Haidhausen:Staubdicht und lärmgedämmt

Auch wenn sich die Bahn viel Mühe mit der Logistik für die zweite Stammstrecke gibt, kommt auf die Haidhauser ein anstrengender Baustellen-Marathon in mehreren Phasen zu

Von Johannes Korsche, Haidhausen

Die Haidhauser sind von den Plänen zur zweiten Stammstrecke betroffen wie kein anderes Viertel in München. In der Bürgerversammlung am Mittwochabend hätte eigentlich vorgestellt werden sollen, was nach aktuellem Planungsstand zwischen 2018 und 2026 auf die Anwohner zukommt. Da die Veranstaltung aber kurzerhand wegen zu hohen Andrangs verschoben wurde, kam es nicht dazu. Die Bahn betont, dass alle nun unter www.2.stammstrecke-muenchen.de hinterlegten Angaben lediglich dem aktuellen Stand entsprächen und daher nur vorläufigen Charakter haben könnten.

Ab- und Anlieferung

Zentral für das Logistikkonzept sind die Einsteinstraße und in deren Verlängerung die A 94. Lastwagen, die Baumaterial nach Haidhausen bringen oder Bauschutt von dort abtransportieren, fahren letztlich alle über diese Route. Ähnlich wichtig ist die Orleansstraße. Über sie wird nicht nur die Baustelle auf dem Orleansplatz angedient, sondern auch die Baugrube Ecke Pütrich-/Milchstraße. Wie viele Laster sich durchs Viertel schieben werden, ist noch nicht sicher zu sagen. Auch weil noch unklar ist, wie groß diese Lastwagen sein werden.

Maximiliansanlagen

Auf der Schulsportanlage in den Maximiliansanlagen, westlich der Inneren Wiener Straße, ist ein Abzweig geplant. Auch wenn dieser zunächst nicht in Betrieb genommen wird. Später soll es aber möglich sein, dort auch S-Bahnen von Süden auf die zweite Stammstrecke zu leiten. Außerdem entsteht dort ein Rettungsschacht. Damit die nahen Erholungsflächen nicht mit Staub verdreckt werden, wird der Bauzaun "staubdicht gestaltet". An- und Abtransport erfolgen über die Max-Planck-Straße und den Meillerweg. Dafür wird letzterer in den Maximiliansanlagen zuvor zur "befestigten Baustraße" ausgebaut. Voraussichtliche Bauzeit ist von Frühling 2019 bis Jahresbeginn 2024. Die Schulsportanlage soll danach wiederhergestellt werden.

Pütrichstraße/Milchstraße

Nirgendwo kommt eine Baustelle der Wohnbebauung so nahe wie an der Ecke Pütrich-/Milchstraße. Dort wird von Frühjahr 2019 bis Jahresbeginn 2022 ein Rettungsschacht in die Erde getrieben. Um die Baustelle, die bis zur Milchstraße 2, Pütrichstraße 8 und auf Teile der Kellerstraße reicht, wird eine bis zu vier Meter hohe Lärmschutzwand gezogen. Zudem haben manche Anwohner Anspruch auf Lärmschutzfenster. Die Deutsche Bahn hat zugesichert, diese Mieter anzuschreiben. Außerdem werden dort spezielle Gerüste vor den Fassaden errichtet - für den Brandschutz. Zwischen Gerüst und Schutzwand bleiben den Fußgängern noch zwei Meter. Autofahrer können weiter einspurig von der Milch- in die Pütrichstraße gelangen. Die Laster werden zur Anfahrt beim Gasteig in die Kellerstraße einbiegen und via Stein- zur Rosenheimer Straße abfahren.

Orleansplatz

Auf dem Orleansplatz entstehen in vier Bauphasen ein neuer unterirdischer Bahnhof, zwei Zugänge sowie eine Verbindung zum bereits bestehenden Ostbahnhof. Bis Mitte 2018 sollen die Vorarbeiten dort beginnen. Zuerst werden die Wasser- und Gasleitungen unterirdisch neu verlegt. Dafür wird der Verkehr von der Weißenburger und der Wörthstraße leicht verschwenkt in Richtung Orleansstraße geführt. In der nächsten Phase entsteht von Jahresbeginn 2019 an in der Verlängerung der Weißenburger Straße auf dem Platz eine Baugrube, von der aus der neue Halt unterirdisch weitergebaut wird. In Zukunft werden die S-Bahn-Nutzer dort zum Bahnhof gelangen. Der gesamte Orleansplatz verschwindet von da an hinter einer bis zu vier Meter hohen Lärmschutzwand.

Die dritte Bauphase beginnt in den ersten Monaten 2020. Ein weiterer Schacht kommt auf der Busbahnhof-Seite dazu. Letzterer zieht deswegen an einen noch unbekannten Ort um. Eine drei Meter hohe Lärmschutzwand zäunt diesen Bereich entlang der Orleansstraße ein. Dieser Schacht wird zum zweiten Zugang. Da die Baustelle auch auf die Orleansstraße hinaus reicht, verläuft sie von Jahresbeginn 2020 an anders - ist aber weiterhin zweispurig mit zusätzlicher Abbiegespur. Ein Jahr später beginnen die unterirdischen Arbeiten für eine Verbindung zwischen neuem und altem Bahnhof. Von der Jahresmitte 2021 an wird der Busbahnhof wieder neu angebunden. Im ersten Quartal 2026 sollen auch die Innenausstattung und die technische Ausrüstung des neuen Bahnhofs fertig sein. Während der gesamten Bauzeit sollen sowohl der Tram- als auch der S- und der U-Bahn-Halt voll zugänglich sein. Die Baustellen werden über die Orleansstraße bedient.

Haidhausen: Brechend voller Saal: Das Interesse der Haidhauser an Informationen zum Projekt einer zweiten Stammstrecke ist offenkundig immens.

Brechend voller Saal: Das Interesse der Haidhauser an Informationen zum Projekt einer zweiten Stammstrecke ist offenkundig immens.

(Foto: Robert Haas)

Berg-am-Laim-Straße

Im Bereich des alten Zollgebäudes an der Berg-am-Laim-Straße entsteht von Sommer 2019 an eine Baugrube, die eine circa drei Meter hohe Lärmschutzwand umgibt. Sie dient einerseits als Startpunkt für den unterirdischen Bau des Stammstreckentunnels in Richtung Ostbahnhof, andererseits - in Richtung Leuchtenbergring - für die sogenannten oberflächennahen Bauarbeiten. Dort werden die Gleise wieder an die Oberfläche geführt.

Das Tunnelportal entsteht bis 2021 entlang des Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege. Der Bauschutt wird großteils über Züge abtransportiert. Für circa neun Wochen im Herbst 2019 kann der stadteinwärts fließende Autoverkehr eingeschränkt sein. Dasselbe gilt für den Verkehr stadtauswärts für etwa 20 Wochen im Winter 2020 und für circa zehn Wochen im Herbst 2021. Während des Herbstes kann auch die 19er-Tram nicht am Haidenauplatz halten. Es wird ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.

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