Hanfmesse:Bong und Babystrampler

Am kommenden Wochenende zeigen Aussteller auf der Cannabis-Messe im Zenith, was man mit Hanf alles anstellen kann - auch Münchner Läden sind mit dabei

Drei Jungs kommen in den Laden und sehen sich etwas unsicher um. Sie hatten wohl etwas anderes erwartet als Kleidung, Kosmetik und jede Menge Lebensmittel aus Hanf. Eher etwas zum Kiffen, bleibt zu vermuten, denn genauso schnell, wie die jungen Männer hereinkamen, sind sie auch schon wieder unverrichteter Dinge verschwunden. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass Silke Cerveny, die das Biogeschäft "Hanf" am Isartor betreibt, gefragt wird, ob man hier etwas zu rauchen kaufen könne. Aber genau deshalb gibt es den Laden: um zu zeigen, dass man aus einer Hanfpflanze viel mehr herstellen kann als Rauschmittel.

Zum Beispiel Hosen, T-Shirts und Baby-Bodys, die im Sommer kühlen und im Winter wärmen. Handcremes und Lippenbalsam. Und jede Menge Essbares, das in den Regalen des Ladens steht und besonders gesund sein soll: Kekse mit Hanfsamen etwa (schmecken, machen aber nicht lustig), Hanfmehl und -öl, und auch an die Tiere ist gedacht - unter anderem mit kernigem Trockenfutter für Hunde und Katzen. Natürlich alles ohne relevante Mengen an THC, dem berauschenden Bestandteil der Hanfpflanze.

Xdream-Gifthouse, Rosenheimerstr. 44

Im "Xdream Gifthouse" an der Rosenheimer Straße geht es vor allem um das Rauschmittel.

(Foto: Florian Peljak)

Nur ein Paravent trennt den Laden vom Büro des "Cannabis Verbands Bayern", den Cervenys Ehemann leitet, und in dessen Zentrale so kurz vor der Cannabis-Messe am kommenden Wochenende eifrig telefoniert wird. Auch Silke Cerveny wird die Produkte aus ihrem Laden vom 10. bis zum 12. Juli auf der Messe im Zenith vorstellen, die die erste Münchner Cannabis-Messe nach elf Jahren Pause ist. Wien hat solche Messen, Prag, Barcelona und auch Berlin. Aber der südlichste Zipfel Deutschlands zeigte sich viele Jahre sehr restriktiv im Umgang mit Cannabis, was auch einer der Gründe sei, warum manch ein Unternehmer es auch heute noch nicht wage, seine Produkte in München auszustellen, vermutet der Verband. Trotzdem präsentieren etwa 40 internationale Aussteller, unter anderem aus den USA, England, Holland und der Schweiz, was sich insbesondere aus Nutzhanf produzieren lässt. Das reicht nicht nur von Kleidung zu Lebensmitteln, sondern auch von Biosprit zu Baustoffen.

Es stellen aber auch Anbieter wie das Münchner "Xdream Gifthouse" Utensilien für den Anbau und den Konsum von Cannabis aus, beispielsweise Shishas und andere Pfeifen. Das Geschäft, das lange Zeit im Visier der Behörden stand, ist inzwischen sozusagen gesellschaftsfähig geworden, wie sein Besitzer berichtet, der nicht namentlich erwähnt werden will. Er habe genug Wirbel erlebt, sagt er, "jetzt ist das Besondere weg". Er sei jedenfalls froh, durchgehalten zu haben, trotz vieler Repressalien. Damals, so erinnert sich der Händler, sei das "ruinös" gewesen. Als er Mitte der Neunzigerjahre seinen "Headshop", einen Laden für Cannabis-Zubehör, in München eröffnet habe, sei er mit massivem Ärger konfrontiert worden. Der Höhepunkt sei gewesen, als er Hanftee ins Angebot aufgenommen habe und sich deshalb wegen Drogenhandels habe verantworten müssen. Da habe ihm sogar eine Haftstrafe gedroht. Erst ein von ihm bestellter Gutachter habe den Richter von der Harmlosigkeit des Getränks überzeugen können. Inzwischen werde der Tee in allen Bioläden angeboten, und der Handel mit Lebensmitteln aus Hanf sei zu einer eigenen Branche geworden. "Jetzt ist das alles relativ gechillt", beschreibt der Headshop-Betreiber die Lage. Sein einschlägiges Angebot erweckt den Eindruck, als sei Kiffen salonfähig geworden, das meiste Zubehör gibt es jedenfalls auch in der Luxusklasse.

Hanfmesse: Silke Cerveny verkauft in ihrem Laden am Isartor Lebensmittel und Kleidung aus Hanf.

Silke Cerveny verkauft in ihrem Laden am Isartor Lebensmittel und Kleidung aus Hanf.

(Foto: Catherina Hess)

Das Hanf aber nicht nur berauschend ist, sondern vielseitig einsetzbar, das soll die Messe "Cannabis XXL" verdeutlichen. Und sie soll eine politische Botschaft transportieren, die Forderung des Verbands: dass Cannabis, das unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, legalisiert werden soll. Auf der Messe sind deshalb auch Parteien wie die FDP und die Piraten mit Infoständen vertreten. Außerdem werden Unterschriften für das Volksbegehren "Ja zu Cannabis" gesammelt. Am Freitag, 10. Juli, ab 13 Uhr findet zu dem Thema eine politische Podiumsdiskussion statt. Am darauffolgenden Tag, 11. Juli, wird es ab 13.30 Uhr in einer Diskussion um den medizinischen Einsatz von Cannabis gehen, bei der Patienten mit Ausnahmegenehmigungen zu Wort kommen. Auch an Unterhaltung ist gedacht, nicht ganz klischeefrei, denn es wird Reggae gespielt - zumindest am 10. Juli ab 20 Uhr mit einem Konzert von Reggae-Sänger Uwe Banton. Am Sonntag, 12. Juli, ebenfalls ab 20 Uhr steht Liedermacher Hans Söllner auf der Bühne. Er ist bekennender Kiffer und setzt sich für die Legalisierung von Marihuana ein.

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