Harlaching:Durch die Hintertür

Krankenhaus für Naturheilwesen

Seit 1968 hat das Krankenhaus für Naturheilweisen, das von einer städtischen Stiftung geführt wird, seinen Sitz auf dem Harlachinger Klinikgelände.

(Foto: Claus Schunk)

In Harlaching werden Befürchtungen laut, dass Privatinvestoren profitieren könnten, wenn die Klinik umstrukturiert wird

Von Julian Raff, Harlaching

Das umstrittene Sanierungskonzept fürs Städtische Klinikum (StKM) schürt rund ums Harlachinger Krankenhaus nicht nur Ängste vor Versorgungsengpässen. Die "Initiative Klinikum Harlaching" befürchtet neuerdings auch, die renommierte Lage des Klinikareals könnte gewinnorientierte Privatinvestoren anlocken, zum Schaden der Allgemeinheit. Den jüngsten Anlass lieferte das kürzlich bekannt gewordene Erweiterungsprojekt des "Krankenhauses für Naturheilweisen" (KfN), das - geführt von einer städtischen Stiftung - seit 1968 auf dem Klinikgelände seinen Sitz hat.

Wie der Stiftungsratsvorsitzende Helmut Pfundstein bestätigt, könnte die geplante ambulante Einrichtung tatsächlich in Zusammenarbeit mit einem privaten Bau- und Betriebsträger entstehen, allerdings nicht um Gewinne zu privatisieren, sondern um das bestehende KfN nicht mit den Risiken der benachbarten Neuinvestition zu belasten. "Wir wollen die Betriebe nicht vermengen", sagte Pfundstein. Kürzlich habe er sich an die Belegschaft gewandt, um drohender Verunsicherung über die Situation entgegenzutreten.

Bei der Initiative liest sich das anders. Der Entwurf eines Schreibens an OB Dieter Reiter (SPD) landete vorab auf dem Tisch des örtlichen Bezirksausschusses (BA) 18, der bereits vor gut einem halben Jahr ein zehnjähriges "Verwertungsmoratorium" für Private auf dem Klinikgelände gefordert hatte. Das Schreiben wertet die öffentlich-private Partnerschaft "als den Versuch der Abschiebung des kommunalen Versorgungsauftrages im internistischen Bereich im Münchner Süden vom Klinikum Harlaching auf das KfN und eine private Kapitalgesellschaft".

Im angehängten Fragenkatalog an den OB ist von der Stiftung sogar als mutmaßlichem "Strohmann" die Rede, über den schlimmstenfalls eine von KfN und StKM unabhängige private Ambulanz-Klinik per Erbbaurecht aufs Grundstück bugsiert werden könnte. Überdies sieht die Bürgerinitiative in diesem "offensichtlich ausschließlich an wirtschaftlichen Aspekten und keineswegs an einer Verbesserung der stationären Notfallversorgung ausgerichteten Vorhaben Interessenkonflikte bei der CSU", für die Pfundstein fünf Jahre lang im Stadtrat saß.

Der Stiftungsvorsitzende reagiert gelassen: Bei der Initiative sei nun einmal "die Emotion größer als die Ratio", was er beim Reizthema Klinikum sogar verstehen könne. Für irgendwelche Mauscheleien habe er im Zweifelsfall aber gar keinen Spielraum. Nicht er, sondern der Stadtrat entscheide bei der Bauvoranfrage, ob ein Erbbaurechtsvertrag unter Einbeziehung eines Investors möglich ist oder nicht. Zudem würden die amtierenden Ratskollegen sicher nichts durchwinken, was am Ende den eigenen Bauplänen des städtischen Klinikums widerspricht. Kurzum, man stehe "höchstens bei Punkt eins eines mehrstufigen Verfahrens". Die Stadt sei dabei "von Entscheidungen noch weiter entfernt als wir".

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