Haidhausen:Ein Stück Stadtgeschichte

Graffiti und urban art

Geschafft: Viele Künstler waren beteiligt, um die wenig ansehnliche Schallschutzwand an der Tassilowiese mit viel Farbe in den Blickpunkt zu rücken.

(Foto: privat)

Schau zeigt Graffiti-Kunst aus vier Jahrzehnten

Von Christina Koormann, Haidhausen

Die Schallschutzmauer an der Tassilowiese in Haidhausen war lange Zeit nichts anderes als eine graue Betonwand. Ein freier, urbaner Raum, wenig spannend anzusehen. Jetzt erzählt sie Geschichten in bunten Farben - die einst kahle Wand ist komplett mit Bildern besprüht. "Ein Unterschied wie Tag und Nacht", sagt Hermann Wilhelm, Gründer und Leiter des Haidhausen-Museums, der die Fläche mit Vorher-Nachher-Fotos dokumentiert hat. Ein junger Mann lässt lässig seinen Blick über die Hochhäuser der Stadt schweifen, abstrakte Luftschlangenwürmer fliegen über quietschbunten Untergrund. "Geschichten aus dem Großstadtleben", sagt Wilhelm.

Er freut sich über das Ergebnis einer großen Gemeinschaftsaktion: Als Vorsitzender des Unterausschusses Kultur und Freizeit im Bezirksausschuss Haidhausen hat Hermann Wilhelm mit der Initiative "Graffiti im Münchner Osten", der "Färberei" und dem KiM-Kino im Kulturzentrum Einstein eine Ausstellung organisiert, die Münchner Graffitikunst in den Vordergrund stellt. "Graffiti und Urban Art im Münchner Osten", so der Titel der Schau, zeigt einerseits den Arbeitsprozess des Projekts Tassilowiese in einer Bilderserie; zudem gibt es auch in großem Umfang Fotografien von Graffiti-Kunst aus den Achtzigerjahren bis zur Gegenwart zu sehen.

Die Aufnahmen stammen von Herbert Liebhart, der für die Ausstellung mit seiner Kamera die immer bunter werdende Schallschutzwand ablichtete und außerdem zahlreiche Bilder aus vergangenen Jahrzehnten beisteuert. Gerhard Willhalm zeigt dazu Fotografien aus den Jahren 2012 bis 2016 aus; in dieser Zeit machte er mehr als 1000 "Bilder von Bildern", wie er sagt. "Wir haben lange überlegt, wie wir Graffiti-Aktionen fördern können", sagt Wilhelm, "und das Projekt Tassilowiese konnten wir mit Unterstützung der Stadt und Künstlern der Szene ganz toll umsetzen". Eine Ausstellung über Münchner Graffiti-Kunst habe es in diesem Umfang noch nicht gegeben. Sie erzähle ein großes Stück Stadtgeschichte. "Es geht aber dabei nicht nur um Dokumentation, sondern auch um das Erleben spannender Bilderwelten." Am Samstag, 18. Juni, um 19 Uhr wird die Ausstellung in Halle 3 des Einstein Kultur eröffnet - mit Tanz, Diskussionen und einer Veranstaltungsreihe im KiM-Kino. Mit etwas Glück können Besucher dann auch ein Bild ersteigern - für die kahle Wand zu Hause.

"Graffiti und Urban Art im Münchner Osten" im Einstein Kultur, Halle 3, Einsteinstraße 42, ist bis Sonntag, 10. Juli zu sehen; geöffnet ist donnerstags bis sonntags von 17 bis 21 Uhr.

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