Haidhausen:Ernüchternder Praxistest

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Knapp bemessen: So breit wäre die geplante Radtrasse auf der Rosenheimer Straße, die hier Grünen-Stadtrat Paul Bickelbacher in Augenschein nimmt. (Foto: sru)

Umweltverbände geißeln Pläne für einen Fuß- und Radweg an der Rosenheimer Straße als "brandgefährlich"

Von Johannes Korsche, Haidhausen

Sind 1,60 Meter zu schmal? So viel Platz bliebe den Fußgängern zwischen Rosenheimer Platz und Orleansstraße nämlich, wenn die aktuellen Pläne zur Neugestaltung der Rosenheimer Straße umgesetzt würden - zumindest an jenen Stellen, an denen die 40 Parkplätze eingeplant sind. Eine Aktion mehrerer Umweltverbände, darunter Green City, der Allgemeine Deutsche Fahrradclub München (ADFC) und die Stadtratsfraktion der Grünen, beantwortet diese Frage am Montagvormittag auf ihre Weise. Sie verengen den derzeit in etwa 3,10 Meter breiten Gehweg mit zusammengeklebten Umzugskartons kurzzeitig auf das vorgesehene Maß. Außerdem liegt eine Plane auf der Rosenheimer Straße, die den samt Markierungen 1,50 Meter breiten Radweg simuliert. Eine aus Stoff gebastelte Autotür ragt in den Fahrradweg hinein. Das Fazit der Organisatoren ist eindeutig: "Das ist eine für Radfahrer und Fußgänger gefährliche Variante", sagt Lydia Dietrich, die für die Grünen im Stadtrat und im Haidhausener Bezirksausschuss (BA) sitzt.

"Zahlen auf Papier kann man sich nicht vorstellen", erklärt Andreas Schuster von Green City die Aktion, "wir wollen veranschaulichen, was das in der Praxis bedeutet." Die derzeitigen Pläne seien eine Scheinlösung, die Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger lediglich suggeriere. Als "brandgefährlich", stuft auch Andreas Groh, stellvertretender Vorsitzender des ADFC München, die geplante Aufteilung der Fahrradspuren ein. Paul Bickelbacher, verkehrspolitischer Sprecher der grün-rosa Stadtratsfraktion, sieht in den Plänen des Baureferats vor allem eine "Verschlechterung für Fußgänger". Zwar sei eine Verengung des Fußweges auf 1,60 Meter an einer Stelle kein großes Problem, doch man müsse sich das ja für weite Teile der Rosenheimer Straße vorstellen. Hinzu kommen die Kosten der Umgestaltung: "Fünf Millionen Euro für eine Maßnahme, die vor allem für Fußgänger die Situation verschlechtert - das ist der Skandal."

Bereits bei einer Einwohnerversammlung in der vergangenen Woche waren die Pläne des Baureferats heftig kritisiert und mit großer Mehrheit abgelehnt worden. Am kommenden Mittwoch beschäftigt sich der örtliche Bezirksausschuss mit den Ergebnissen der Zusammenkunft und nimmt selbst zu den Plänen Stellung. Dietrich geht davon aus, dass der BA dem Votum der Einwohnerversammlung folgt und die aktuellen Pläne ablehnt. Gemeinsam mit Bickelbacher fordert sie die anderen BA-Mitglieder auf, sich für die sogenannte Konzeptvariante auszusprechen. Dieser vom Stadtrat bereits kassierte Entwurf sieht je Fahrtrichtung eine Autospur vor. Der Gehweg wäre dementsprechend breiter als jene 1,60 Meter, und auch die Fahrradfahrer hätten dann mehr Platz.

© SZ vom 20.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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