Hadern:Stadt im Kleinen

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Es geht zügig voran: Auch diese beiden Wohnblocks müssen noch weichen, dann beginnt der Bau des neuen Quartiers. (Foto: Alessandra Schellnegger)

An der Ludlstraße in Hadern lässt die Gewofag 373 neue Wohnungen für fast 1200 Bewohner bauen. Der Altbestand, in dem es immer wieder zu sozialen Spannungen kam, ist großteils bereits abgerissen

Von Berthold Neff, Hadern

Die Abrissbagger haben ihr Werk schon fast erledigt, demnächst sind dann die Betonmischer dran, um an der Ludlstraße ein neues Viertel für fast 1200 Bewohner aus dem Boden zu stampfen. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewofag baut hier, an der Grenze zu Laim, eine Stadt im Kleinen, mit 373 Wohnungen, einem Haus für Kinder, einem Kindertageszentrum, zwölf Künstlerateliers, einem Familien- und Beratungszentrum, einem Quartierstreff und einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft; außerdem errichtet die evangelisch-freikirchliche Gemeinde Großhadern dort in eigener Regie ein Mehrgenerationenhaus.

"Wir sind stolz darauf, dass wir an dieser Stelle einen wichtigen Beitrag zur Stadtreparatur leisten können", sagt Gewofag-Chef Klaus-Michael Dengler am Montag bei einer ersten Führung über das Baufeld, auf dem die Kieslaster Ladung um Ladung wegbringen, damit als nächstes die Baugrube abgesteckt werden kann. Dengler sagt, die Gewofag habe schon kurz nach dem Wettbewerb für die Gestaltung des etwa 30 000 Quadratmeter großen Areals die Anlieger und den Bezirksausschuss informiert und von allen Seiten eine "positive Resonanz" auf das Vorhaben erhalten.

Es war ohnehin höchste Zeit dafür, denn die Bausubstanz in der Siedlung an der Ludlstraße war bereits in einem sehr schlechten Zustand. Die 374 Wohnungen waren überwiegend klein und allesamt nicht mehr zeitgemäß. Überdies hatte man einst, bei der Belegung der Sozialwohnungen, nicht auf eine ausgewogene Mischung geachtet, so dass es schnell zu sozialen Problemen kam. Robert Zengler, der bei der Gewofag zuständige Projektleiter, hat einen Teil seiner Kindheit in der Nachbarschaft verbracht und kennt die einstigen Probleme aus eigener Anschauung. Als dann auch noch die Autobahn am südlichen Rand des Viertels gebaut wurde, kam zu den sozialen Spannungen auch noch der Lärm hinzu.

Jetzt aber soll alles besser werden. Anstatt der zehn lang gestreckten Wohnblocks, die großteils bereits abgerissen wurden, setzen die Architekten (Büro "Alles wird gut" aus Wien) auf fünfeckige Punkthäuser, die dem Quartier einen individuellen Anstrich geben. Um das Areal vor dem Lärm der Lindauer Autobahn zu schützen, errichten sie direkt daran einen Wohnriegel mit einem ausgeklügelten Schallschutz, der gut vor dem Krach schützt.

Die Räume, in denen man sich weniger oft aufhält, sind nach Süden zur Autobahn hin orientiert, die Ruheräume in den Innenhof. Mehrere Ausbuchtungen in dem Riegel sichern den Bewohnern zusätzlich auch noch Sonne aus Osten und Westen. Dass die Häuser unterschiedlich hoch geplant sind, verhindert Monotonie. Obwohl die Zahl der Wohnungen unverändert bleibt, verdoppelt sich die Wohnfläche in etwa, weil die neuen Wohnungen deutlich größer sind. Die Tiefgarage mit 256 Stellplätzen entsteht in dem Bauabschnitt entlang der Autobahn. Die Zu- und Ausfahrten sind so angeordnet, dass die Ludlstraße vom Autoverkehr verschont bleibt. Am liebsten wäre es den Gewofag-Verantwortlichen, wenn sie ganz aufgegeben werden könnte. Welche Auswirkungen es haben wird, wenn die Ludlstraße gesperrt bliebe, kann man schon während der Bauarbeiten sehen, während dieser Zeit bleibt sie für den Individualverkehr zu.

Höchst zufrieden zeigt sich Gewofag-Chef Dengler auch damit, wie es gelungen ist, den bisherigen Mietern neuen Wohnraum zu verschaffen. Alle konnten untergebracht werden, und auch die 49 Mietparteien, die noch an der Ludlstraße leben, werden in anderen Gewofag-Wohnungen noch adäquat untergebracht. Die meisten von ihnen werden wohl später nicht zurückkehren, weil ihnen ein weiterer Umzug zu beschwerlich ist. Vergeben werden auch die neuen Ludl-Wohnungen über die städtische Internet-Plattform "Sowon".

Die Bautätigkeit beginnt zunächst im Norden des Areals, im Herbst soll die Baugrube fertig sein, damit die Arbeiten am Fundament noch vor dem Winter starten können. Danach geht es Schlag auf Schlag weiter, im Süden und im Westen. Die ersten Bewohner sollen Ende 2019 einziehen.

© SZ vom 25.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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