Handelsherren und Wechsler:Goldene Nasen

Handelsherren und Wechsler: Betuchter Bankier im Pelz: Andreas Ligsalz, porträtiert vom Münchner Hofmaler Hans Mielich.

Betuchter Bankier im Pelz: Andreas Ligsalz, porträtiert vom Münchner Hofmaler Hans Mielich.

(Foto: Artothek)

Ligsalz und Nockher - zwei Familien gründen Bankhäuser

Apollonia Ligsalz posiert in einem kostbaren dunklen Gewand, ihr Haar ist mit weißem Tuch bedeckt, hinter ihr ein schwerer Vorhang, der einen kleinen Ausschnitt auf eine Landschaft freigibt. Hans Mielich hat das Bild im Jahr 1542 gemalt - Mielich, einer der bedeutendsten Münchner Künstler des 16. Jahrhunderts und Freund Herzog Albrechts V. Ein Porträt bei Mielich in Auftrag zu geben, war gewiss nicht billig. Doch Apollonias Gemahl, der Handels- und Bankherr Andreas Ligsalz, konnte sich das leisten. Er war Spross einer der bedeutendsten Münchner Patrizierfamilien, und selbstverständlich war er auch Mitglied des Inneren Rats der Stadt, der die Geschicke Münchens bestimmte.

Der erste Ligsalz, der in München urkundlich erwähnt wird, ist Konrad Ligsalz. Offenkundig ist die Familie durch den Salzhandel reich geworden, spätestens im 14. Jahrhundert handelte sie auch mit Wein und Textilien, zudem warfen ihre Rechte an Tiroler Silbergruben erhebliche Gewinne ab. Andreas Ligsalz, der sich von Mielich mit einem prächtigen Pelz über den Schultern malen ließ, betrieb auch umfangreiche Bankgeschäfte. Das Handels- und Bankhaus Ligsalz-Fleckhammer konnte sich in die Geldtransaktionen der großen Kapitalmärkte in Augsburg und Antwerpen einschalten und vergab Darlehen an die Kronen von Spanien und England. Im Gefolge der spanischen und französischen Staatsbankrotte ging 1561 auch die Ligsalz'sche Bank in den Konkurs, woraufhin die Münchner Gesellschafter vorübergehend ins Gefängnis kamen. Dessen ungeachtet wurde die Familie 1583 geadelt.

Der Name einer anderen Münchner Banker-Dynastie weckt in der Regel Assoziationen zu Starkbier und Politiker-Derblecken. Die Familie Nockher besaß auf der östlichen Isarhöhe zwischen Au und Giesing seit 1789 ein Sommerhaus, das sogenannte "Nockher-Schlösschen", weshalb es sich einbürgerte, die Erhebung Nockherberg zu nennen. Die Nockhers stammten aus Tirol, von wo aus sie es unter anderem nach Bad Tölz verschlagen hatte, wo der kurfürstliche Salzbeamte Friedrich Nockher Anfang des 18. Jahrhunderts die Kalvarienbergkirche stiftete. Etwa zur selben Zeit ließen sich Joseph Nockher und sein Bruder Georg in München nieder und etablierten sich als Handelsherren und Wechsler. Sogar zu Hofbankiers avancierten die Nockhers, die bald zu den reichsten Familien der Stadt zählten. Die Bank hatte ihren Sitz am Rindermarkt, darüber hinaus besaß die Familie ausgedehnte Ländereien im Münchner Umland. Von dem auf zwei Millionen Gulden geschätzten Vermögen profitierte nicht zuletzt Andreas von Dall' Armi, der "Erfinder" des Oktoberfests, als er 1786 Maria Elisabeth Nockher heiratete, die Haupterbin der Schätze.

Eiskalte Profiteure waren die Nockhers nicht: Sie machten sich auch als großzügige Wohltäter und Helfer der Armen einen Namen. Im Jahr 1742 stifteten die Brüder ein Krankenhaus für mittellose Münchner mit 40 Betten. Die Klinik auf dem Anger am Sendlinger Tor bestand bis 1809.

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