Hadern/Laim:Konflikt an der Grenze

Die MVG will eine Haltestelle am Hönigschmidplatz verlegen, damit auch lange Busse sie anfahren können. In Hadern ist man einverstanden, in Laim aber fürchtet man Lärm und Stau und hätte lieber einen kürzeren Takt

Von Berthold Neff und Andrea Schlaier, Hadern/Laim

Die Senftenauerstraße markiert die Grenze zwischen den beiden Stadtvierteln Hadern und Laim - und wer den Hönigschmidplatz betritt, fühlt sich wie im Niemandsland. Ein richtiger Platz ist dieses Areal nicht, sondern nur ein Ort, an dem mehrere kleine Straßen enden. Kein Wunder, dass die Rathausfraktionen von CSU und SPD vor Kurzem in einem gemeinsamen Antrag forderten, den Platz zu gestalten, und zwar so, dass er endlich das wird, was er aufgrund seiner Lage sein könnte: ein Quartiersmittelpunkt für gleich zwei Stadtviertel.

Auslöser für das konzertierte Vorgehen der CSU-Stadträte Alexandra Gaßmann (Laim) und Johann Stadler (Hadern) sowie der SPD-Stadträte Verena Dietl (Laim) und Jens Röver (Sendling-Westpark) ist der Plan der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), die beiden Haltestellen der Buslinie 168 an dieser Stelle barrierefrei zu gestalten und eine davon zu verlegen. Die Bushaltestelle solle "am bisherigen Standort erhalten bleiben", heißt es in dem Antrag. Vor allem aber sollten die städtischen Experten Vorschläge machen, wie man dem Platz "mehr Aufenthaltsqualität und mehr Verkehrssicherheit" verschaffen könnte.

Aufgeschreckt wurden die Stadtbezirkspolitiker in Laim und Hadern bereits Anfang Februar, als ihnen das Baureferat die Pläne der MVG zur Stellungnahme übersandte. Daraus geht hervor, dass die MVG die beiden Haltestellen der Buslinie 168 am Hönigschmidplatz barrierefrei ausbauen und für die neuen, 18 Meter langen Gelenkbusse sowie für die 23 Meter langen Buszüge (mit Anhänger) ertüchtigen wollen. Dafür sei es nötig, die Bordsteinkante an beiden Haltestellen auf einer Länge von 23 Metern auf 18 Zentimeter anzuheben. Die Haltestelle für die stadteinwärts fahrenden Busse auf der Südseite der Senftenauerstraße (Hadern), vor dem Rewe, könne an der bisherigen Position verbleiben, nur zwei Bäume müssten gefällt werden.

Hadern/Laim: Die Haltestelle vor dem Supermarkt (rechte Straßenseite) soll bleiben.

Die Haltestelle vor dem Supermarkt (rechte Straßenseite) soll bleiben.

(Foto: Robert Haas)

Probleme gibt es aber an der Haltestelle Richtung stadtauswärts, die bisher an der Nordseite des Hönigschmidplatzes liegt, auf Laimer Gebiet. Dort sei, weil die Bäume in der Art einer Allee gruppiert sind und außerdem eine Grundstückszufahrt im Wege liegt, nicht genügend Platz für die 23 Meter lange Haltestellenkante. Deshalb will die MVG diese Haltestelle nach Osten verlegen, direkt gegenüber der bereits bestehenden. Die Umbauten sollen 2018 erfolgen und bis zu vier Monate dauern. Parkplätze gingen, so die Rechnung der MVG, durch die Umbauten nicht verloren, es bleibe bei der bisherigen Zahl.

Die Verlegung der Haltestelle stößt aber bei Anwohnern auf Protest. In den Sitzungen der Bezirksausschüsse Hadern und Laim protestierte vor allem eine Anwohnerin dagegen. Sie sieht ihr Haus, in dem die Kinderzimmer zur Straßenseite hin orientiert sind, durch die neue Haltestelle mit noch mehr Lärm und Abgasen belastet als bisher schon. Zu Stoßzeiten verkehre der 168-er Bus, der Nymphenburg Süd mit der Blumenau (Wastl-Witt-Straße) verbindet, alle sechs bis sieben Minuten, und wenn dann die Busse aus beiden Richtungen vor ihrem Haus hielten, sei dort pausenlos Lärm, zumal sich der Verkehr hinter den haltenden Bussen stauen werde.

"Als nächste Konsequenz werden dann Parkplätze wegfallen, weil die Busse genügend Platz brauchen, um einzugrätschen", argwöhnte die Klägerin im Laimer Bezirksausschuss. Sie frage sich, warum man in einer Straße mit dieser vergleichsweise geringen Breite überhaupt die Version mit den langen Bussen einführen müsse. Effektiver sei es doch, die Taktung der bisherigen kurzen Fahrzeuge auf eine Fünf-Minuten-Frequenz zu erhöhen. Die bis zu 23 Meter langen "Züge" erschwerten außerdem die Übersichtlichkeit etwa für die Autofahrer, die von den kleinen Seitenstraßen aus auf die Senftenauerstraße einbiegen wollten. Kurzum: Die Nachbarin bat die Stadtteilpolitiker, sich gegen die neue Situierung der Haltestelle auszusprechen.

Hadern/Laim: Ihr genau gegenüber soll der Bus in die Gegenrichtung künftig halten, statt am Hönigschmidplatz.

Ihr genau gegenüber soll der Bus in die Gegenrichtung künftig halten, statt am Hönigschmidplatz.

(Foto: Robert Haas)

In Hadern hatte sie damit keinen Erfolg. Am Montagabend sprach sich der Bezirksausschuss mit großer Mehrheit (nur zwei CSU-Mitglieder waren dagegen) für die Pläne der MVG aus. SPD-Fraktionssprecher Gerhard Fries: "Was die MVG vorträgt, finde ich schlüssig." Der CSU-Fraktionssprecher Peter Winklmeier, der auch den Verkehrsausschuss leitet, findet die Angst vor einem Stau in der Senftenauerstraße übertrieben, auch er stimmte für das MVG-Konzept. Der BA-Vorsitzende Johann Stadler (CSU) begründete sein Nein vor allem mit gestalterischen Fragen: "Das schaut doch greislich aus."

In Laim dagegen ist man ganz auf der Seite der Kritikerin. "Ich kann ihre Argumente voll nachvollziehen", erklärte Gremiumschef Josef Mögele (SPD). "Ein Buszug von 23 Metern Länge verursacht in der Senftenauerstraße ein Verkehrschaos." Dem vorliegenden Konzept wollen die Laimer auf keinen Fall zustimmen; in einem ersten Schritt sollte jetzt erst einmal der Bus-Takt erhöht werden, bevor man die langen Fahrzeuge einsetzt. Zusammen mit den Kollegen aus Hadern müsse man "das Thema", so Mögele, "noch einmal von Grund auf aufdröseln". Dafür stehen die Chancen nach dem Votum der Haderner vom Montagabend erst einmal schlecht.

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