Hamburg:Das Acht-Euro-Projekt

Wohnungsbau in Hamburg

Baustelle eines Mehrfamilienhauses im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg.

(Foto: Bodo Marks/dpa)

Die Hansestadt setzt auf einen "Drittel-Mix" und probiert weitere Förderangebote aus

Von Thomas Hahn, Hamburg

Hamburg hat ein besonderes Interesse daran, Wohnungen zu bauen. Denn die Grenzen der Stadt sind gleichzeitig auch die Grenzen des Landes Hamburg. Wer in der Hanse-Metropole arbeitet, dort aber keine Wohnung findet, könnte in die anliegenden Bundesländer Schleswig-Holstein oder Niedersachsen ziehen - und dort seine Steuern zahlen. Kein Wunder also, dass SPD-Bürgermeister Olaf Scholz seit seinem Amtsantritt 2011 ein ehrgeiziges Wohnungsbauprogramm verfolgt: 10 000 Wohnungen soll die Stadt jedes Jahr genehmigen. Und das gelingt auch. Allein 2017 wurden 13 411 Wohnungen auf den Weg gebracht. So viele wie noch nie.

Die Stadt lässt möglichst nach dem Prinzip Drittel-Mix bauen: Größere Einheiten müssen zu je einem Drittel aus Sozialwohnungen, frei finanzierten Mietwohnungen und Eigentumswohnungen bestehen. Das soll die soziale Durchmischung der Stadtteile sicherstellen und ausreichend bezahlbaren Wohnraum bringen. Ob das reicht? Darüber kann man streiten. Gerade in Quartieren wie Wilhelmsburg, in denen schon relativ viele Kleinverdiener leben, befürchten Skeptiker, dass weniger Sozialwohnungen entstehen, als tatsächlich gebraucht werden. Die Stadt befürchtet das offiziell nicht, tüftelt aber an weiteren Angeboten für untere und mittlere Einkommen. Derzeit betreibt sie ein Pilotprojekt unter dem Motto "Acht-Euro-Wohnungsbau". Dabei verpflichtet sie private Bauherren, Mietwohnungen zu errichten, deren Nettokaltmiete anfangs maximal acht Euro pro Quadratmeter kosten darf. Zwei Grundstücke, eines am Bramfelder Dorfgraben, eines am Vogelkamp in Neugraben, hat die Stadt nach diesen Vorgaben zuletzt vergeben. Die Botschaft, die Hamburgs Baubehörde mit dem Projekt verbindet, lautet: Wohnen kann auch ohne öffentliche Förderung erschwinglich sein.

Aber Hamburg verfolgt noch eine weitere Strategie, um möglichst wenige Menschen zu verdrängen durch die Weiterentwicklung der Stadtteile. Die stadteigene Baugesellschaft IBA baut vor allem dort, wo jetzt noch keiner wohnt. Im Bezirk Bergedorf soll auf 120 Hektar Ackerland der neue Stadtteil Oberbillwerder mit bis zu 8000 Wohnungen entstehen. Im früheren Schmuddel-Viertel Wilhelmsburg wird eigens eine Bundesstraße verlegt, um Platz zu schaffen; 5000 zusätzliche Wohnungen sind geplant. Hamburg wächst nicht nur. Es verändert an manchen Stellen auch sein Gesicht.

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