Hadern:Verheizt

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Ärgernis: Aus den Containern (rechts) dringt Dauerlärm zu den Nachbarn. (Foto: Hess)

Nachbarn der Leichtbauhallen für Flüchtlinge an der Ecke Stiftsbogen/Schröfelhofstraße klagen über Dauerlärm und Vibrationen der Warmluft- und Lüftungsanlage. Zwei Mieter sind bereits entnervt ausgezogen

Von Berthold Neff, Hadern

Seit die Stadt auf einem Grundstück an der Ecke Stiftsbogen/Schröfelhofstraße zwei Leichtbauhallen für Flüchtlinge aufgestellt hat, können einige Nachbarn kaum noch schlafen, zwei Frauen sind aus ihren Mietwohnungen vorübergehend ausgezogen. In der Mai-Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Hadern klagten die Schwestern Ruth und Andrea Weinhart, dass sie seit März, als die beiden Hallen in Betrieb gingen und belegt wurden, wegen der ständigen Geräusche und Vibrationen, die offenbar von der Heizungs- und Lüftungsanlage ausgehen, kaum noch schlafen könnten. Auch tagsüber sei es in der Wohnung kaum noch auszuhalten. "Es ist so, als müsste man in einem Turbinenraum leben und übernachten", schilderten sie ihre Situation in der Wohnung an der Schröfelhofstraße 156.

Die Schwestern haben bereits das Baureferat eingeschaltet, um Abhilfe zu schaffen, aber entscheidend besser sei es auch durch die provisorische Verkleidung der Motoren nicht geworden: "Die Geräusche sind weniger geworden, aber das Vibrieren hört Tag und Nacht nicht auf." Deshalb appellierten sie an die Stadtviertel-Vertreter, sich dafür einzusetzen, dass die dauernde Lärmbelästigung von Fachleuten untersucht und beseitigt wird.

Das Grundstück, auf dem die zwei von der Stadt errichteten Leichtbauhallen stehen, gehört dem Freistaat. Ende vergangenes Jahres, als die Flüchtlingszahlen noch weitaus höher waren als heute, hatte die Regierung von Oberbayern auf lange Sicht geplant, an dieser Stelle eine Gemeinschaftsunterkunft für bis zu 300 Flüchtlinge zu errichten. Übergangsweise erlaubte man der Stadt, dort die beiden Leichtbauhallen mit einer Kapazität von insgesamt 100 Plätzen aufzustellen. Das erfolgte im Zuge des sogenannten Überbrückungsprogramms, das im vergangenen Sommer anlief, als die Zahl der Flüchtlinge sprunghaft stieg.

Die Wohnblocks, die unmittelbar an die beiden Hallen angrenzen, gehören der Stadibau GmbH, der Gesellschaft für den Staatsbedienstetenwohnungsbau in Bayern. Alleiniger Gesellschafter dieses Unternehmens mit einem Bestand von 5600 eigenen Wohnungen ist der Freistaat Bayern, vertreten durch das Finanzministerium. Das Grundstück, auf dem die beiden Hallen stehen, liegt teilweise über der Tiefgarage der Stadibau. Zwei Wohnblocks liegen noch näher an der Unterkunft als das Haus, in dem die beiden Frauen über das ständige Vibrieren klagen.

Die beiden Frauen, die nun ihre Wohnung verlassen haben, bis die "unerträgliche Situation der Lärmbelästigung und der Schallwellen" beseitigt ist, hatten bei der Stadibau auch nachgefragt, ob das Vibrieren von der Haustechnik des Wohnblocks komme, was die Stadibau jedoch ausschloss. Von etwaigem Lärm, der von den Flüchtlingen selbst ausgeht, sagten die beiden Frauen gar nichts. Das übernahmen andere Bürger, die ebenfalls in der Nähe der Unterkunft wohnen. Diese klagten, dass es auch nach 23 Uhr noch sehr laut sei, dass Tore aus Metall scheppernd zugeschlagen würden und einige Flüchtlinge gegen den Zaun uriniert hätten. Sie forderten, dass diese Zustände ein Ende haben müssten.

Die BA-Mitglieder hörten sich all diese Klagen geduldig an, Isabella Fiorentino (SPD) mahnte aber, dass alle in der Diskussion "sachlich bleiben" sollten. Das wurde weitgehend berücksichtigt. Irmgard Hofmann (SPD), die sich als Vorsitzende des Vereins "Miteinander leben in Hadern" für die Integration der Flüchtlinge einsetzt, kündigte an, sich so schnell wie möglich um eine Verbesserung der Situation zu kümmern. "Ich verstehe ihre Situation", sagte sie zu den Bürgern. Die Probleme der vergangenen Woche seien nicht zuletzt deshalb entstanden, weil die Sicherheitsfirma in der Unterkunft vor Kurzem ausgetauscht worden sei. Sie räumte ein, dass es "in den letzten Wochen viel Ärger gegeben" habe und fügte hinzu: "Das darf einfach nicht passieren." Für den Fall, dass es nicht sofort gelinge, die Situation zu verbessern, bat sie die Bürger "um Geduld und Verständnis".

© SZ vom 12.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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