Haidhausen:Das Viertel soll vitaler werden

Bewohner dringen bei der Bürgerversammlung vor allem auf Verbesserungen der Verkehrssituation und wollen dafür Parkplätze reduzieren. Einem Lokal im Maxwerk erteilen sie erneut eine deutliche Absage

Von Johannes Korsche, Haidhausen

Manche Themen liegen einfach in der Luft - im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Beispiel dafür ist die Haidhauser Bürgerversammlung, zu der etwa 150 Menschen in den Hofbräukeller gekommen waren. Gleich an mehreren Stellen verlangen sie Verbesserungen auf den Straßen des Stadtviertels. So radikal, wie es sich ein Bürger gewünscht hatte, waren sie dann aber doch nicht: Einen Antrag, der alle privaten Dieselautos aus der Umweltzone verbannen wollte, lehnte die Versammlung ab.

Radwegende in der Rosenheimer Straße in München, 2017

Problemstelle: Den verlangten festen Blitzer an der Rosenheimer Straße wird es wohl nicht geben.

(Foto: Robert Haas)

Allen zehn Wortmeldungen ist letztlich eines gemein: Haidhausen soll noch lebenswerter werden. Attraktiv ist das Viertel ja bereits, wie die Bauprojekte und die geforderten Quadratmeterpreise zeigen. "Die Münchner Mischung ist Illusion", sagte die Vorsitzende des Bezirksausschusses (BA) Adelheid Dietz-Will (SPD), als sie die Pläne für das ehemalige Paulaner-Gelände vorstellte. Sie erntete dafür viel Zustimmung der Haidhauser.

Rosenheimer Straße

Der einjährige Verkehrsversuch auf der Rosenheimer Straße läuft bereits, Ende dieses Jahres soll er abgeschlossen sein. Die Haidhauser sprachen sich bei der Versammlung aber dafür aus, dass der Tempo-30-Versuch zwischen Rosenheimer Platz und Orleansstraße offiziell erst beginnt, wenn auch die Dialog-Displays aufgestellt sind. Schließlich sollen die Ergebnisse des Versuchs "unter realistischen Bedingungen" zustande kommen. Wie Peter Geck vom Kreisverwaltungsreferat sagte, werden die Displays, die das Fahrverhalten beispielsweise mit einem Smiley bewerten, voraussichtlich in 14 Tagen aufgestellt sein. Zusätzlich wollen die Haidhauser aber einen festen Blitzer stadteinwärts an der östlichen Einfahrt auf die Rosenheimer Straße aufgestellt haben. Ein entsprechender Antrag bekam eine Mehrheit. "Vor allem für Nicht-Ortskundige, die von der Autobahn kommen", kommentierte der Antragssteller - dem Geck allerdings sogleich eine Absage erteilte. "Dauerhafte Blitzer wird es an der Rosenheimer Straße nicht geben."

Humboldtstraße

Ein Ehepaar, das an der Humboldt-, Ecke Pilgersheimer Straße wohnt, beantragte, dass die Stadt für die Humboldtstraße "Maßnahmen zur Verringerung des Durchgangverkehrs durchsetzt". Die Lärm- und Schadstoffbelastung sei inzwischen schlicht zu hoch. "Stickoxide sind lebensverkürzend", begründeten die beiden Versammlungsbesucher ihre Forderung. Zudem sollen auf der Buslinie 52, die auch auf der Pilgersheimer Straße fährt, künftig E-Busse fahren.

Weniger Parkplätze

Mit einer knappen Mehrheit ging ein Antrag durch, stadtweit sukzessive die Parkplätze zu vermindern. In den kommenden zehn Jahren soll nach Vorstellung der Haidhauser deren Anzahl jährlich um drei Prozent reduziert werden. Vorbild seien skandinavische Städte wie Kopenhagen. Der auf diese Weise gewonnene Platz soll dem Fuß- und Radverkehr sowie dem Grün zugute kommen.

Mehr Einsatz für Fußgänger

Die Stadt solle sich des "Fußverkehrs endlich seriöser annehmen als bisher", lautet eine Forderung, welche die Haidhauser bei der Veranstaltung beschlossen haben. Dazu solle ein Bestandsaufnahme des Fußverkehrs in der Stadt vorgenommen, eine Handlungsanleitung für den Stadtrat entwickelt und eine langfristige Informationskampagne unter dem Motto "Behinderung von Fußgängern ist kein Kavaliersdelikt" gestartet werden.

Maxwerk in München, 2016

Problem-Bau: Die Versammlung spricht sich erneut gegen eine Gastronomie im Maxwerk aus.

(Foto: Robert Haas)

Kein Lokal im Maxwerk

Wie schon bei vergangenen Bürgerversammlungen, so forderten die Haidhauser auch dieses Mal mit großer Mehrheit, dass in das denkmalgeschützte Wasserkraftwerk in den Maximiliansanlagen keine Gastronomie einziehen darf. Die Augustiner-Brauerei bekundet großes Interesse daran, das Maxwerk für ein Lokal zu sanieren. Zunächst sollte für bis zu 430 Gäste Platz sein, auf die heftige Kritik der BA-Mitglieder hin verringerte Augustiner die Plätze auf etwa 230. Das war den Stadtteilpolitikern nicht genug - und auch die Haidhauser Bürger überzeugt das offensichtlich nicht. Die Reduzierung sei "Augenwischerei", sagte der Antragsteller. "Ein paar Jahre später werden es eben mehr." Diese Ausweitung müsse "im vornherein verhindert werden." Zumal er angesichts umliegender Gastro-Angebote sagte: "Verdursten muss da keiner."

Mehr Infos zur Stammstrecke

Dem Bau der zweiten Stammstrecke steht seit der Befriedung der letzten verbliebenen gerichtlichen Auseinandersetzung auch im Münchner Osten nichts mehr im Wege. Deswegen forderten die Versammlungsteilnehmer mehr Informationen zu den künftigen Baustellen. Eine Anwohnerin des Orleansplatzes fand, dass bisher viel zu wenig informiert worden sei. Sie forderte eine "dauerhafte Informationsstelle im Viertel", an die sich Betroffene mit konkreten Fragen wenden könnten.

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