Haidhausen:Alles wie gehabt

Wiener Platz in München, 2016

Es gibt noch eine Chance: der Wiener Platz, so wie ihn alle lieben.

(Foto: Stephan Rumpf)

Das Einlenken der Stadt bei der Toiletten-Frage könnte die Marktstände am Wiener Platz in der jetzigen Form sichern

Von Julian Raff, Haidhausen

Drinnen muss bei Hygiene und Müllentsorgung viel geschehen, trotzdem wird der Wiener Markt vielleicht auch künftig den gewohnten Anblick bieten. Zwar konnten die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) bei ihrer Sondersitzung den Verantwortlichen vom Kommunal- und Kreisverwaltungsreferat (KVR) keine Zusagen zum Erhalt des urigen Stände-Ensembles abringen; hoffen lassen allerdings Zugeständnisse bei der umstrittenen Toiletten-Planung. Den vielleicht wichtigsten Beitrag lieferte Stefan Drexl, im KVR für Gaststättengenehmigungen zuständig. Seine Behörde würde sich mit je drei Gäste- und Personaltoiletten à drei Quadratmeter zufrieden geben. Damit wären insgesamt 18 Quadratmeter an neuer Fläche anzusetzen statt der 60 Quadratmeter, die der "Konsensrunde" im April als obligatorisch vorgelegt wurden.

Damit wäre man wieder beim alten Planungsstand von 17,5 Quadratmetern. Grundsätzlich reiche der Bestand mit zwei Personaltoiletten und Mitbenutzung der Anlagen im Hofbräukeller für Gäste jedenfalls nicht. Dagegen spreche, dass die sechs Stände mit Alkoholausschank dem Gaststättenrecht unterliegen, widersprach Drexl dem CSU-Bundestagsabgeordneten Wolfgang Stefinger. In seinem Einsatz für den Erhalt der Stände beruft sich Stefinger auf Auskünfte der EU-Kommission sowie auf ein Urteil des Berliner Verwaltungsgerichts. Die zitierten Ausnahmegenehmigungen gelten laut Drexl für "ortsveränderliche" Märkte mit fliegenden Händlern. Der Wiener Markt sei aber eine feste Ansammlung von Ladengeschäften und Gaststätten. Mit der Bündelung auf eine Toiletten-Einheit pro drei Betriebe schöpfe das KVR, laut Drexl, dennoch seinen Ermessensspielraum zugunsten der Marktleute aus. "Da sagen wir natürlich: Hurra", nahm Bernd Plank, Sprecher des federführenden Kommunalreferats, den Ball auf.

Auch sonst wurde der Tonfall im Lauf des Abends immer verbindlicher, nachdem sich Marktleute und KVR-Vertreter zunächst über die Auslegung von Vorschriften gestritten hatten. "Fischhäusl"-Betreiberin Sabine Grede fragte zum Beispiel empört, welche Keime sie sich denn bitte auf dem Weg vom Stand zur externen Toilette einfangen solle, wenn sie ihre Gäste eh im Freien bediene. Die Marktleute gegen sich aufgebracht hatte auch BA-Mitglied Nikolaus Haeusgen (CSU). Falls ein Händler zufällig das Geschäft aufgeben wolle, etwa aus Altersgründen, könne man sich ja den frei werdenden Platz sichern, dachte er laut nach.

Ihren Abschluss fand die leidenschaftliche Debatte im einstimmigen BA-Beschluss, wonach die Markthallen München ein Konzept zum Erhalt oder zum originalgetreuen Nachbau der Stände erarbeiten und durch das KVR technisch-rechtlich prüfen lassen sollen. Aufgeschlossener als bisher zeigten sich die Verwaltungsleute demgegenüber nun auch, nachdem der Landesdenkmalrat den Erhalt der Stände gefordert hatte. Den Weg dorthin könnten noch andere platzsparende Lösungen ebnen. Denkbar wären zum Beispiel unterirdische Abfallcontainer im nördlichen, per Müll-Lkw anfahrbaren Platzbereich. Raum schaffen könnte dort auch ein Ersatzbau für die winzigen, kaum nutzbaren "Ganserlpavillons", der den heute südlich situierten Blumenstand aufnehmen könnte. Der Brandschutz ließe den teilweisen oder kompletten Erhalt der Stände gerade noch zu: Falls ein Stand Feuer finge, kämen die Leute raus, ein Übergreifen der Flammen auf die Nachbarstände sei aber kaum zu verhindern, erklärte ein Vertreter der Feuerwehr.

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