Haltestellen:Optische Vermüllung

Die Stadtgestaltungskommission lehnt neue Wechsel-Werbeanlagen an Bushaltestellen ab

Werbeflächen an Wartehäuschen für Busse und Straßenbahnen, die in regelmäßigen Abständen das Motiv ändern, sorgen für eine heftige Debatte im Rathaus. Der Anlass sind 19 Bauanträge für die Umrüstung von bisher feststehenden Plakaten in sogenannte Wechsel-Werbeanlagen an verschiedenen Haltestellen im Stadtgebiet. Diese Einrichtungen sollen nach Angaben der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) dazu dienen, die Finanzierung neuer Wartehäuschen sowie die Instandhaltung bestehender Haltestellen zu sichern. Es sei nicht ausgeschlossen, dass in Zukunft weitere Wechselanlagen beantragt würden.

Der planungspolitische Sprecher der CSU-Fraktion, Walter Zöller, ist strikt gegen diese bewegte Form der Werbung. Die Stadt dürfe bei der weiteren Kommerzialisierung des öffentlichen Raumes nicht mit schlechtem Beispiel voran gehen. Zöller spricht von einem Anschlag auf das Stadtbild. Für den Generalkonservator des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, Mathias Pfeil, sind solche Anlagen eine optische Vermüllung. Der Vorsitzende des Bezirksausschusses Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, Alexander Miklosy (Rosa Liste), sieht sogar eine Gefahr: Autofahrer könnten durch die ständig wechselnden Reklametafeln irritiert werden.

Haltestellen: Das Stadtbild drohe mit bunter Reklame überfrachtet zu werden, klagen Kritiker der Werbeflächen.

Das Stadtbild drohe mit bunter Reklame überfrachtet zu werden, klagen Kritiker der Werbeflächen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Ganz gegenteiliger Meinung ist Stadtrat Richard Quaas (CSU), der jetzt in der Stadtgestaltungskommission ein vehementes Plädoyer für die bewegten Werbeanlagen hielt. Er könne keine Störung des Stadtbildes erkennen. Schließlich gehe es auch nicht um zusätzliche Einrichtungen dieser Art, sondern um den Ersatz für Werbetafeln, die zum Beispiel wegen Bauarbeiten oder etwa durch Vandalismusschäden wegfielen. Wartehäuschen müssten ständig gepflegt werden, die Werbung bringe das nötige Geld dafür.

Über 1500 Wartehäuschen gibt es in München. Schon vor Jahren hat die Stadt an rund 50 Standorten Wechselwerbung genehmigt. Allerdings mit einer deutlichen Einschränkung. Werbung mit bewegten Bildern beziehungsweise mit sogenannten Bildwechslern sollte nur auf wenige, ausdrücklich festgelegte Bereiche beschränkt werden. Tabuzonen sind denkmalgeschützte Bezirke. Die Architekturexperten der Stadtgestaltungskommission sind mehrheitlich der Meinung, dass keine weiteren Anlagen mit Wechselwerbung genehmigt werden sollten. Das Stadtbild drohe sonst immer mehr mit bunten Reklamebildern überfrachtet zu werden.

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