Haidhausen:So soll der Markt am Wiener Platz saniert werden

Haidhausen: Die alten Stände am Wiener Platz sind marode.

Die alten Stände am Wiener Platz sind marode.

(Foto: Robert Haas)
  • Die Marktbuden am Wiener Platz in Haidhausen müssen schnell saniert werden.
  • Nach einem Plan des Kommunalreferenten sollen sie erhalten bleiben, innen aber entkernt und neu gemacht werden.
  • Mit der behutsamen Sanierung folgt das Kommunalreferat einem Veto des Oberbürgermeisters.

Von Dominik Hutter

Modern und hygienisch soll es zugehen - und trotzdem genauso aussehen wie jetzt: Nach diesem Konzept will der städtische Kommunalreferent Axel Markwardt die Marktbuden am Wiener Platz in Haidhausen sanieren. Stimmt der Kommunalausschuss des Stadtrats am Donnerstag den Plänen zu, bleiben die aus der Nachkriegszeit stammenden Hütten im Großen und Ganzen erhalten. Lediglich die beiden etwas abseits stehenden "Ganserlpavillons" werden abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.

Damit hätten sich die Freunde einer behutsamen Sanierung durchgesetzt - am Ja des Stadtrats bestehen eigentlich keine Zweifel. Die Bauarbeiten beginnen frühestens 2020, wenn die Detailplanung fertig ist. Dann ziehen die Händler peu à peu in eigens aufgestellte Interimsstände, bis ihre angestammten Verkaufsbuden fertig hergerichtet sind. Mit dem Stadtratsbeschluss gibt Markwardt ein Versprechen ab: Alle Händler können nach der Sanierung am Wiener Platz weitermachen. Wenn sie wollen.

Mit der behutsamen Sanierung folgt das Kommunalreferat einem Veto des Oberbürgermeisters. Denn ursprünglich war geplant, die maroden Marktstände durch Neubauten zu ersetzen. Wie bei allen Münchner Lebensmittelmärkten gibt es auch am Wiener Platz erhebliche Defizite beim Brandschutz und den Hygienevorgaben. Dieter Reiter hat trotzdem verfügt, die Abbruchpläne zu den Akten zu legen und stattdessen die vertrauten Mini-Buden aufzumotzen.

Das jetzige Sanierungskonzept orientiert sich daher nicht mehr originär an den Wünschen und Bedürfnissen der Händler, sondern am Erhalt des vertrauten Ensembles. Auf diese Vorgabe müssen sich die Verkäufer nun einstellen - es wird eng bleiben, und zu den Toiletten muss man raus auf den Platz gehen. Ursprünglich sollte jede Bude ihren eigenen Sanitärbereich erhalten. Die neue zentrale Toilettenanlage bedeutet trotzdem einen großen Fortschritt, bislang mussten Besucher wie Händler stets in den benachbarten Hofbräukeller ausweichen.

Im Inneren der kleinen Hütten bleibt kein Stein auf dem anderen. Sie werden komplett entkernt, Dächer, Türen und Fenster erneuert. Es gibt neue Elektro- und Wasseranschlüsse sowie bei mehreren Ständen Anbauten in Richtung des Innenhofs. Die Verkaufsflächen im Inneren der Buden wachsen dadurch von 119 auf insgesamt 136 Quadratmeter. Das ist deutlich weniger, als mit Neubauten möglich gewesen wäre - sie hätten 153 Quadratmeter Platz geboten. Die Händler hatten im Vorfeld sogar Bedarf an 192 Quadratmetern angemeldet.

Der Markt bringt keine Gewinne

An die Stelle der beiden "Ganserlpavillons" - der eine ist heute ein Eisstand, der andere beherbergt einen Geldautomaten - kommt ein Neubau, in dem auch die zentrale Toilette Platz findet. Der Geldautomat, von vielen Haidhausern eher als Fremdkörper betrachtet, bleibt dem Wiener Platz erhalten - er erbringt ein Drittel aller Mieteinnahmen des Marktes. Die Cash-Maschine soll deshalb in die Fassade des Neubaus integriert werden.

Das Minus in der Bilanz des Wiener-Platz-Marktes ist trotz der Geldautomaten-Erlöse erklecklich. Für die Stadt ist das gemütliche Ensemble chronisch defizitär - jedes Jahr muss sie knapp 120 000 Euro zuschießen. Dazu kommen die nun anfallenden Sanierungskosten, die nach einer ersten vorsichtigen Schätzung im niedrigen einstelligen Millionenbereich liegen dürften. Zahlen muss auch dafür die Stadt, die die vier Lebensmittelmärkte (Viktualienmarkt, Elisabethplatz, Wiener Platz und Pasinger Viktualienmarkt) als wichtige Bestandteile des Münchner Lebensgefühls und als touristische Anziehungspunkte betrachtet. Dennoch strebt die kommunale Marktverwaltung auf längere Sicht einen kostendeckenden Betrieb an. Das würde bedeuten, dass sie den Händlern die Miete erhöht. Um wie viel, das lässt das Kommunalreferat noch offen - auch weil manche sich das womöglich nicht leisten könnten.

Die Bauarbeiten sollen schnell beginnen

Sorgen der Stadt, dass die Subventionierung der Markt-Sanierung aus dem öffentlichen Haushalt gegen europäisches Beihilferecht verstoßen könne, haben sich nicht bestätigt. Laut einer Untersuchung der Beratungsfirma Deloitte Legal sind die am Wiener Platz diskutierten Summen zu niedrig, um die EU auf den Plan zu rufen. Zudem sei keine Verfälschung des innereuropäischen Wettbewerbs zu befürchten.

Ursprüngliche Pläne, den Wiener Platz erst nach der Sanierung des Elisabethmarkts in Schwabing anzupacken, hat das Kommunalreferat verworfen. Der Zustand der Haidhauser Buden sei so schlecht, dass schnellstmöglich mit den Arbeiten begonnen werden soll - notfalls auch parallel zum Elisabethmarkt. Der wird, anders als sein Pendant in Haidhausen, komplett neu gebaut.

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