Halloween:Gruseliger Genuss

Vor allem Kindergärten und Grundschulen sind zu Halloween ganz verrückt nach Kürbissen, um Fratzen zu schnitzen. Auf Partys kommt Pumpkin-Ale in Mode

Von Andreas Schubert

Die Bayern haben den Größten: 812,5 Kilo wog der Riesenkürbis, den Robert Jaser und Norbert Mitschke aus Schönebach bei Augsburg zur diesjährigen Kürbismeisterschaft in Ludwigsburg mitgebracht haben - deutscher Rekord. Würde das Monstrum der Sorte Atlantic Giant schmecken, könnte man daraus für 3250 Menschen Suppe kochen. Nicht auszudenken, wie lange es wohl dauern würde, die Riesenbeere (botanisch ist der Kürbis nichts anderes) auszuhöhlen und daraus einen Jack-o-lantern für Halloween zu schnitzen.

Am 31. werden wieder landauf landab Kürbisse mit Gruselfratze in Fenstern und Vorgärten stehen. Kürbisse sind derzeit allgegenwärtig. Am Stadtrand stehen sie zu riesigen Stapeln aufgeschichtet zum Verkauf, im Zentrum begegnen sie einem als Papierlampion im Spielzeugladen.

Wie Rosemarie Habeker berichtet, sind vor allem Kindergärten und Grundschulen ganz verrückt nach Kürbissen. Sie zählen zu den besten Kunden Habekers, die in Haar einen Kürbisgarten besitzt und gerade gut zu tun hat. Freilich sind ihre Gewächse nicht ganz so monströs wie das Augsburger Rekordexemplar. Aber in eine Einkaufstüte passt so ein 20 Kilo schwerer Gemüsekürbis auch nicht. Immerhin, das versichert Habeker, ist er wegen seiner weichen Schale nicht nur gut zum Schnitzen geeignet, sondern auch noch genießbar.

Rund 100 Kürbissorten sind beim Habeker Hof zu haben. Etwa die Hälfte sind Zierkürbisse, die es in den eigenartigsten Formen und in vielerlei Farbnuancen gibt. Die essbaren tragen Namen wie "Sweet Mama" oder "Pink Banana" und unterscheiden sich deutlich im Geschmack. Nach Rezepten gefragt, verweist die Kürbisbäuerin auf das Internet, in dem sich eine unüberschaubare Anzahl an Kürbisgerichten findet, von der Raviolifüllung über das Risotto bis hin zum Schnitzel. Ja, Schnitzel - wie man am Viktualienmarkt erfährt. Dort gibt es unter anderem ein hellbeiges Ding namens "Ufo-Kürbis", das einen feinen, fast spargelartigen Geschmack haben soll.

An Kürbissen kommt ein Gemüsehändler derzeit nicht vorbei. Am Viktualienmarkt gibt es verschiedenste Sorten. Neben den beliebten Butternuts, Hokkaidos oder Bischofsmützen finden sich auch Gewächse wie "Sweet Dumpling", der nach Auskunft einer Verkäuferin besonders einfach zuzubereiten sei. Einfach eine Viertelstunde in die Mikrowelle bei mittlerer Stufe - und fertig ist das Gemüse zur Weiterverarbeitung. Natürlich haben auch die Supermärkte Kürbisse im Angebot, wenn auch nicht in dieser Sortenvielfalt wie auf den Höfen direkt oder am Markt. Aber immerhin bietet ein Discounter derzeit einen Gemüsekürbis an, an dem auch gleich Markierungen zum Schnitzen angebracht sind.

Die jährlich wiederkehrende und sich immer weiter verbreitende Kürbis-Mania hat dazu geführt, dass sich die Zahl der angebauten Kürbisse in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt hat. 70 000 Tonnen waren es im vergangenen Jahr. Und ein Ende des Hypes ist nicht abzusehen. Schon kommt auch das Pumpkin-Ale, britisches oder amerikanisches Kürbisbier, zu Halloween auch hierzulande allmählich in Mode. In auf exotische Biersorten spezialisierten Läden wie der Getränkeoase oder dem Biervana in Schwabing ist das Kürbisbier momentan sehr gefragt.

Wer eine oder mehrere Flaschen davon ergattert und seinen Gästen als Gag bei der Party zum Beispiel ein schottisches Pumpkin King vorsetzt, wird von den angenehmen Karamellaromen und dem weichen, fast cremigen Abgang überrascht sein. Ein ausgezeichnetes Gebräu mit 5,4 Prozent Alkohol, das an ein mildes Bockbier erinnert und das auch so manchem Halloween-Hasser schmecken dürfte.

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