Harlaching:Es geht ums Ganze

50 000 Euro Mietnachzahlung fordert die Stadt vom FC Alemannia für den als Vereinsheim genutzten Keller der Grundschule an der Rotbuchenstraße. Vorstand Heinz Ullrich sieht den Club in seiner Existenz bedroht

Von Julian Raff, Harlaching

Dass sie als Harlachinger Traditionsverein trotz sportlicher Erfolge und 104-jähriger Geschichte auf ewig im Schatten von Bayern und Löwen kicken, könnten die Fußballer vom FC Alemannia verschmerzen; größere Probleme macht da schon der ungünstig auf drei Plätze verstreute Spiel- und Trainingsbetrieb. Und wirklich existenzbedrohend könnte sich nun eine Mietnachforderung in Höhe von mehr als 50 000 Euro auswirken. Die Stadt fordert die Summe rückwirkend zum 1. September 2011 für die Nutzung eines Vereinsheimes, das vor gut fünf Jahren im Keller der Grundschule an der Rotbuchenstraße eingerichtet wurde.

Natürlich hatten sich die 260 Mitglieder seinerzeit über das neue Domizil im Horttrakt der Schule gefreut. Die alte, ebenfalls im Schulkeller untergebrachte Behausung nannten die Sportler nur den "Bunker", entsprechend schnell zerstreuten sie sich nach Spiel und Training meist in alle Winde. Moderne Ausstattung der Büro- Aufenthalts- und Sanitärräume und ein mit 263 Quadratmetern recht großzügiges Raumangebot taten dem Vereinsleben natürlich gut.

FC alemannia Harlaching

So sah die Gründungsmannschaft des FC Alemannia 1912 aus.

(Foto: Archiv FC Alemannia)

Und angesichts der gesponserten Grundmiete von symbolischen 9,02 Euro und den "üblichen Nebenkosten" beunruhigte es niemanden, dass wiederholte Nachfragen bei der Stadt wegen eines regulären Mietvertrages unbeantwortet blieben. Aus allen Wolken fiel Ullrich dann, als der lange erbetene Mietvertrag im November schließlich ins Haus flatterte - und Nebenkosten von mehr als 791 Euro pro Monat auswies. Dass es bei knapp 800 Euro für Heizung, Wasser und Warmwasser nicht mit rechten Dingen zugehen könne, leuchtete dann auch den zuständigen Ansprechpartnern im städtischen Referat für Bildung und Sport (RBS) ein, zumal das Vereinsheim laut Ullrich nur drei Mal in der Woche genutzt wird.

Bei einem Gespräch am 8. Dezember an Ort und Stelle räumten die RBS-Mitarbeiter die Möglichkeit ein, dass Verbrauchswerte der Schule selbst irrtümlich dem Verein zugerechnet wurden. Korrekturen oder einen Nachlass konnten sie dem verunsicherten Vereinsvorstand Heinz Ullrich aber erst mal nicht in Aussicht stellen, da sich die Zählerstände vorerst nicht prüfen ließen; dies soll nun im Laufe des Monats nachgeholt werden. Ullrich will nicht ausschließen, dass es "schlechtesten Falls so passt", wirklich vorstellen kann er es sich nicht. Zwar hat der Vorstand Rücklagen für die Miete gebildet; die aber reichen nicht in der nun geforderten Höhe. Mittlerweile haben sich sowohl die Bürgerversammlung im 18. Stadtbezirk als auch der Bezirksausschuss mit Beschlüssen hinter den Verein gestellt. Auch die Stadt-Vertreter hätten sich um eine Lösung bemüht gezeigt, so Ullrich.

FC alemannia Harlaching

Stolze Vergangenheit: Im Juni 2012 feierte der FC Alemannia sein 100-jähriges Bestehen und erinnerte an das Spiel zur Wiedergründung 1949/50.

(Foto: Archiv FC Alemannia)

Dennoch sieht er seinen Verein insgesamt, trotz des Nachwuchsbooms im Fußball, auf einem schweren Stand: Da die Untergiesiger/ Harlachinger Bezirkssportanlage beim Schyrenbad völlig überlastet ist, müssen einige Mannschaften auf die Anlage an der Görzer Straße ausweichen. Die Schulsportanlage an der Sachsenstraße stünde zwar theoretisch am Wochenende für Punktspiele zur Verfügung, darf aber nicht mit Stollenschuhen bespielt werden. Ein vollwertiges Feld vor der Haustür haben die Alemannia-Mannschaften zwar an der Säbener Straße, sie müssen sich dort aber genau mit dem FC Sportfreunde abstimmen.

Nicht ohne Probleme läuft schließlich auch der Spielbetrieb auf dem Kleinfeld, das zum Sportplatz der Rotbuchenschule gehört: Da dort während der Ferienzeiten nicht gespielt werden darf, starten die Kinder- und Jugendmannschaften regelmäßig mit deutlichem Trainingsrückstand in die Saison. Und im Herbst begrenzt schließlich das Tageslicht die Trainingsstunden, alle Anträge auf eine Flutlichtanlage wurden abgeschmettert. Am schwersten aber wiegt der schlechte Zustand des Rasens. Die Stadt hatte die Löcher erst dann - und das auch nur notdürftig - flicken lassen, nachdem sich im vergangenen Jahr ein Zehnjähriger schwer verletzt hatte.

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