei aus Sicht des Bezirksausschusses die Bedeutung des Kiosks und seiner Paketausgabe für das mit Einkaufsmöglichkeiten unterversorgte und obendrein überalterte Viertel. Tatsächlich reiche der Einzugsbereich beider Anlaufstellen kilometerweit. Ohne sich direkt in die Debatte einzuschalten, stand Polizeihauptkommissar Dieter Heumann von der zuständigen Inspektion dem BA indirekt bei, indem er auf Anfrage angab, er wisse nichts von Unfällen oder heiklen Situationen an der Parkplatz-Zufahrt.

© SZ vom 20.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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